Das Jahr 2750 – längst ist die Menschheit durch Cyborgs ersetzt. Der Planet Erde gleicht – so lässt es das Bühnenbild zumindest vermuten – einer artifiziellen zu großen Teilen aus Plastik bestehenden Landschaft. Mittendrinnen ein Cyborg (Performerin Rosa Braber), freundlich, neugierig und oftmals melancholisch. Die Zukunft, sie gleicht einem Clubbesuch mit Easy Listening Musik, Krankheiten scheinen überwunden, ebenso der Tod. Da lässt sich eine gewisse Tristesse offenkundig nicht verleugnen. Beschäftigung findet der Cyborg mit der Nummer 19.21.5. im Spiel mit künstlichen Tieren auf künstlichem Rasen oder in der Gestaltung von Shows, die an das Unterhaltungsprogramm auf Luxuskreuzfahrten erinnern. Das Leben als Nachhall, ein Echo von menschlichen Verhaltensmustern, die ihre Notwendigkeit längst verloren haben.

Beinahe unschuldig, fast wie ein Kind spielt, sich Braber – von der auch Konzept und Text stammen – als Cyborg durch die von ihr kreierte schöne neue Welt – eingebettet als kleiner Punkt im großen Universum. Aufnahmen aus seinen unendlichen Weiten flimmern regelmäßig über die Leinwand auf der Bühne. Manch einer mag in diesen Bildern gar die Bewegung des Lichts durch Zeit und Raum erkennen. Von beiden scheint der Cyborg reichlich zu haben: Doch ohne Tod heißt es bis zum erneuten Big Bang des Universums inmitten des Weltalls herumzusitzen.

Als Theaterbesucher darf man für die Dauer von einer Stunde in die Zukunft reisen um dann wieder in sein auf Jahre befristetes Leben zurückzukehren. Dass der Ausflug eine gute Erinnerung hinterlässt ist letztendlich der stimmungsvollen Kulisse und dem wunderbaren Spiel von Braber zu verdanken, die sich mit Liedern wie „We are the People from utopia“ und David Bowies unvergesslichem Klassiker „Space Oddity“ in die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer singt. Zusammengefasst lässt sich feststellen: „Parallel/Utopia“ ist eine poetische Performance, die wohl die meisten Besucher melancholisch positiv gestimmt und ein bisschen nachdenklich mit einem Liedchen auf den Lippen in den weiteren Abend entlässt.

PARALLEL/UTOPIA
Science Fiction Performance von und mit Rosa Braber
5., 6. Mai, jeweils 20:30
Off Theater (WHITE.BOX)
Kirchengasse 41
1070 Wien
www.off-theater.at

Geschrieben von Sandra Schäfer

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