Der 1. April: ein Datum, das seit Menschengedenken als Tag der verbalen, mehr oder weniger bewusst spaßigen assoziativen Irreführungen weltweit in die Annalen eingegangen ist. Doch zum Scherzen ist heuer weniger Anlass – hält doch das Virus Covid-19 die Welt in Bann. In den April schicken hat heuer einen unangenehmen Beigeschmack.
Anderseits ist Lachen – so die landläufige Meinung – durchaus gesund. Nicht zuletzt weil es Hoffnung vermittelt, Probleme in der Regel zwar nicht ausschalten, aber von diesen zumindest in gewisser Weise ablenken kann. Doch heuer ist doch vieles anders. Die Betreiber der Suchmaschine Google haben bereits angekündigt – und empfehlen dies auch ihren Mitarbeitern und nicht zuletzt indirekt den Nutzern – von traditionellen Schwänken am 1. April Abstand zu nehmen.

Ursprung im Dunkeln

Der Ursprung der Aprilscherze ist bis heute nicht eindeutig belegt. So wie bei vielen anderen überlieferten Riten tappen auch dabei die Forscher zu einem großen Teil im Dunkeln. Und das, obwohl sich die Menschen in Europa, Amerika und Indien schon seit Jahrhunderten am 1. April gegenseitig mit Aprilscherzen hereinlegen und zum Lachen bringen. Wie es genau zu diesem Datum kam, ist unbekannt. Stattdessen gibt es mehrere Erklärungsversuche.
Ein erster Hinweis geht auf das typisch wechselhafte Wetter des Aprils zurück – diese Erklärung würde jedoch nur für Europa passen, denn in Amerika und Asien ist das Wetter zu dieser Zeit des Jahres weit weniger wechselhaft. Zudem wäre da noch die „Bibel-These“, die auf das Herumschicken von Jesus von Pontius nach Pilatus am 1. April zurückgeht.

Eine weitere Variante lässt sich auf das Jahr 1564 datieren: Damals sorgte der Wechsel vom Julianischen Kalender zum Gregorianischen für Verwirrung. Da der Beginn des neuen Jahres zu dieser Zeit eine Woche lang gefeiert wurde (vom 25. März bis 2. April) und König Karl der IX. den Jahresanfang auf den 1. Jänner verlegte, gab es dennoch viele Leute, die zum Apriltag Einladungen zu den Neujahrsfeiern schickten.
Eine letzte – allerdings luftleere – These geht auf den Geschichtsprofessor Joseph Boskin zurück, der 1983 in einem Interview meinte, dass der Aprilscherz auf den römischen Kaiser Konstantin zurückzuführen sei. Damals hatte ein Hofnarr dem Kaiser vorgehalten, dass Narren besser regieren könnten – daraufhin wurde das Reich für einen Tag einem Hofnarren übergeben, der den Tag für allerlei Absurdes nutzte. Viele Medien druckten diese Geschichte ab und fielen somit selbst auf den Aprilscherz des Geschichtsprofessors hinein. Seine These war erfunden.

Jemanden in den April schicken

Historisch gibt es ein paar eindeutige Belege: Die Redewendung „Jemanden in den April schicken“ wurde erstmals 1618 in Bayern überliefert und gelangte mit den Auswanderern nach Nordamerika. 1854 scheint der Begriff „Aprilnarr“ zum ersten Mal in Grimms Deutschem Wörterbuch auf.
Es ist also lang gehegter Brauch, am 1. April seine Mitmenschen durch erfundene Geschichten oder Informationen in die Irre zu führen – der Schwindel wird mit dem Ausruf „April, April“ enttarnt. Längst ist es nicht mehr nur unter Kindern, in der Arbeit oder zwischen Freunden Brauch, sich in den April zu schicken und sich Scherze einfallen zu lassen. Auch große Konzerne und sogar Medien nehmen teil und erfinden Storys, die nicht immer sofort als falsche Neuheiten zu enttarnen sind.

Doch nicht nur der 1. April könnte in Verbindung mit Scherzen betrachtet werden, führt man sich die Liste so mancher kuriosen „Feiertage“ – selbst nur in den ersten Tagen des Monats April – zu Gemüte. Man könnte durchaus zur Erkenntnis gelangen, diese seien eine Prolongierung der Spaß-Idee des 1. April. So gibt es im vierten Monat des Jahres tatsächlich unter anderem einen „Internationalen Tag des Taschenrechners“, wie ebenso einen solchen „Der essbaren Bücher“, einen „Kissenschlachttag“ und sogar einen „Zeichne-einen-Vogel“-Tag. Wer ein Star Trek- Fan ist, kann seinen All-Phantasien am „Tag des ersten Kontakts“ – gemeint ist natürlich mit Außerirdischen – ausleben.

Gute Scherze als Angst-Linderung

Qintessenz: Gute Scherze können durchaus Ängste im Kopf lindern und Hoffnung vermitteln – auch am 1. April 2020. Doch diesmal nicht in der Gruppe und zwischen Freunden von Angesicht zu Angesicht, sondern am sichersten virtuell, via dem guten alten Festnetz-Telefon, oder in unserer von Informationstechnologie überschwemmten Zeit via Skype, Whatsapp oder Facetime.

Geschrieben von Stefan Weinbeisser