Den Internationalen „Austausch zwischen Theaterschaffenden aus aller Welt und dem
heimischen Publikum“ zu schaffen sowie wie einen Dialog „zwischen verschiedenen Kunstformen“ herzustellen, ist seit 20 Jahren Anliegen des Figurentheaterfestivals „PannOpticum“. Im Jahr 2003 von der Figurenspielerin, Regisseurin und Bühnenkünstlerin Karin Schäfer gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, dem Kulturmanager, Peter Hauptmann gegründet möchte das (alle zwei Jahre stattfindende) Festival außergewöhnliche, unvergessliche und bewegende Theatererlebnisse für Erwachsene, Jugendliche, Kinder und Familien bieten. Ein Vorhaben, das – wirft man einen Blick in das Programm – auch dieses Jahr von Erfolg gekrönt zu seien scheint – verspricht doch bereits die Eröffnung am 2. September mit „Kar“ ein Feuerwerk an Kreativität zu werden.

Ursprünglich hätte das Musik / Objekttheater der tschechischen Gruppe „Fekete Seretlek & Studio DAMÚZA“ bereits 2020 zu sehen sein sollen, musste jedoch aufgrund von Corona verschoben werden. Umso erfreulicher ist es, dass der internationale Festivalhit rund um die Romanfigur Anna Karenina heuer auch in Neusiedl am See sein Publikum finden darf. Die Zuschauer*innen erwartet eine „einzigartige Dekonstruktion traditioneller Theaterformen“, so Hauptmann. Animierte Objekte treffen auf rhythmische Kompositionen und befinden sich in einem ständigen Prozess der Verwandlung.

Do-it-yourself

Ein wichtiges Stichwort „Verwandlung“: ob es sich um Gegenstände des Alltags, ausgeschnittene Papierfiguren oder um Buchstaben aus Schaumstoff handelt – es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig es braucht, um aus leblosen Dingen belebte Figuren voller Geschichten entstehen zu lassen. Wer sich davon persönlich überzeugen möchte, dem sei beispielsweise Yael Rasoolys Papiertheater und Schauspiel „Papercut“ empfohlen.
Mit ihrer Abschlussarbeit begeisterte die israelische Theatermacherin und Sängerin in der Vergangenheit bei zahleichen Festivals. Die Geschichte einer „Sekretärin, die nach Büroschluss an ihrem Schreibtisch aus alten Fotos und Zeitschriften eine imaginäre, romantische Welt erträumt“ wurde mittlerweile bereits über dreihundertmal aufgeführt und ist dieses Jahr erneut in Neusiedl am See zu sehen. Ebenfalls zum zweiten Mal bei „PannOpticum“ zu erleben, wird heuer auch „poemas visuales“ von Altmeister Jordi Bertran sein. Das „Buchstabencabaret“, an dem Karin Schäfer während ihrer Zeit in Barcelona mitgearbeitet hatte, war bereits bei der ersten Festivalausgabe 2003 im Burgenland zu Gast.

Eine Welt für sich

Alle Jahre wieder findet mittlerweile das Workshop-Programm, bei dem die Festivalgäste auch selbst Hand anlegen können, statt. Heuer heißt es für Interessierte jeden Alters mit unter anderem aus Pappe, Papier und Klebstoff Figuren entstehen zu lassen. Die fantasievollen Kreaturen werden am Sonntag bei einer gemeinsamen Parade am Festivalgelände auftreten.

Einen (oder mehrere) Blick(e) wert ist/sind auch die Theaterköpfe des „Electric Circus“ aus den Niederlanden – die Zuseher*innen finden sich in einem von der Außenwelt hermetisch abgeschlossenen Kopfes wieder – sowie das „Cabinet Fatalia“ der deutschen Kunstschaffenden Stefan & Bärbel Voigt. Das mobile Schaukabinett versteht sich als (begehbare) Mischung aus Wunderkammer, Objekttheater und Klangexperiment.

Film ab!

In diesem bunten Reigen der Kunstformen, darf vor allem auch das bewegte Bild nicht fehlen: Dementsprechend erwartet nicht nur Filmliebhaber*innen eine für den Filmbrunch von Gerald Weber von sixpackfilm getroffene Auswahl an animierten experimentellen Kurzfilmen (mit Arbeiten von Billy Roisz, Veronika Scubert, Stefanie Sargnagel, Virgil Widrich und Oskar Salomonowitz), sondern auch ausgewählte Animationsfilme von der tschechischen Künstlerlegende Jan Švankmajer.
Ebenfalls im Programm befinden sich: „die soubretten“ nach Motiven von Jean Genet von den Studierenden der HfS Ernst Busch sowie das Low-Tec-Flug-Spektakel „Pick mich auf!“ der österreichischen Gruppe „Spitzwegerich“

Für Kinder ab vier Jahren bietet „der Koch, eine Wurst und das verrückte Huhn“ (der Gruppe „babelart Theater“ aus Österreich) Gelegenheit in die wunderbare Welt des Figurentheaters einzutauchen.
Nicht verpassen sollte man auch, die als Familienprogramm kuratierten Aufführungen von Irene Vecchias Handpuppenspiel „Pulcinella“ sowie das „poetische Labor der Bilder, Objekte und Klänge“ („Ici et La“) der französischen Gruppe „La Main d’Œuvres“. Letzteres ein visuelles Theater, das seine Zuschauer*innen auf eine Reise durch die Jahreszeiten schickt. In diesem Sinne: „Bon Voyage“ – man sieht sich in Neusiedl am See.

PannOpticum
2. bis 4. September 2022
Festivalgelände: Mittelschule, Sportzentrum 3, Neusiedl am See
www.visualtheatre.productions/de/pannopticum

Titelbild: Spitzwegerich (A) „Pick mich auf!“ Ein Low-Tec-Flug-Spektakel

Geschrieben von Sandra Schäfer