„Es ist wieder Eis Bahn, adieu ihr Musen, oder mit hinaus auf die Bahn!“, versuchte schon Johann Wolfgang von Goethe seine Zeitgenossen einst zum Eislaufen zu animieren. Der Dichter war neben Klopstock ein glühender Verfechter des Schlittschuhlaufens.

Literarische Aufzeichnungen, die sich mit dem Eislaufen beschäftigen, existieren jedoch bereits lange vor der Zeit als Goethe den bald allseits beliebten Freizeitsport entdeckte. Eine erste Erwähnung findet sich beispielsweise in der altgermanischen Überlieferung der „Edda“. Gelobt werden in diesen frühen Schriften vor allem die kämpferischen Fähigkeiten auf dem Eis. Zum Gleiten verwendeten die Läufer von damals an die Schuhe geschnallte Tierknochen, die eingefettet, hohe Geschwindigkeiten erlaubten In Gebrauch waren aber auch Stöcke, die zur Stütze und zur rascheren Fortbewegung auf dem Eis dienen sollten. Vor allem in den Niederlanden boten die gefrorenen Kanäle einen wichtigen Transportweg beziehungsweise eine Möglichkeit im Rahmen von Botenfahrten schnell von A nach B zu gelangen Erst mit der Entwicklung des „Holländischen Schlittschuhs“ – ein Holzunterschuh mit Holz-Eisenschiene – war man ab dem 14. Jahrhundert nicht mehr länger auf einen Stock angewiesen.

Eislaufen in der Kunst

Noch heute lassen sich frühe niederländische Eisläufer in Gemälden bewundern. So tummelt sich beispielsweise in einer Kopie des von Pieter Bruegel dem Älteren Mitte des 16. Jahrhundert angefertigten Gemäldes „Winterlandschaft mit Vogelfalle“, das von Pieter Bruegel der Jüngere im Wiener Kunsthistorischen Museum erhalten ist, eine Menschenmenge auf dem Glatteis. Ebenfalls aus der Zeit von 1564/65 stammt Pieter Bruegel der Ältere berühmtes Meisterwerk „Jäger im Schnee“, in dessen Bildhintergrund eine Gruppe von Schlittschuhläufern ihre Bahnen zieht. Einen sich auch im Gemälde selbst befindlichen Österreich-Bezug gibt es in „Schlittschuhlaufen auf dem Stadtgraben in Brüssel“ des Flämische Künstler Robert van den Hoecke: im rechten Bildrand beobachtet der Habsburger und damalige Stadthalter Erzherzog Leopold Wilhelm von seiner Kutsche aus das Treiben.

In Österreich angekommen

Von den Niederlanden ausgehend verbreitete sich das Eislaufen schließlich erfolgreich über England, wo sich die ersten Vereine bildeten, nach ganz Europa und Übersee aus. Erste Zeugnisse des Eislaufens lassen sich für Österreich kurz vor der Zeit der Zweiten Türkenbelagerung 1683 belegen. In Abraham a Sancta Claras „Huy und Pfuy der Welt“ sind in Kupferstich ausgefertigt auch Eisläufer zu erspähen.
Während sich die adelige Gesellschaft besonders zu Zeiten Maria Theresias beim Schlittschuhlaufen auf den gefrorenen Teichen rund um die Schlösser vergnügte, wurde das Eislaufen beim einfachen Volk lange Zeit hingegen weniger gerne gesehen. Diese ließen sich trotz allem davon nicht abhalten und liefen unter anderem auf dem 1803 eröffneten 63 Kilometer langen Wiener Neustädter Kanal. Spätestens jedoch mit der Gründung der Eislaufvereine (1867 wurde der Wiener Eislaufverein gegründet, 1883 entstanden Vereine in Innsbruck, 1889 in Graz und 1890 in Klagenfurt) war das Schlittschuhlaufen endgültig in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Bewegung auf dem Eis entwickelte sich von da an rasch auch zum Leistungssport.

Einen großen Einfluss auf die erfolgreiche Entwicklung des Eiskunstlaufs, sowie auf die Eislaufbegeisterung des ausgehenden 19. Jahrhunderts überhaupt, ist auch in Österreich dem amerikanischen Eiskunstlaufpionier Jackson Haines zu verdanken. Nur wenige Wochen nach der Eröffnung des Wiener Eislaufvereins versetzte er das Publikum mit seinen Kunststücken in Staunen. In Folge trat der amerikanische Schlittschuh – eine mit der Schuhsohle verbundene Metallkonstruktion – der ein besseres Manövrieren auf dem Eis ermöglichte, seinen Siegeszug an. Unter den Besuchern war damals auch ein gewisser Eduard Engelmann. Nachdem er zunächst im Garten seines Grundstückes im heutigen Bezirk Hernals durch Aufspritzen rund um den alten Nussbaum für Freunde und Familie eine Eisfläche anlegen ließ, gründete er in Folge einen Eislaufplatz und damit gleich eine ganze Eislaufdynastie. Sein Sohn, Eduard jun. sollte später beseelt von der Idee auch bei wärmeren Temperaturen dem Eissport frönen zu können, zum Konstrukteur der „1. Freiluft-Kunsteisbahn“ der Welt werden.

Frauen aufs Eis

Spätestens zu jener Zeit war es auch den Frauen – ausgehend von einigen Pionierinnen wie unter anderem hierzulande die Burgschauspielerin Auguste Baudius – endgültig gelungen das Eis für sich zu erobern. Aufs glatte Terrain hatte frau sich in der besseren Gesellschaft lange Zeit vor allem in Schlitten, die von Männern gezogen wurden, gewagt. Nicht selten – so manche Überlieferung – haben die männlichen Charmeure versucht, ihre Begleiterinnen durch kleine Kunststückchen zu beeindrucken. In manch amerikanischen Hollywoodfilm scheint diese Tradition in moderner Form nach wie vor lebendig. Nach wie vor existieren unzählige Filme, in denen wir Paare beim ersten Date über das Eis gleiten sehen. Alle Jahre wieder beglückt uns auch hierzulande der amerikanische Exportschlager „Holiday on Ice“ mit seinen kitschig-romantisch inszenierten Gastspielen (coronabedingt können Zuschauer nach abgesagten Vorstellungen allerdings mit der Show „Supernova“ erst nächstes Jahr wieder zu den Sternen reisen).

Auf eine ebenso alte Gründungsgeschichte wie „Holiday on Ice“ kann die Wiener Eisrevue, die sich aus der Eisrevue des mehrmaligen österreichischen Eiskunstlaufweltmeister Karl Schäfer heraus entwickelte und die nach dem Verkauf in „Holiday on Ice“ aufging, zurückblicken. Kurz nach Kriegsende gegründet, wurde die Wiener Eisrevue in den kommenden Jahren, nicht zuletzt dank der bewegenden Melodien des aus dem Exil heimgekehrten Operettenkomponisten Robert Stolz, zum Botschafter Österreichs in der Welt. Die Eisrevue versprach Glamour in einer Zeit der wirtschaftlichen Entbehrung. Heute glitzert vor allem der Wiener Eistraum, der jedes Jahr mit einem Mehr an Eisfläche aufwartet.

Titelbild: Georg Emanuel Opitz (auch Opiz) (Künstler), Eislaufen im zugefrorenen Hafen des Wiener Neustädter Kanals vor dem Stubentor, 1805, Wien Museum Inv.-Nr. 42937, CC0 (https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/121387/)

Geschrieben von Sandra Schäfer