Weltstadt Wien. Über 1,8 Millionen Menschen nennen die Donaumetropole mittlerweile ihr Zuhause. Wie viele Tiere sich unter die menschlichen Bewohnerinnen und Bewohner mischen ist weitaus schwieriger zu eruieren. Von Haustieren wie Hunden, Katzen, Meerschweinchen usw. einmal abgesehen nehmen wir zumeist gar nicht wahr welche Artenvielfalt sich eigentlich um uns herum tummelt. Und doch begegnen wir vielen davon täglich. Von den Ameisen auf der Terrasse über die Tauben und Spatzen am Dach bis hin zu den Pferden, die Touristen sowie Wiener zum Sightseeing oder zu besonderen Anlässen im Fiaker durch die Stadt kutschieren.

Über manche Tiere wie die Enten im Park freuen wir uns, von anderen wie Gelsen, Mücken und Wespen fühlen wir uns gestört. Doch hin und wieder kreuzen auch scheue Stadtbewohner unseren Weg. So kann wer abends nach Hause spaziert und dabei die Augen offen hält beispielsweise neben der einen oder anderen Maus gelegentlich sogar einen Fuchs, Marder oder eine Fledermaus erblicken. Rund 30 verschiedene Arten haben Wien als Lebensraum auserkoren. Wer die kleinen Luftakrobaten in Aktion sehen will, hat die Möglichkeit im Lainzer Tiergarten – einst kaiserliches Jagdrevier, heute ein beliebtes Naherholungsgebiet am Stadtrand von Wien – an organisierten Fledermausführungen teilzunehmen. Ihren Lebensraum teilen sich die Tiere mit Rehen, Hirschen, 94 verschiedenen Vogelarten sowie mehreren Hundert auf dem Gelände beheimateten Wildschweinen. Wer Hilfe beim Beobachten dieser Tiere benötigt, kann sich Informationen zur Wildtierbeobachtung beim Verein „StadtWildTiere“ holen. Auf der Internetseite des Projektes erhält man nicht nur wertvolle Informationen zu Sichtungsgebieten und Verhaltensregeln im Umgang mit den unterschiedlichen Tierarten, sondern auch die Möglichkeit seine Beobachtungen selbst einzutragen.

Längst zur Meisterschaft in der Tierbeobachtung gebracht haben es die Fotografen der Internetseite „Wiener Wildnis“. Mit ihren Bildern von nachtaktiven Füchsen und sich versteckenden Igeln, laufenden Mäusen und graziös schwimmenden Schwänen haben die Fotografen und die von ihnen abgelichteten Stadttiere über die letzten Jahre eine stets wachsende Fangemeinde in ihren Bann ziehen können. Zudem werden regelmäßig urbane Safaris angeboten.
Geführte Wanderungen in den Lebensraum der Tiere bieten auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Nationalparks Donauauen. Besonders zu empfehlen sind die Exkursionen ins Biberrevier. Einst nahezu ausgestorben ist der Biber in den letzten Jahren auch in Wien wieder heimisch geworden.

Lebensraum Zoo

Eine wichtige Rolle in punkto Wissensvermittlung nimmt auch der Tiergarten Schönbrunn ein. Der 1752 gegründete Zoo gilt als der älteste der Welt und wurde mehrfach zum attraktivsten Europas gewählt. Seine positive Bewertung und den großen Beliebtheitsgrad hat der Tiergarten vor allem den diversen neuen Tiergehegen und der in den letzten Jahren verstärkt durchgeführten Sanierungen der bestehenden historischen imperialen Anlagen zu verdanken. Einen wichtigen Platz in der Agenda nimmt neben der Vermittlungsarbeit der weltweite Artenschutz ein. Mit dem Projekt „Polar Bears International“ unterstützt der Wiener Tiergarten unter anderem eine Initiative zur Rettung der Eisbären. In der „Eisbärenwelt Franz Josef Land“ kann man die Tiere fern ab ihrer Heimat unter anderem beim Schwimmen in einem der insgesamt 630.000 Liter fassenden Becken beobachten.

Für Schlagzeilen sorgte der Tiergarten in den letzten Jahren jedoch vor allem aufgrund des Abkommens mit der Volksrepublik China, dem der Zoo seine beliebtesten Bewohner zu verdanken hat: Die Panda-Bären. Die in freier Wildbahn gefährdeten Tiere sorgen hierorts regelmäßig für Nachwuchs der Panda-Population. Im Gegenzug unterstützt der Tiergarten die Schaffung von Panda-Reservaten in China. Dermaßen großes Aufsehen und Publikumsinteresse wie die Pandas erlebte davor nur ein Tier; die Giraffe. Als die erste Giraffe 1828 den Wiener Tiergarten bezog waren die Menschen davon derart angetan, dass sich eine große Begeisterung für den aus den Steppen Afrikas stammenden Paarhufer mit seinem langen Hals breit machte, die sogar zur Kreation eines Theaterstückes, zweier Kompositionen sowie einer „Giraffentorte“ führte.

Ebenso sichtbar in die Höhe wie der Kopf der Giraffe im Schönbrunner Zoo ragt im Bezirk Mariahilf das „Haus des Meeres“. Der Aqua Terra Zoo und Tiergarten im Herzen Wiens beherbergt das älteste Großaquarium Österreichs und hat seit 1959 in dem ehemaligen Flakturm bzw. Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg seinen Standort. Auf neun Etagen können Besucher nicht nur in die Welt des Meeres eintauchen, sondern auch im angeschlossenen Tropenhaus – einem vorspringenden Glasanbau – verschiedene Äffchen bei der Körperpflege beobachten. Zudem bietet der Zoo die Möglichkeit Wissenswertes über die Geschichte der Wiener Flaktürme zu erfahren. Von den Nationalsozialisten erbaut, dienten diese riesigen Beton- und Stahlkolosse einst der Abwehr von feindlichen Bombern sowie dem Schutz der zivilen Bevölkerung. Heute drehen im Betonbunker im Esterhazypark Haie, Rochen und Seepferdchen ihre Runden. Mit dem „Atlantik-Tunnel“ – ein 500.000 Liter fassendes Aquarium mit volltransparenter Röhre – verfügt das Haus seit kurzem über eine weitere Besucherattraktion. Zudem befindet sich eine Forschungseinrichtung mit einer Seepferdchenzucht im Haus. Wie auch der Schönbrunner Tiergarten bietet das Haus des Meeres die Möglichkeit eine Tier-Patenschaft zu übernehmen, um dabei zu helfen, dass sich der Schützling in Wien ein Stückchen „heimischer“ fühlt.

Honig für Wien

Dafür, dass sich diverse Bienenvölker in Wien wohlfühlen sorgen unter anderem diverse Stadtgärtner. Im Gegensatz zu vielen ländlichen Regionen wo Monokulturen vorherrschen finden die vom Aussterben bedrohten Insekten in der Stadt reichlich unterschiedliche Nahrungsquellen. Stadtimker – wie die Mitarbeiter des Vereins „Stadtbienen“ – betreuen die Bienenvölker, die mittlerweile an den ungewöhnlichsten Orten ein Zuhause gefunden haben. Vom Dach des Naturhistorischen Museums und dem Wiener Konzerthaus über das Rathaus bis hin zum Dach des Stephansdoms – an den unterschiedlichsten Orten wird mittlerweile Honig produziert.

Über den Dächern und in alten Gemäuern

Den Luftraum und die Dächer teilen sich die fleißigen Insekten mit den Wiener Turmfalken – mit 250 bis 400 Brutpaaren die häufigste Greifvogelart im Stadtgebiet von Wien. Seit 2010 sind die Wienerinnen und Wiener im Rahmen eines Forschungsprojektes (Turmfalkenprojekt Wien) dazu aufgefordert Meldung von Brutplätzen zu liefern, damit die Tiere besser erfasst und auch in Zukunft über Wien fliegen können.

Seit mittlerweile 450 Jahren in Wien beheimatet sind die Lipizzaner der Wiener Hofreitschule. Untergebracht sind sie in der so genannten Stallburg. 1565 erbaut, ist es Wiens ältestes und bedeutendstes Renaissancegebäude. Die Tiere zählen zu den berühmtesten, die die Stadt zu bieten hat. Doch ob edler Hengst mit Jahrhunderte altem Stammbaum oder kleine Maus am Stadtrand von Wien: Tiere verdienen es mit dem nötigen Respekt behandelt zu werden. Oftmals beginnt dieser mit dem Wissen um ihr Dasein und der Achtung ihres/unseres Lebensraums.

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Links:
www.stadtwildtiere.at
www.wien.gv.at/umwelt/wald/erholung/lainzertiergarten/freizeit/zentrum.html
www.wienerwildnis.at
www.donauauen.at
www.stadtbienen.org
www.facebook.com/Turmfalkenprojekt-Wien-344988054481

Adressen:
Tiergarten Schönbrunn
Schönbrunner Schlosspark.
(Haupteingang über den Park über das Hietzinger Tor erreichbar)
Öffnungszeiten: Täglich ab 9:00 Uhr geöffnet
www.zoovienna.at

Haus des Meeres – Aqua Terra Zoo Wien im Esterhazypark
Fritz-Grünbaumplatz 1
1060 Wien
Tel +43 1 587 14 17
Öffnungszeiten: Täglich 9 – 18 Uhr, Donnerstag 9-21 Uhr
www.haus-des-meeres.at

Lainzer Tiergarten: Öffnungszeiten täglich 8-21h,
www.wien.gv.at/umwelt/wald/erholung/lainzertiergarten

Spanische Hofreitschule Wien
Besucherzentrum (unter der Michaelerkuppel)
Michaelerplatz 1
A-1010 Wien
www.srs.at

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Geschrieben von Sandra Schäfer