„Wenn ich mit meinem Dackel von Grinzing heimwärts wackel“ ist nicht nur der Text eines bekannten Wienerlieds, sondern auch ein Bild, das sich jedem von uns schon einmal geboten hat. Herrchen und Hund friedlich vereint nach einem geselligen Abend.
Doch wie hat sich diese Partnerschaft über die Jahrhunderte entwickelt? Wie fühlt sich die Welt für die Vierbeiner an und können Mensch und Tier tatsächlich lernen einander besser zu verstehen?

Fragen, die im Naturhistorischen Museum Wien in der Sonderschau „Hund und Katz“ noch bis Mitte April beantwortet werden. Zum Einsatz kommen dabei allerlei ausgefeilte Techniken – neben mehreren Stationen, in denen man in Frage- und Antwortspielen sein Wissen testen (und vermehren) kann, sind das ein spezieller Videoscreen (mit Handsensoren und Geruchssimulator), der dazu einlädt den Alltag aus der Perspektive von Hund und Katz zu erfahren sowie ein Parkour, in denen die Besucher ihre Fähigkeiten mit denen der beliebten Vierbeiner vergleichen können. „Klassische“ Formen der Ausstellungspräsentation wie eine Auswahl an Filmen und Schaustücken informieren zusätzlich über die Geschichte der Haustierhaltung.

Kleine Geschichte des Zusammenlebens

Zeit nehmen sollte man sich also auf jeden Fall. Denn wie lässt sich sonst erfahren, dass die Art und Weise wie wir mit Hunden und Katzen zusammenleben der wandelnden Bedeutung des Bürgertums im 19. Jahrhundert zu verdanken ist. Waren Hunde davor – abgesehen von diversen Schoßhündchen adeliger Damen – vor allem für die Jagd oder als Beschützer von Haus und Hof im Einsatz, so entwickelte sich mit der Zeit auch in den Städten ein reger Hunde- und Katzenboom und dazu eine Industrie rund um die immer beliebter werdenden Haustiere. Der Anfang zum Hundesalon, Hundesitter, Regalen voll Katzenspielzeug und sonstigem Accessoires, die unseren vierbeinigen Freunden einen abwechslungsreicheren Alltag garantieren sollen.
Ein Alltag, der sich für Mensch und Tier Dank eines gewissen Außenseitertums entwickelt hat. Denn für die Domestizierung genutzt wurden jene Tiere, die es in freier Wildbahn schwerer hatten im Gegensatz zu ihren Artgenossen an genügend Nahrungsmittel zu gelangen. Sie begannen sich in der Nähe der Menschen herumzutreiben. Eine Entwicklung, die bei Hunden vor über 20.000 Jahren ihren Anfang nahm. Vom Alter dieser Partnerschaft zeugen in der Ausstellung die Körper zweier Hundewelpen, die vor rund 12.460 Jahren vermutlich im Zuge der Mammutjagd an der Seite von Menschen einem Erdrutsch zum Opfer fielen. Ebenfalls zu sehen: die Mumie eines Löwenbabys sowie eine Auswahl an Tierpräparaten.

Für die Kunstliebhaber unter den Museumsgängern befindet sich eine kleine aber feine Auswahl an Gemälden an der Wand. Diese hätte jedoch durchaus umfangreicher ausfallen können – eroberte doch gerade die Katze im 19. Jahrhundert die Leinwände.

Auf den (Wiener) Hund gekommen

Durchaus umfangreicher beziehungsweise regional abgestimmter – nicht nur im Zuge eines reichhaltigen Rahmenprogramms abgedeckt – hätten auch die vorgenommenen Adaptionen der vom Pariser „Stadt der Wissenschaft und Industrie“ übernommen Ausstellung werden können. Denn vor allem was die Verhaltensforschung von Hunden angeht, ist man in Wien bestens aufgestellt. So verfügt das Messerli Institut, das seit mehreren Jahren an der Veterinärmedizinischen Uni beheimatet ist, über ein so genanntes „Clever Dog Lab“, in dem die treuen Vierbeiner auf ihre kognitiven Leistungen hin geprüft werden können. Die zweite wichtige Forschungsstätte des Instituts befindet sich in Ernstbrunn. Es handelt sich dabei um das so genannte „Wolf Science Center“. Hier können Hunde mit ihren Stammherren, den Wölfen, direkt verglichen werden. Dadurch ergeben sich wertvolle Einblicke darüber, was auf dem Weg zur Domestikation passiert ist. Und nicht zuletzt wusste schon Wiens wissenschaftliches Aushängeschild Sigmund Freud bei besonders schweren Fällen seinen Chow-Chow dazu zu holen. Was dieser wohl zu Gustave Caillebottes in der Ausstellung gezeigten Gemälde „Richard Gallo und sein Hund Dick am Ufer der Seine bei Petit Gennevilliers“ gesagt haben würde? – bei der Betrachtung drängt sich unweigerlich die Frage auf: wer hier mit wem Gassi geht. Der vermutlich berühmteste Kater, der modernen Unterhaltungsliteratur, Garfield (der leider durch Abwesenheit glänzt) hätte vermutlich gesagt „als das Hirn verteilt wurde, war er gerade gassi“ – ein schlecht gewähltes Zitat im Übrigen, denn Hund und Katz können entgegen der oftmals geäußerten Meinung durchaus Freunde sein.

Hund & Katz
Noch bis 2. April 2018
Naturhistorisches Museum Wien
Burgring 7
1010 Wien
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Montag 9:00 – 18:30 Uhr, Mittwoch 9:00 – 21:00 Uhr, Dienstag geschlossen
www.nhm-wien.ac.at

© Fotos: NHM Wien, Alice Schumacher

Geschrieben von Sandra Schäfer