Das Licht geht aus, unheimliche Gestalten erscheinen und das Grauen nimmt seinen Lauf. Was wir im realen Leben um keinen Preis erleben wollen lässt uns im Kino vor Freude jauchzen. Der Horrorfilm ist populär wie eh und je und dominiert auch diesen Herbst mit dem /slash Filmfestival (von 21. September bis 1. Oktober) das Wiener Festivalgeschehen. Auf dem Programm stehen heuer über 50 Filme aus dem weiten Feld des fantastischen Films. Fans des Genres stehen dementsprechend in den nächsten Wochen stressige Tage bevor. Aber auch unerfahrenes Publikum kann bei der breiten Auswahl des Festivals fündig werden. Gerade der fantastische Film verfügt trotz des oft geäußerten Vorwurfs seiner Eingeengtheit über eine Vielzahl von Spielarten. Von Splatter über Gore und Sexploitation bis hin zum Slasher oder Shocker – er ist so bunt wie das Kino selbst und das ist das schöne, ebenso international.

Japan, Belgien, England, die USA, Spanien, Italien u.v.m: sie alle haben es in der Vergangenheit erfolgreich getan: Horrorfilme hervorgebracht, die unsere Lust am Angstgefühl befriedigen, ungeschönt politische und soziale Kritik üben oder ob ihres Aberwitzes einfach nur Spaß machen. So finden sich im Spielplan des Festivals von der dreiteiligen „Fantastic Shorts Competition“ mit Filmen von rund um den Globus inklusive österreichischer Beiträge über die Fortsetzung von Klassikern des Genres („Cult of Chucky“ von Don Mancini) und Neuverfilmungen („It“ von Andrés Muschietti mit dem das Festival am 21. September eröffnet wird) bis hin zum Animationsabenteuer („My Entire High School Sinking Into The Sea“ von Dash Shaw mit den Stimmen von Jason Schwartzman und Susan Sarandon) alles was das Herz begehrt. Aber auch schrill bunte Manga-Verfilmungen wie „Jojo’s Bizarre Adventure“ von Takashi Miike dürfen heuer natürlich erneut auf keinen Fall fehlen. Der japanische Kult-Regisseur ist dieses Jahr gleich mit drei Filmen im Programm vertreten. Darunter auch mit seinem 100sten Film „Blade of the Immortal“ – ein 140minütiges Samurai-Drama mit jeder Menge Schwertkämpfen und allem was die Protagonisten noch so in die Finger kriegen.

„Pope of Trash“ in Wien

Mit John Waters gastiert heuer ein weiteres Urgestein in der Geschichte des Kinos beim Festival – und zwar in persona. Der amerikanische „Meister der Geschmacklosigkeit“ hat nicht nur eine Auswahl seiner eigenen Filme – von „Pink Flamingos“ über „Female Trouble“ bis hin zu „Polyester“ – mit im Gepäck, sondern gestaltete zudem ein kleines Programm mit drei seiner Lieblingsfilme. Darunter auch der Klassiker „Tremors“ (in Österreich eher unter dem Titel „Im Land der Raketenwürmer“ bekannt) von Ron Underwood, der am letzten Festivaltag über die Leinwand flimmern wird. Ebenfalls am Abschlussabend wird Stargast Waters seine One-Man-Show „This Filthy World“ im Gartenbaukino zum Besten geben. Zudem wird im zu Ehren nicht zuletzt in Gedenken an seinen bekanntesten Film „Hairspray“ ein Beehive Wettbewerb organisiert. Der oder die mit den am kunstvollsten aufgetürmten Haaren gewinnt.

Aber auch Neulinge am Regie-Stuhl erhalten bei /slash eine Chance ihre Filme dem Wiener Publikum zu präsentieren. Eingang ins Programm gefunden haben unter anderen das Regie-Debüt „This Giant Papier Mache Boulder is Actually Really Heavy“ von Christian Nicolson – eine Liebeserklärung an das prä-digitale Science-Fiction-Kino – sowie die Neuentdeckung des belgischen Kinos Jérome Vandewattyne, dessen Film „Spit’n’Split“ ebenfalls zu sehen sein wird.

Vom Angestellten bis zum Zombie

Von den Organisatoren ebenfalls wärmstens empfohlen wird auch „Dave Made a Maze“ von Bill Watterson – laut Programmheft „eine der größten filmischen Überraschungen des Jahres“ und eine Hommage an die „Erwachsenenkinderfilme“ von Steven Spielberg.

Interessant dürfte auch „Mayhem“ vom Joe Lynch werden. Wer wissen will wie aus Schreibtischtätern hemmungslose Triebtäter werden, der ist in dieser Slapstick-Komödie mit jedem Menge Gemetzel richtig. Mitten drinnen im Office-Irrsinn „The Walking Dead“-Star Steven Yeun, der sich dieses Mal weniger mit Untoten als mit überforderten Angestellten herumplagen muss.
In die Welt des Zombie-Films führt hingegen „It Stains the Sands Red“. Regisseur Colin Minihan setzt statt auf Zombie-Massen auf ein einfaches Bedrohungsszenario, eine Frau alleine gegen einen Zombie.

Dass Frauen auch erfolgreich Filme in diesem Genre machen beweist „Bitch“ von Marianna Palka – eine feministische Fantasy-Satire, in der sich eine überforderte Hausfrau und Mutter in eine knurrende Hündin verwandelt.
Besonders schräg wird es mit Sicherheit auch bei „Meatball Machine Kodoku“ von Yoshihiro Nishimura. Der Vertreter des japanischen Gore-Kinos führt besonders plastisch vors Auge was passiert, wenn außerirdische Parasiten den menschlichen Körper zu diversen Transformationen stimulieren. Der fantastische Film bringt eben manchmal die wundersamsten Kreationen hervor.

/slash – Festival des fantastischen Films
21. September bis 1. Oktober 2017
Filmcasino Wien
Margaretenstraße 78, 1050 Wien
Gartenbaukino
Parkring 12, 1010 Wien
www.slashfilmfestival.com

Geschrieben von Sandra Schäfer