Miriam Hanika, Sarah Straub und Tamara Banez sind drei junge Singer/Songwriterinnen aus Bayern, die von Konstantin Wecker entdeckt und gefördert wurden. Vor kurzem ist ihr Debütalbum „Sie, Du und Ich“ erschienen, auf dem Hymnen auf Girl Power, Feminismus und politische Appelle gleichberechtigt nebeneinander stehen.

Tamara, „Girl Power“ heißt eines der Lieder auf eurem Debüt und es ist zugleich ein wichtiges Thema auf dem Album. Was versteht ihr unter diesem Begriff?

Tamara: Zuerst einmal ist es einfach wunderschön und bereichernd, mit anderen tollen Frauen* zusammen Musik zu machen. Da entstehen ganz neue Ideen und eine besondere Energie, frei nach dem Motto: das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Gemeinsam ist es am Ende viel einfacher, Hindernisse zu bewältigen und uns geschlossen gegen schlechte Konditionen auf dem Markt, Sexismus oder ähnliches zu wehren. Girls* sind für uns aber auch alle anderen, die sich ganz oder in Teilen als weiblich definieren. Und mit all denen solidarisieren wir uns. Denn solange Frauen* noch immer für gleiche Rechte kämpfen müssen, sind Schulterschlüsse umso wichtiger.

In welchem Zeitraum habt ihr euer Debüt „Sie, Du und Ich“ aufgenommen?

Tamara: Das ging schnell. Wir hatten nur drei Studiotage. Die Arrangements leben vor allem von unseren drei Stimmen und sind sonst bewusst schlicht instrumentiert. Das verleiht den Liedern einen ganz eigenen Zauber. Wir konnten sie in einem Guss aufnehmen.

Ihr verwendet auf eurem Debüt teilweise ungewöhnliche Instrumente wie Oboe, Englischhorn und Synthesizer. Wie seid ihr die Instrumentierung der Lieder angegangen?

Tamara: Jede von uns hat ganz eigene musikalische Einflüsse (Klassik, Pop, Elektro, Punkrock, Jazz und natürlich auch das Liedermachertum) und wir betonen bei aller Harmonie schon auch unsere Unterschiede als Solo-Künstlerinnen*. Da hat es sich angeboten, unsere jeweiligen „Signature“-Instrumente miteinfließen zu lassen: Miriams Oboe, Sarahs Englischhorn und meine Synthesizer.

Neben eigenen Kompositionen habt ihr auch zwei Stücke von Konstantin Wecker für euer Debüt aufgenommen. Wie kam es dazu? 

Tamara: Das hat unterschiedliche Gründe: erstens ist Konstantin unser aller Freund und hat uns durch eine Einladung zu einem feministischen Konzertabend quasi miteinander bekannt gemacht. Wir hatten Riesenspaß miteinander und haben kurzerhand beschlossen ein Trio zu gründen. Schon alleine deshalb hätte er einen Ehrenplatz auf unserem Debüt verdient. Nun kam aber hinzu, dass wir alle seine Lieder mögen und durch diverse Kooperationen mit ihm, jede von uns, bereits einige Stücke im Repertoire hatte. So hatten wir neben unseren eigenen, doch sehr unterschiedlichen Songs, auch eine gemeinsame musikalische Ebene. Zu guter Letzt passen die ausgewählten Stücke einfach besonders gut zu uns und zur aktuellen Zeit. „Ich liebe diese Hure“ ist zum Beispiel neben der wunderschönen Komposition ein provokatives Stück – von uns mit Augenzwinkern interpretiert, um dem Liedermachertum ein wenig das Testosteron zu entziehen beziehungsweise mehr queerfeministische Perspektive einzuhauchen. Und wenn man so will, kommt da auch eine offen thematisierte, weibliche* Sexpositivity zur Sprache.

Ein weiteres Lied auf der CD ist das legendäre Wecker-Stück „Die Weiße Rose“ über die Geschwister Scholl und ihren Widerstand gegen Hitler in der Nazi-Zeit. Warum habt ihr euch entschieden dieses Lied aufzunehmen?

Tamara: „Die weiße Rose“ ist unserer Meinung nach ein ebenso schönes und zu dritt gut harmonisierbares, wie vor allem textlich relevantes Stück. Das Wiedererstarken der Rechten Szene ist absolut besorgniserregend – gerade jetzt, wo sie mit Querdenken und Co. in Teilen Anschluss an die Mitte der Gesellschaft findet. Dagegen stellen wir uns vehement.

Wie kam es zum Kontakt mit Konstantin Wecker?

Tamara: Wir haben uns über den politischen Aktivismus kennen gelernt: Im Rahmen der Münchner Bildungsproteste war ich an der Besetzung der Uni beteiligt. Als die Räumung drohte, schrieb ich das Stück „Wir bleiben hier“. Das ging raus an die Presse und hat in linken Kreisen die Runde gemacht. Konstantin, der das Geschehen natürlich aufmerksam verfolgt hat, war davon sehr angetan und hat mich daraufhin zum Label eingeladen.

Wer sind eure musikalischen Vorbilder?

Tamara: Neben Konstantin Wecker und den Beatles hat Sarah und mich Tori Amos sehr geprägt. Sarah war außerdem lange großer Kurt Cobain Fan, während ich mich in den letzten Jahren vor allem für Künstlerinnen mit interdisziplinärem Ansatz begeistere – allen voran Patti Smith, Radiohead/Thom Yorke und Siriusmo. Miriams Vorbilder sind natürlich auch klassische Musiker*innen und Komponist*innen, wie Francois Leleux oder Oregon.

Seid ihr schon einmal in Österreich aufgetreten beziehungsweise was verbindet ihr mit Wien?

Tamara: Noch nicht als Trio, aber es sind bald erste Auftritte geplant. Wien ist nicht nur eine wunderschöne Stadt, sondern auch ein kreativer Hotspot. Einige hochinteressante Bands und Musiker*innen kommen von da oder haben sich dort niedergelassen wie zum Beispiel Gudrun von Laxenburg, Cari Cari oder Bilderbuch. Außerdem ist Wien auch eine der wichtigsten Städte, was europäische Musikgeschichte und klassische Musik betrifft. Miriam hat als Oboistin schon einige Male dort gespielt und verbindet mit Wien in allererster Linie den Musikverein.

War es in Deutschland in der letzten Zeit trotz den Einschränkungen durch die Pandemie möglich live aufzutreten? Wie habt ihr die Konzerte erlebt?

Tamara: Als Trio starten wir gerade erst so richtig. Unser Projekt begann während der Pandemie, sodass wir – gerade was Konzertbuchungen anbelangt – flexibel sein müssen. Tourplanungen sind im Moment noch schwierig, da viele Veranstalter*innen wegen Nachholterminen vom Vorjahr für 2022 keine Kapazitäten mehr haben. Trotzdem konnten wir letztes Jahr schon einige Konzerte spielen. Es war nicht immer einfach aufgrund der unterschiedlichen Regeln je nach Bundesland, zähem Vorverkauf und einem verregneter Somme. Wir hoffen, dass es bald besser wird und freuen uns riesig darauf, so richtig durchzustarten!

Wie lauten eure Zukunftspläne?

Tamara (lacht): Außer reich und berühmt werden, vielen Frauen* eine Stimme geben und weiter an Utopia basteln.
Miriam: Musizieren, dichten, Menschen berühren, etwas Gutes in diese Welt hinaustragen, von der eigenen Kunst leben können.
Sarah: In unserer Kunst weiter wachsen. Mehr Pläne mache ich nicht.

Zur Band:
Hanika Straub Banez ist ein Trio, das 2021 gegründet wurde und aus den drei Musikerinnen - Miriam Hanika, Sarah Straub und Tamara Banez - besteht. Die drei Liedermacherinnen trafen sich erstmals bei einem von Konstantin Wecker initiiertem, per Videostream übertragenen Liveabend im August 2020 und erarbeiteten in der Folgezeit ein gemeinsames Programm. Alle drei sind beim Label „Sturm und Klang“ unter Vertrag und zeichnen sich durch sehr unterschiedliche Musikstile aus. Ihr Debütalbum „Sie, Du und Ich“ wurde im November 2021 bei einem Konzert in der Geltinger „Kulturbühne Hinterhalt" live und per Videostream vorgestellt. Die Musikkritik hat das Album überwiegend positiv beurteilt. Für die nahe Zukunft sind weitere Konzerte geplant, um das Album in Deutschland und Österreich live vorzustellen.

https://www.hanikastraubbanez.de/

Geschrieben von Robert Fischer