Es war im Jahr 1609 als Kepler von Prag aus sein bahnbrechendes Werk „Astronomia Nova“, welches die ersten zwei Kepler‘schen Gesetze (das heißt, die Gesetzmäßigkeiten des Umlaufs der Planeten um die Sonne) enthält, veröffentlichte und damit Geschichte schrieb. Das Buch, das letztendlich unser Verständnis vom Universum verändern sollte, fußte nicht zuletzt auf den Daten, die ihm der dänische Astronom Tycho Brahe zur Verfügung gestellt hatte. Nach dessen Tod übernahm Kepler seine Stelle als Astronom am Hof Rudolf II. in Prag. Wie sein Vorgänger teilte auch Kepler zunächst die Ansicht seiner Zeitgenossen eines (als Zeichen der Vollkommenheit Gottes) durch Kreisbewegungen geordneten Universums. Doch seine Berechnungen führten zu einem Umdenken. Kepler musste erkennen, dass sich die Planeten in ellipsenförmigen Bahnen um die Sonne bewegen. Damit folgte er (wie auch Galilei) der Ansicht Kopernikus, dass nicht die Erde das Zentrum des Universums sei und präzensierte dessen Weltbild. Trotz allem musste noch einiges an Zeit vergehen, bis das heliozentrische Weltbild sich durchsetzen konnte. Keplers Werk war anfangs ein eher bescheidener Erfolg beschieden, was laut dem Wissenschaftsjournalisten Thomas de Padova nicht zuletzt am äußerst kleinen Adressatenkreis der „Astronomia Nova“ lag. Kepler selbst empfand seinen Stil zudem als schwer zu lesen und urteilte über sein Werk, müde beim Wiederlesen zu werden. Um das thematisch-abstrakte Denken in der Wissenschaft auch für Laien verständlich zu machen, schrieb er in einem Brief an seinen Freund Matthäus Wackher von Wackhenfels als Antwort auf dessen Frage, ob der Mond von Lebewesen bevölkert sein könnte, einen kurzen fantastischen Text, der jedoch erst nach seinem Tod veröffentlicht wurde. Das Traktat handelt vom Traum einer Mondlandung. Dieser Traum sei 350 Jahre später in Erfüllung gegangen, betont Erich Gattringer.

Kepler in Linz

Geht es nach den Plänen des Linzer Obmanns des Vereins „Keplerforum“ soll ab 2024 ein planetares Keplerzentrum und eine die kulturellen Institutionen der Stadt (Ars Electronica Center, Linzer Schlossmuseum, Lentos) verbindenden Planetenseilbahn an das Wirken Keplers erinnern. Was viele Manchen nach wie vor nicht wissen – der Astronom verbrachte den Großteil seines Lebens (1612 bis 1627) als Landschaftsmathematikers in Linz. Hier findet er auch sein drittes Planetengesetz, ohne das es keine Raumfahrt gäbe. Für Gattringer erhält der Spruch „in Linz beginnt’s“ damit nochmals eine weitere internationale Bedeutung. Trotz allem, wer in Linz Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr sucht, sucht vergebens. „Linz tut nichts für Kepler“, so Gattringer. Für den Ingenieur und Architektur-Visionär mit einer der Gründe, warum es in Linz neben, lediglich nach Kepler benannten Gebäuden und Straßen, ein Kepler Zentrum mit umfangreichen Veranstaltungsprogramm geben sollte. Geplant sind Ausstellungen ebenso wie Vorträge und Tagungen zu unterschiedlichen Themen. Kepler war nicht nur Astronom, sondern leistete auch auf dem Gebiet der Optik außergewöhnliches. Während er sich in seinem Werk „Dioptrik“ mit der Wirkungsweise von Linsen, Brillen und Fernrohre beschäftigte, konstruierte er quasi nebenbei sein eigenes (Kepler’sche) Fernrohr. Derweil wollte der begabte Wissenschaftler eigentlich Pfarrer werden. Doch es kam anders. Nichtsdestotrotz verdient vor allem auch Keplers theologische Anschauungen, verstärkt Betrachtung, ist Gattringer überzeugt.

Schwere Zeiten

Wie auch wir heute lebte Kepler in einer Zeit der Krisen, gibt Gattringer zu bedenken. Neben den permanenten Anfeindungen, denen er aufgrund seiner religiösen Überzeugungen ausgesetzt war (Kepler war Protestant und wurde deswegen im Zuge der Gegenreformation aus Graz vertrieben, während er in Linz aufgrund seiner kritischen Äußerungen zu bestimmten Glaubensartikeln vom lutherianischen Landhausprediger vom Abendmahl ausgeschlossen wurde), kämpfte um die Freilassung seiner Mutter, die als Hexe verleumdet worden war, und hatte zudem im Laufe seines Lebens zahlreiche private Verluste zu erdulden. Eine Pockenerkrankung raffte seinen Sohn dahin und nur wenig später verstarb seine erste Ehefrau. Gegen Ende seines Lebens war Kepler ein unruhiges Dasein beschert. Durch seine langjährige Tätigkeit am kaiserlichen Hof im Verfassen von Horoskopen geschult, wurde er vom kaiserlichen Generalissimus Albrecht von Wallenstein in dessen Dienste aufgenommen. Seinen Lohn musste er wie schon zuvor im Dienste Rudolfs II. nach Wallenstein Tod mühsam versuchen einzutreiben. Immer wieder suchte er auch den Briefkontakt zu Galileo Galilei, der ihn letztendlich um zwölf Jahre überleben sollte. Es gäbe also wahrlich so einiges, dass es wert wäre, den Menschen im Keplerzentrum näher zu bringen.

Linzer Kepler-Planetenseilbahn (c) Verein Keplerfreunde LInz www.keplarium.at

Noch fehlen allerdings die nötigen Gelder, um diesen Traum, wie Gattringer sein Projekt selbst bezeichnet, verwirklichen zu können. Ziel ist es mit einem neuen Hauptsponsor (zwei der Hauptsponsoren mussten in der Vergangenheit das Handtuch werfen) bis 2024 sowohl das planetare Zentrum am Linzer Schlossberg sowie die „erste Österreichische Stadtseilbahn“ zu realisieren. Letztere gedenkt Gattringer passend zu einem weiteren großem Sohn Oberösterreichs mit Melodien Anton Bruckners zu bespielen. Um den für das Projekt benötigten Eigenmittelanteil an Geldern aufzutreiben, hat Gattringer bereits im Jahr 2011 eine Confiserie ins Leben gerufen. Die Überschüsse aus dem Verkauf sollen in das Projekt fließen. Pünktlich zum 450. Jahre Jubiläum ist zudem ein Kepler-Adventkalender mit biographischen Angaben zu Kepler sowie diversen Zitaten entstanden. Was der Astronom zu derlei architektonischen Vorhaben gesagt hätte, man kann nur raten. Als Mathematiker war er jedoch überzeugt, nur diese „allein befriedigt den Geist durch ihre außerordentliche Gewißheit.“

www.keplarium.com

Titelbild: Der großer deutsche Astronomiewissenschaftler Kepler © shutterstock

Geschrieben von Sandra Schäfer