Das neueste Werk aus der Feder des bekennenden Krimiautors wirkt so gar nicht Wolf Haas. Aber irgendwie dann doch, denn diese zart knospende Liebesgeschichte in Zeiten von Ölkrise, Sinalco und Renault 5 lässt auf eine Zeit lange vor der heutigen und die Leser darauf schließen, dass hier vermutlich ein Hauch von Autobiographie mit im Spiel sein könnte.

Und so kam es, dass ich in neun Wochen fünfzehn Kilo verlor und meine Unschuld

Dass es sich bei der ach so zart knospenden Liebesgeschichte um keine Schmonzetten-Romanze handelt, ist klar. Wär ja dann auch kein Haas.
In „Junger Mann“ wird aus der Ich-Perspektive die Geschichte eines dreizehnjährigen Stimmbrüchigen erzählt, der in den Ferien seine Brötchen als Tankwart verdient. Gehüllt in eine elegante rote Jacke der Firma Shell und mit blonder Beatles-Haarpracht geht er seiner Arbeit mit äußerster Gewissheit nach und seinem Chef zur Hand. Dieser hat nämlich nur mehr Daumen und kleinen Finger übrig, was ihn jedoch zum Meister im Öffnen von Tankdeckeln kürt. Der „junge Mann“ wähnt sich wohl in seinem Tankwart-Dasein. – Bis zu diesem einen Tag, an dem ihn während des Eiskratzens hinter der Windschutzscheibe heraus völlig unvorbereitet Elsas zauberhaftes Lächeln trifft. Doch nicht nur die Windschutzscheibe, sondern leider auch einige Kilos zu viel auf der Waage trennen ihn von Elsa – ganz zu schweigen von deren Ehemann, Fernfahrer Tscho. Doch Liebe kennt bekanntlich keine Grenzen, und so kommt es, dass der junge Mann in neun Wochen fünfzehn Kilo und mit ihnen seine Unschuld verliert.

Der Dreizehnjährige, der auf die Waage stieg und sich um den Verstand verliebte

Ja, der neue Wolf Haas mag anders sein. Jedoch erfrischend anders und unglaublich unterhaltsam. Im Zuge der Lesung am Schauspielhaus Graz gab der Autor Auszüge aus seinem jüngsten Werk zum Besten und konnte sich selbst das eine oder andere Schmunzeln nicht verkneifen. Was das Ganze nur noch sympathischer und das Buch umso amüsanter wirken ließ. Ach ja: Und Lachen verbrennt angeblich so einige Kalorien. Da kann man sich gleich getrost den neuen Haas einverleiben – man wird es mit Sicherheit nicht bereuen.

Portrait Wolf Haas © Josef Perndl

Haas, Wolf: Junger Mann. Verlag: Hoffmann und Campe. 2018. 240 Seiten. ISBN: 978-3-455-00388-8

Text und Titel-Foto: © Katharina Hoi

Der Artikel erschien erstmals auf Kulturwoche

Geschrieben von Katharina Hoi