Langsam bewegt sich eine kleine Gruppe von Wanderern durch den Wald. Unter ihnen der italienische Regisseur Alessandro Piva. Der Dokumentarfilmer ist aufgebrochen, um die alten Straßen und Wege Süditaliens zu erkunden. Dorthin wo sich noch nicht täglich mehrere tausend Touristen durch die Straßen wälzen. Hoch oben in den Bergen Apuliens, in den Schluchten der Basilikata oder durch die Dörfer der Molise. Dort hofft er dem Stress der Großstadt zu entfliehen. Reisen als reinigende Erfahrung; ein stilles in sich gehen, anstelle eines hektischen Sightseeing-Programmes.

„Slow Travel“, nennt sich diese Art des Urlaubs – um einen in der Tourismusbranche üblichen Terminus zu benützen. Umweltschonend und für eine nachhaltige Aufwertung des kulturellen und landschaftlichen Erbes. Aber auch als Möglichkeit zur Diversifizierung des touristischen Angebots.
Finanziert hat Pivas Reise unter anderem das „Ministerium für Kulturgüter, kulturelle Aktivitäten und Tourismus“. Man hofft mit derlei Projekten eine Alternative zu den überlaufenen Regionen bieten zu können – eine Saisonbereinigung der Touristenströme der betroffenen Regionen, wie es so schön heißt.

Durch das Land – zu den Menschen

Für den Film begibt sich Piva auf die Spuren einer Ziegenherde über den Tavoliere delle Puglie von den Abruzzen nach Molise. 15 Kilometer liegen hier die meisten Dörfer voneinander entfernt – die Entfernung, die die Hirten mit ihren Ziegenherden an einem Tag zurücklegten. Er beschreitet den Weg der Kartausen durch Kampanien quer durch Buchenwälder und über das Hochplateau des Nationalparks des Cilento.

Natur pur! Und inmitten all dieser Wucht, hat der Mensch seine Wurzeln geschlagen. Piva trifft sie, die Bewohner der Regionen. Vom Hufschmied bis zum Koch, der Tiere züchtet und Gemüse zieht. Denn das Kochen, so ist der junge Mann überzeugt, fängt schon bei der Aussaat an. Er trifft Reiseführer, Pilger und Dorfbewohner – unter ihnen eine Wirtshausrunde von Herren, die Arbëresh spricht – die Sprache der alteingesessenen albanischen Minderheit in Italien. Nur Ciccio Mezzanotte trifft er nicht. Und doch hat dieser Eingang in den Film gefunden. In der Gemeinde Tricarico in der Basilikata werden Neuigkeiten noch per Lautsprecher verkündet. Der Händler aus Bari sei eingetroffen mit neuen Waren und Ciccio Mezzanotte sei ab sofort nur mehr über das Mobiltelefon zu erreichen.

Das ist urig, anderes ist interessant und lehrreich. Vieles ist poetisch. Etwa wenn Piva von einer giftigen Wolke von zeitgenössischen Ängsten spricht, die sich in unseren Herzen breit gemacht hat. Spätestens dann möchte man selbst los – nach Italien, in das Land, in dem die Zitronen blühen, auf den Spuren der alten Römer und der jungen Bildungsreisenden des 18. Jahrhunderts – aber auch der Ziegen, die sich langsam durch die Landschaft schlängeln.

Wer einstweilen in seiner Vorstellung auf Reisen gehen möchte: Zu sehen ist „Road to myself“ in Wien noch am 27. Juni. Italienische Weine und Produkte aus den Regionen sorgen zudem für das leibliche Wohl. Eintritt und Verköstigung sind frei!

Von zuhause anschauen

Roadshow für die Präsentation des neuen Dokumentarfilms
„ROAD TO MYSELF – Gehen auf antiken Wegen Süditaliens“. Ein Film von Alessandro Piva. Italien 2018. 38 Minuten.
27. Juni 2018, 18.30 Uhr und 20.30 Uhr
Showroom Across the Universe
Piaristengasse 18
1080 Wien

Geschrieben von Sandra Schäfer