In einem weiteren Teil der Reihe „Denkmäler in Wien“ widmet sich die Kulturfüchsin jenen Politikern, Sozialreformern und Volkstribunen, die die Geschehnisse in der österreichischen Hauptstadt vom Kaiserreich bis in die Zweite Republik aktiv mitgestaltet haben und auch heute noch in Form von Monumenten unter uns weilen.

Von Herzögen und Bürgermeistern

Zu den Denkmal-Projekten des liberalen Großbürgertums zählen, neben Denkmälern für Erfinder und Künstlern, auch die Errichtung von Statuen zu Personen, die zur Geschichte der damaligen Residenzhauptstadt durch ihre Taten in enger Beziehung standen. Ein frühes Beispiel hierfür bildet die Denkmalgruppe auf der damaligen Elisabethbrücke, die 1867 enthüllt wurde. Unter den geehrten Personen finden sich Namen wie der Architekt der Karlskirche, Johann Bernhard Fischer von Erlach, der Babenberger-Herzog Heinrich II. Jasomirgott oder Österreichs erster Erzherzog, der Habsburger Rudolf IV. der Stifter. Als die Brücke wegen der Überbauung des Wienkanals 1897 abgerissen wurde, fanden die acht Figuren ihr neues Heim auf dem Wiener Rathausplatz, wo sie auch heute noch stehen. Eine Besonderheit stellt hier die Statue des jüdischen Beraters Maria Theresias, Josef Freiherr von Sonnenfels, dar. Dieser wurde während der Herrschaft der Nationalsozialisten entfernt und durch eine Kopie des Denkmals von Christoph Willibald Ritter von Gluck ersetzt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg konnte das Sonnenfelsdenkmal wieder am Rathausplatz aufgestellt werden.

Das erste große Denkmal für einen Kommunalpolitiker, galt dem Bürgermeister der Stadt Wien von den Jahren 1861 bis 1868, Dr. Andreas Zelinka. Es fand 1877 seinen Platz im Stadtpark in unmittelbarer Nähe der Ringstraße. Dies stellt insofern eine Besonderheit dar, da bis zu jener Zeit die Nähe zur Ringstraße nur Personen von internationaler und nationaler Bedeutung vorbethalten war.

Von den Denkmälern der Liberalen hin zu den Christlichsozialen

Mit dem Liebenberg-Denkmal erhielt 1890 ein weiterer Bürgermeister seine Ehrung im Gebiet der Wiener Ringstraße. Auf Liebenberg, der zwischen 1680 und 1683 Bürgermeister von Wien war, war man im Zuge der Vorbereitung zur 200-Jahrfeier anlässlich der Befreiung Wiens von den Türken gestoßen. Das Denkmal wurde 1890 in Anwesenheit des aktuellen Bürgermeisters Johann Nepomuk Prix enthüllt. Laut dem Historiker Markus Kristan wurde neben der Bedeutung des Denkmals als Bollwerk der christlichen Kultur gegen die Türken noch ein weiterer Aspekt der damaligen liberalen Stadträte sichtbar. Diese glaubten „Wien als ‚Bollwerk der modernen Kultur’ gegen die ‚Türken von heute’, gegen die Christlichsoziale antisemitische Partei verteidigen zu müssen, so Kristan.

Tatsächlich sollte die Christlichsoziale Partei den Liberalen, laut Kristan, mit der Eingemeindung der Vororte (zweite Stadtrweiterung 1892) letzendlich „den Todesstoß“ versetzen. Die neuen Wählerstimmen stärkten vor allem die aufstrebende Massen-Partei um Dr. Karl Lueger, der schließlich von 1897 bis 1910 Bürgermeister von Wien wurde. Bald nach seinem Tod sollte dieser ebenfalls mit einem Denkmal geehrt werden. Die Arbeiten hierzu wurden zwar bereits 1913 begonnen, mussten allerdings aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs abgebrochen werden. Weshalb das große Denkmal auf dem heutigen Dr.-Karl-Lueger-Platz erst 1926 enthüllt werden konnte. Es zeigt den ehemaligen Bürgermeister umgeben von vier Steinfiguren (Arbeiter mit Gasrohr, Landarbeiter, Greis und trauernde Frau mit Kind), die auf dessen politisches Betätigungsfeld (Kommunalisierung der Gas- und Elektrizitätsversorgung, Schaffung des Wald- und Wiesengürtels um Wien, Bau des Versorgungsheims in Lainz sowie Witwen- und Waisenfürsorge) hinweisen.

Lueger selbst hatte sich im Laufe seiner Amtszeit verstärkt verschiedenen Denkmalprojekten angenommen. So hatte er sich unter anderem bei der Entstehung des Deutschmeisterdenkmals von 1906 entscheidend eingemischt. Laut Denkmalexperten Gerhard Kapner fand unter der Regierung Luegers der Übergang vom unabhängigen Denkmalkomitee, wie es das liberalen Bürgertum propangiert hatte, hin zur Denkmalssetzung durch die „öffentliche Hand“, die sich verstärkt in die Gestaltung einmischte, statt. Dies wird auch beim Georg-Coch-Denkmal auf dem heutigen Georg-Coch-Platz ersichtlich. Georg Coch war Ökonom und hatte sich als erster Direktor des neuen Österreichischen Postsparkassenamtes unter anderem für den Postscheckverkehr eingesetzt. Die Postsparkasse wurde als Sparkasse der „kleinen Leute“ durch die Christlichsoziale Partei gefördert. Es war also kein Wunder, dass sich diese ohne zu zögern der Denkmals-Setzung annahm. Laut Georg Kapner handelt es sich bei dem Denkmal schlichtweg auch um eine antiliberale Demonstration, die gegen das reiche liberale Großbürgertum gerichtet war.

Denkmäler des „Roten Wien

Mit dem Erfolg der Sozialdemokratischen Partei im Jahre 1919 eroberte bald eine neue politische Bewegung den öffentlichen Raum. Im Stadtbild sind die Spuren des Roten Wien vor allem an den zahlreichen Gemeindebauten abzulesen, die in der Zwischenkriegszeit entstanden waren. In den nach großen SPÖ Politikern benannten Höfen zieren oftmals Porträtbüsten, Standbilder und Reliefs die Wohnhausanlagen. Zu dem bekanntesten Denkmälern, die zur Zeit des Roten Wien entstanden sind, zählt das Republikdenkmal am Dr.-Karl-Renner-Ring. Das Denkmal wurde am 12. November, genau zehn Jahre nach Ausrufung der Ersten Republik, enthüllt. Es zeigt mit den Büsten von Jakob Reumann (erster sozialdemokratischer Bürgermeister), Victor Adler (Begründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei) und Ferdinand Hanusch (schuf als Staatssekretär für soziale Verwaltung die Grundlagen des modernen Sozialstaates) drei große Sozialdemokraten, die sich um die Errichtung der Ersten Republik verdient gemacht haben. Im Rahmen des Austrofaschismus wurde das Denkmal zuerst mit Kruckenkreuzfahnen verhüllt und schließlich abgetragen. Nicht das einzige sozialdemokratische Denkmal, welches dem Austrofaschismus – die in dieser Hinsicht den Nationalsozialisten zuvor gekommen waren – zum Opfer fiel. Das Republikdenkmal wurde am 12. November 1948 erneut enthüllt.

Denkmäler nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg initiieren die Österreichischen Parteien SPÖ (Sozialdemokratische Partei Österreichs), ÖVP (Österreichische Volkspartei) und KPÖ (Kommunistische Partei Österreichs) bis 1955 vor allem Denkmäler, bei denen sie den Opfern des Krieges aus den eigenen Reihen gedenken wollten. Doch auch ehemalige Staatsmänner wurden von SPÖ und ÖVP mit einem Denkmal geehrt. Auf Seiten der SPÖ wäre hier vor allem das Denkmal zum Wiener Bürgermeister (1945 bis 1951) und Bundespräsidenten (1951 bis 1957) Theodor Körner sowie das von Alfred Hrdlicka geschaffene Renner-Denkmal am Rathausplatz zu nennen. Auf Seiten der ÖVP, das Denkmal für Julius Raab (Bundeskanzler 1953 – 1961) am Dr.-Karl-Renner-Ring (Volksgarten).

2005 kam es zudem zu einer Denkmal-Enthüllung des ehemaligen Präsidenten Chiles, Salvador Allende (nachdem im Übrigen auch eine Gemeindebau benannt ist) sowie (unter zahlreichen Protesten) zur Errichtung einer Büste für Ernesto Che Guevara im Oktober 2008. Mit der Che-Guevara-Büste war Wien die erste Stadt in Europa, die dem Freiheitskämpfer auf einem öffentlichen Platz ein Denkmal setzte. Ähnlich dem Lueger-Denkmal am Ring wurde die Büste im Donaupark in der Vergangenheit mehrmals verunstaltet. Nach wie vor bewegen Denkmäler von Politikern wohl am heftigsten die Gemüter.

Link-Tipp:
Mit dem Webservice der Stadt Wien „Wien Kulturgut“ lassen sich problemlos erste Informationen über Wiens Denkmäler herausfinden. Die Homepage liefert Informationen über Standort, Errichtungsjahr sowie technische und künstlerische Daten. Zahlreiche Fotos erlauben es den Betrachtern, sich bequem von zuhause ein Bild zu machen. www.wien.at/kultur/kulturgut

Quellen:
Kapner, Gerhardt: Ringstraßendenkmäler. Dokumentation mit 97 Abbildungen. Franz Steiner Verlag: Wiesbaden 1973
Riesenfellner, Stefan: Zwischen deutscher „Kulturnation“ und österreichischer „Staatsnation“. In: Steinernes Bewusstsein. Hrsg. Stefan Riesenfellner. Böhlau: Wien 1998
Kristan, Markus; Denkmäler der Gründerzeit in Wien. In: Steinernes Bewusstsein. Hrsg. Stefan Riesenfellner. Böhlau: Wien 1998
dasrotewien.at: Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie. http://www.wien.spoe.at/online/page.php?P=11280

Geschrieben von Sandra Schäfer