Abseits des Rummels rund um die „547. Basler Herbstmesse“ treffen sich jedes Jahr Anfang November alternative Kunstliebhaber auf der „Summe“, einer über mehrere Projekträume der Stadt verteilten Ausstellung zu zeitgenössischen Kunst. Und ähnlich wie die Herbstmesse lebt die „Summe“ vom Charme der Zerstreutheit.

Verstreuter Vergnügungsrausch aus Tradition

Basel im Herbst bedeutet Jahrmarktszeit. Regelmäßig vor Martini suchen Stadtbewohner und andere Schweizer, sowie einige Touristen ihren Vergnügungsrausch bei der „Herbschtmäss“. Der Jahrmarkt hat Tradition und gilt als der Älteste und Größte der Schweiz. Dabei handelt es sich eigentlich um mehrere Rummelplätze, die über die ganze Stadt verteilt zu orten sind. Einer dieser Rummelplätze steht unter dem Motto der 80er Jahre und erzeugt bei so machen Besuchern nostalgische Gefühle. Neben Riesenrad, Geisterbahnen und Ringelspielen bietet „d’Mäss“, wie die Schweizer das Ereignis liebevoll nennen, natürlich auch die Möglichkeit zur Völlerei aller Art. Gegessen wird an den Ständen oder im Gehen. Und bei Schweizer Schmankerln wie Raclette oder Rosenküchli isst Frau und Herr Tourist wohl so gut und billig wie sonst nirgendwo in der Schweiz.

Mitten in diesem Jahrmarktstummel steht der „Keck Kiosk“. Er dient als Informationsstand für die Ausstellung „Summe“. Spätestens hier hat man als auswärtige Besucherin den Eindruck, dass die Zerstreutheit von Events ein Basler Erfolgsrezept ist. Denn genauso wie die Herbstmesse findet die Ausstellung an mehreren Orten gleichzeitig statt. In insgesamt 16 quer über die Stadt verteilten Projekträumen bietet die „Summe“ (die dieses Jahr mit Suppe und einer Performance von „Sad Girl singing“ und der Musik der „Planet Earth Allstars Band“ eröffnet wurde) ein Angebot an Subkultur und zeitgenössischer Kunst. Wer sich als Stadtfremder auf das vielfältige Angebot richtig einlassen möchte, der begibt sich auf Schnitzeljagd durch das Stadtgebiet. Mit Hilfe eines Planes bewegt man sich von einem Projektraum zum nächsten. Am Programm stehen neben den vielen Vernissagen beispielsweise auch eine Geschmacksinstallation, ein Experiment drucktechnischer Art oder eine Kunstpilgerreise. Vorträge und Gespräche runden das Kunstwochenende ab.

Vielseitige Performances im „Projektraum M54“

Eine Besonderheit an diesem ersten Novemberwochenende stellt für die vielen alternativen Kunstliebhaber der Performanceabend im Projektraum M54 dar. Ebenfalls zu sehen sind Bilder, die zur baldigen Versteigerung stehen. Nach Einschätzung eines anwesenden Kunsthändlers handelt es sich dabei um Arbeiten von unabhängigen Künstlern, die nicht von Galerien vertreten werden. Also Arbeiten, die geringen Marktwert haben, aber vom künstlerischen Standpunkt aus betrachtet durchaus beeindrucken. Das Highlight des Abends bilden die Performances. So trägt Marcel Forrer in Frauenkleidern Lieder von Fränzi Madörin vor – einer Sängerin der Frauenband „Les Reines Prochaines“. Dem folgt die Performance „talking heads“ von Pascale Grau und Claudia Grimm. Eine durch den Vortrag entstehende poetische Collage. Saskia Edens und Jérôme Karsenti’s Performance hingegen wirkt durch narrative Darstellung. Im Laufe der Performance wird ein maßgeschneidertes Hemd aus einer tonartigen Masse hergestellt, um es später anzuziehen und mit Zeichen zu versehen. Am Ende zieht der Darsteller das Hemd aus und sie formen ein Buch daraus. Der Performanceabend schließt mit einer fliegenden und brennenden Marionette im Freien. Wer das Festival allerdings in seiner kompletten Summe begreifen will, der sollte trotz der magischen Anziehungskraft des Feuers nicht an einem Ort hängen bleiben, sondern unbedingt auch die Vernissagen anderer Projekträume besuchen.

Σ -Summe – Eine Ausstellung der Basler Projekträume
 www.summe.xyz

Basler Herbstmesse
http://www.visitbasel.ch/basler-herbstmesse/basler-herbstmesse-2016.html

© Fotos: Helga Scheichelbauer

Geschrieben von Helga Scheichelbauer