Die österreichische Band „Erwin & Edwin“ veröffentlicht mit „DES IS JO DES“ einen neuen Tonträger, der musikalisch eine Brücke zwischen Volkmusik und Elektrobeats schlägt und die kürzlich erfolgte Hinwendung der Band zum Dialekt unterstreicht. Mehr zur Entstehung des Albums erzählen Simon Graberger (Schlagzeug, Posaune, Vocals) und Valentin Reiter (Bassstrompete, Gesang) im Interview mit Musikredakteur Robert Fischer.

Entgegen euren Anfängen, wo ihr noch Englisch gesungen habt, sind „Erwin & Edwin“ aktuell nach wie vor im Dialekt unterwegs? Warum dieser Wechsel?

Simon Gramberger: Zu Beginn haben wir viele Instrumentals gemacht und für ein internationales Publikum produziert. Abgesehen von den Features „Wien“ mit Alix und „Nudlsuppn“ mit der Gesangskapelle Hermann wollten wir nur auf Englisch texten und singen. Damals war auch deutschsprachige Musik überhaupt nicht cool, das war noch vor dem Hype um Bilderbuch und Wanda. Nachdem Ende 2017 zwei unserer Gründungsmitglieder die Band verlassen haben, mussten wir uns neu orientieren, da kam dann der in Berlin geborene Alix dazu. Somit war klar, dass unser nächstes Album „Power“ deutschsprachig wird. Als sich auch Alix 2020 aus der Gruppe verabschiedete, blieben vier Landeier mit wenig Songwriting-Erfahrung übrig. Da ich immer schon am Schlagzeug moderiert und gesungen hatte, beförderte ich mich kurzerhand vom Drummer zum Frontman. Und weil mir (und auch den anderen Band-mitgliedern) der Dialekt am nächsten ist, stellte sich schnell heraus, dass es in diese Richtung weitergehen wird. Im Nachhinein sehe ich das alles als eine sehr organische Entwicklung.

Am Album gibt es zwei Kooperationen mit der Gesangskapelle Hermann. Warum?

Simon Gramberger: Ich bin neben „Erwin & Edwin“ auchGründungsmitglied der Gesangskapelle Hermann. Die beiden Bands sind vor über zehn  Jahren entstanden und haben sich seither stetig weiterentwickelt. Bei der Gesangskapellehat zu Beginn Bernhard Höchtel das Songwriting alleine gemacht, mittlerweile sind dortalle kreativ involviert. Bei „Faschiert“ einer der beiden Kooperationen, hat zum Beispiel Simon Scharinger den Textgeschrieben und Berni die Musik. Die Grundidee zu unserem Remix hatte allerdings Produzent Hanibal Scheutz („5/8erl in Ehr’n“). Der bastelte irgendwannzum Spaß eine ziemlich „clubbige“ Version von dem Song, und ich dachte mir, dass dersuper zu „Erwin & Edwin“ passen würde. Wir haben dann noch Bläser und Gitarre dazugegeben, und fertig war der Remix!

Valentin Reiter: Bei „Miad & Hinig“ hatte ich ganz am Anfang nur eine Textidee, die ich in einem vier-stimmigen Satz vertonen wollte. Musikalisch wollte ich eine eingängige, leicht melancholisch-hymnische Melodie reinbringen. Mit diesem Anfangsmaterial haben Simon und ich weitergetextet, und den Song später gemeinsam mit Bernhard Höchtel von der Gesangskapelle in ein Pop-Balladen-Gewand gepackt.

Wie entstehen bei euch generell neue Lieder?

Valentin Reiter: Ganz unterschiedlich, vieles entsteht bei uns aus Ideen für die Konzerte. Aus Schmähsauf Tour wird oft ein Grundgerüst geboren und dann daheim in der Produktion ausgefeilt.Das „Elektro Gstanzl“ vom neuen Album ist dafür ein gutes Beispiel.Manche Songs entwickeln sich natürlich auch aus Ideen einzelner Bandmitglieder. Simon liefert oft Beats und Basslinien als Grundgerüst für Songs wie „Woswasi“, Michaelmelodische Gitarren-Hooks wie bei „Des Is Jo Des“ und ich hab wie schon erwähnt „Miadund Hinig“ aus einer Textidee musikalisch weitergesponnen.Im Gegensatz zu früher, wo unser Ex-Trompeter Christoph Detschmann das meiste alleine geschrieben und produziert hat, nehmen wir mittlerweile auch gern Input von außen an. Für das Songwriting am neue Album hatten wir Hilfe von Bernhard Höchtel (Gesangskapelle), Florian Ritt (Folkshilfe), textlich holten wir uns Unterstützung von Jonathan Gruber (Joshy) und Simon Scharinger (Gesangskapelle), und das Producing hat bei einigenSongs David Raddish (Moop Mama u.a.) übernommen.

Könntet ihr zwei Songs des neuen Albums näher beschreiben?

Simon Gramberger: Nehmen wir mal „Woswasi“, den ersten Track nach dem Intro, her. Ich hatte da nur diese allseits beliebte und teilweise inflationär verwendete Phrase als Textidee, wusste aber noch nicht wo es da inhaltlich hingehen soll. Gemeinsam mit Jonathan Gruber alias Joshy sind wir dann auf den Gedanken gekommen, dass Leute teilweise absurd viel Zeit und Geld in Esoterik oder Spiritualität investieren. Musikalisch wird das dann vor allem im Prechorus durch die fast meditativen Sounds unterstützt – da könnte man sich fast dazu auf die Yogamatte legen. Beim Refrain muss man dann halt sofort wieder aufspringen und tanzen! Ein krasses Gegenstück dazu ist die „Semperpolka“: Valentin und ich wollten noch etwas Passendes zu dem schon vorhandenen „Elektro Gstanzl“ auf dem Album haben. Musikalisch ist das schon eher im ländlichen Zeltfest als dem Club in der Stadt angesiedelt. Inhaltlich haben wir versucht, einen satirischen Bogen durch verschiedene Gesellschaftsschichten zu spannen. Im Refrain, der schon fast Schlagercharakter hat, wird dann die alle vereinende Wurschtigkeit besungen: „Und ist das Leben noch so schwer, am nächsten Tag schert es mich dann gar nicht mehr.“

Wie kam es zum lustigen CD-Cover von „DES IS JO DES“? Wer hatte denn die Idee dafür?

Valentin Reiter: Das mit dem Cover ist leider ein bisschen in die Hose gegangen. Ursprünglich entstand bei einer Probe im Musikheim in Ampflwang, der Heimatgemeinde unseres neuen Schlagzeugers Simon Harringer, eine Plastik-männchen-Idee. Auslöser ist wahrscheinlich unser Hang zur Unkompliziertheit gewesen. Wir wohnen alle an ganz unterschiedlichen Orten in Österreich und es ist oft schwierig, sich zu fünft zu treffen. Da haben wir uns gedacht, es wär doch nett, Miniaturversionen von uns zu haben, mit denen wir leicht Content erschaffen können. So gut die Idee auch war, sind wir (zum Glück) im letzten Moment draufgekommen, dass uns da wahrscheinlich die dänische Kunststoffbauklotzfirma markenrechtlich ganz schön unangenehm am Kragen hätte. Jetzt ist das Cover des Albums doch unser Tourplakatfoto mit den Pokalen geworden. Die Pokale werden wir übrigens auf Tour mitnehmen und den motiviertesten Tanzgästen überreichen!

Mit welchem nationalen oder internationalen Künstler beziehungsweise Künstler*in würdet ihr gerne einmal ein Duett singen?

Simon Gramberger: Sowohl in der Musik als auch im Kabarett gibt es da schon einige Kandidaten, mit denen wir gerne Mal was machen würden. „Deichkind“ und Peter Fox beziehungsweise „Seed“ sind seit jeher Idole von uns, aber auch Gerhard Polt oder Mnozil Brass. Die Liste könnte wahrscheinlich noch ewig weitergehen, schauen wir mal was die Zukunft bringt

Wie lauten eure Zukunftspläne?

Valentin Reiter: Uns macht das mehrstimmige Singen im Dialekt irrsinnig spaß, deswegen werden wir mit Sicherheit diese bandinterne Neuheit weiter verfolgen. Den guten alten Techno haben wir aber natürlich immer schon ins Herz geschlossen und es kommen auch wieder elektronischere Tracks, versprochen!

Simon Gramberger: Jetzt bringen wir erst mal die neuen Songs auf die Bühne. Im Sommer spielen wir einige Festivals, die wir auch als Vorbereitung für die Clubtour im Herbst nutzen können. Da sitzen die Nummern dann sicher richtig gut! Es gibt jedenfalls tatsächlich schon wieder neue Song-Ideen, also wird es bis zum nächsten Release voraussichtlich nicht wieder fünf Jahre dauern.

Live-Termine:
20.7. Open Air, Pförring
26.7. Der Krater Bebt, Megesheim
27.7. Biergarten Festival, Katharinenberg
03.8. Heimatsound Festival, Oberammergau
16.8. Krone Fest, Linz
24.8. Weingassenfest, Haugsdorf
28.9. Brausilvester, Grieskirchen
25.10. Zauberberg, Passau
26.10. Orpheum, Graz
31.10. Bühne im Hof, St. Pölten
21.11. Rockhouse, Salzburg
22.11. Posthof, Linz
23.11. Wuk, Wien
28.11. Ampere, München
29.11. jubez, Karlsruhe
30.11. Vaudeville, Lindau

https://www.erwinundedwin.com/

Titelbild: Erwin & Edwin Albumcover „DES IS JO DES“

Geschrieben von Robert Fischer