Ein beiger Baumwollschal, einfache Goldohrringe und eine elegante Ledertasche: Für viele nicht unbedingt der Inbegriff afrikanischen Designs. Und doch – alle genannten Produkte stammen aus Afrika und werden von der gebürtigen Eritreerin Adiam Emnay in Wien auf der Online-Plattform „Dubaruba“ bei steigender Nachfrage verkauft.

Vor einigen Jahren nebenberuflich als Start-up gegründet, bietet „Dubaruba“ heute über 160 Produkte – hauptsächlich Schmuck, Mode und Interieur – von 20 DesignerInnen aus sechs afrikanischen Ländern an. Darunter Äthiopien – jenes Land, dessen traditionelle in Handarbeit gewebte einfarbige Baumwollschals für die Wahlwienerin damals den Impuls zur Gründung ihres Unternehmens lieferten. Im Zuge einer Reise auf eigene Kosten erworben, versuchte die studierte Sozialökonomin zunächst 30 Stück davon mittels Internet-Fertig-Homepage an den Mann beziehungsweise an die Frau zu bringen. Es funktionierte, die Nachfrage stieg und das Angebot wurde seitdem stetig erweitert. Verkauft wird noch heute, was selbst gefällt. „Die Sachen müssen ästhetisch ansprechend sein, die Qualität muss stimmen und sie müssen fair produziert sein“, so die engagierte Unternehmerin, die alle DesignerInnen persönlich in ihrer Werkstatt besucht hat. „Es geht mir vor allem darum, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und mich vor Ort von den Produktionsbedingungen zu überzeugen.“

In die Wirtschaft investieren

In ein Eck drängen lassen will sich die hauptberuflich als Dolmetscherin mit Flüchtlingen arbeitende Kleinunternehmerin aber nicht. „Ich möchte die Produkte nicht als Fair Trade oder unter dem Label des Charity vermarkten. Es gibt viele Unternehmen, die sagen: bei dem Verkauf geht ein Euro an diese oder jene Organisation, das heißt ich bitte die Leute um nichts anderes, als in meinem Namen zu spenden. Ich habe nichts gegen Spenden, aber das können die woanders auch, sie müssen dafür nicht bei mir einkaufen. Ich sehe mich mehr als Investorin. Es stimmt mich froh, wenn ich mir vorstelle, dass jemand durch mich Geld verdient hat und ich so und so viele Euro in die Wirtschaft eines Landes investiert habe.“
Wenn dabei auch noch Vorurteile abgebaut werden können, ist das ein schöner Nebeneffekt. Von Völkerverständigung möchte Adiam Emnay aber nicht sprechen, eher von einer Veränderung des Images im Kleinen. Immer wieder werde sie gefragt, ob sie nichts typisch Afrikanisches im Sortiment habe – ein weitverbreitetes Klischee, dass afrikanische Mode bunt sei. Wer unter den von „Dubaruba“ vertriebenen Produkten afrikanische Trachten oder für viele charakteristische bunt bedruckte Stoffe sucht, der sucht vergebens. Die meisten dieser im so genannten Waxprint-Verfahren hergestellten Stoffe werden nicht in Afrika erzeugt, sondern im großen Stil von Holland, China oder Indien nach Afrika exportiert. Dass dabei oftmals die einheimische Textilproduktion zum Erliegen kommt, ist kein unbekanntes und trotz allem leider weitverbreitetes Problem.
„Zu mir kommen vor allem Leute, die etwas Besonderes wollen und auch bereit sind, dafür etwas mehr Geld auszugeben.“ Eine Besonderheit sind vor allem die in Südafrika aus für die Industrie nicht mehr verwendeten Zementsacktaschen gefertigten Laptophüllen. Aber auch der schlichte Goldschmuck hat es vielen Kundinnen angetan. In 70 Prozent der Fälle wird dieser, wie die anderen Produkte auch, von Frauen gefertigt.

„Frauen denken nachhaltiger“

Für den Einkauf stellen genderbetreffende Überlegungen allerdings kein Kriterium dar. Trotz allem bekennt Emnay, mit Frauen bisher fast ausschließlich gute Erfahrungen gemacht zu haben. Auf die Frage von der Kulturfüchsin, ob Frauen im Rahmen einer Unternehmensgründung anders agieren als Männer, bemerkt die aktive Netzwerkerin: „Ich habe das Gefühl, dass Frauen nachhaltiger denken und Unternehmen langsamer aufbauen.“ In Zeiten, in denen viele Jungunternehmer oftmals nur daran interessiert sind, Firmen so schnell und so gewinnbringend wie nur möglich zu verkaufen, ein Gedanke, den verstärkt auch in Österreich zu debattieren des Öfteren angebracht wäre.

Dubaruba Website und Online-Shop: http://dubaruba.com/

Geschrieben von Sandra Schäfer