Der 1893 in Wien geborene Karl Farkas hat Generationen von Kabarettisten beeinflusst, war und ist Vorbild selbst noch so mancher Vertreter der heutigen breit gestreuten Szene. Dabei war sein Leben alles andere als leicht, private Sonnenseiten waren selten. Seine Karriere als Schauspieler und Kabarettist war Farkas in keiner Weise in die Wiege gelegt worden. Sein patriarchalischer Vater, Schuhfabrikant in Wien, hatte den Vorstellungen des jungen Karl Schauspieler zu werden vorerst einen Riegel vorgeschoben und versucht dem Jungen seine „Flausen“ über die „brotlose Kunst“ auszutreiben. Erst nach dem Selbstmord von Karl Bruders Stefan ließ sich der Vater erweichen und Karl konnte seinen Traum verwirklichen und Schauspieler werden.
Kongenialer Partner Fritz Grünbaum
Seine Engagements an diversen Bühnen ab den 1920er Jahren waren allerdings nicht erfolgreich, vor allem in finanzieller Hinsicht. Farkas suchte sich ein neues Betätigungsfeld und landete schließlich im Wiener Kabarett Simplicissimus. Er avancierte bald zum absoluten Star der Kabarettszene. Seine pointierten Formulierungen rissen die Besucherinnen und Besucher zu Begeisterungsstürmen hin. Vor allem seine Doppelconférencen mit einem weiteren Meister des Genres, Fritz Grünbaum, erhielten bald Legendenstatus.
Emigration und Rückkehr
Doch die politische Situation verfinsterte sich zusehends, es gab immer weniger bis gar nichts zum Lachen. Zuerst der Austrofaschismus und direkt im Anschluss 1938 die Annexion Österreichs durch das von Adolf Hitler geführte Großdeutsche Reich. Der Jude Karl Farkas musste um Überleben zu können nach den USA flüchten, wo er in New York Fuß fasste und dort in der emigrierten österreichischen Diaspora seine Fähigkeiten als Komiker u. a. bei Operettenaufführungen erfolgreich präsentieren konnte. Während er andere Menschen zum Lachen brachte, war sein privates Leben von zahlreichen Schatten gekennzeichnet, musste er doch seine Frau und seinen behinderten Sohn bei seiner Flucht in Wien zurücklassen. Nach dem Krieg zurück in der Donaumetropole musste er schmerzlich zur Kenntnis nehmen, dass die Nazis nahezu seine gesamte Familie ermordet hatten. Auch sein kongenialer Ex-Kabarettpartner Grünbaum war der Tötungswut der Nazis zum Opfer gefallen. Ein heller Lichtblick war hingegen die Wiedervereinigung mit seiner Frau Anny und seinem Sohn.
Das Simpl – Hotspot der Kabarettszene
1950 übernahm Farkas das Kabarett Simpl in der Wiener Wollzeile, das sich dank seines Engagements zum „Hotspot“ der Kabarettszene entwickelte. Ossy Kollmann, Ernst Waldbrunn, Kurt Sobotka, Maxi Böhm, Elly Naschold etc. bildeten damals das äußerst erfolgreiche Ensemble des Simpl rund um ihren primus inter pares Karl Farkas. Die Vorstellungen im Simpl waren regelmäßig ausverkauft.
Bilanzen im TV als Straßenfeger
Mit dem Aufstieg des neuen Mediums Fernsehen begann ein neuer, von Millionen ÖsterreicherInnen begleiteter, künstlerischer Lebensabschnitt von Farkas. Sein wendungsreiches Spiel mit Worten, oftmals in Reimen pointiert geformt, wurde nun de facto frei Haus geliefert. Seine „Bilanz des Jahres“ und die „Monatsbilanzen“ waren Straßenfeger. Berühmt seine neuerlichen Doppelconférencen, nun mit Ernst Waldbrunn. Farkas nahm zwischenmenschliche Beziehungen, die Unzulänglichkeiten des täglichen Lebens als auch und vor allem jene der Politikerkaste aufs Korn ohne jemals bösartig, beleidigend oder untergriffig zu werden. Er führte die feine Wortklinge, die aber durchaus imstande war punktgenau dort hineinzustechen wo es im Argen lag. Kabarett als Kunst des Sezierens von gesellschaftlichen Missständen mit dem Wort-Skalpell.
Die Herzen seines Publikums erobert
Obwohl seit Ende der 60er Jahre schwer erkrankt, ließ Farkas die gesundheitlichen Unpässlichkeiten sein Publikum nicht spüren und verkörperte diszipliniert bis zu seinem letzten Auftritt am 5. Mai 1971 jene Rolle, die ihm das Leben bis zu seinem Tod am 16. Mai 1971 zugewiesen hatte – den Entertainer, der die Menschen gleichzeitig zum Lachen und zum Nachdenken animierte und damit nicht nur ihren Geist zum Schwingen brachte, sondern auch ihre Herzen eroberte.
Zitate von Karl Farkas
„Die Frauen verlangen Unmögliches: Man soll ihr Alter vergessen, aber sich immer an ihren Geburtstag erinnern“
„Liebe ist wie Schach: manchmal spielt man blind, manchmal simultan – und immer ist die Dame die stärkste Figur“
„Der Flirt ist der Trockenkurs der Liebe“
„Alle Männer sind Astronauten: sie träumen von einer weichen Landung auf der Venus“
„Öl war bisher eine Salatwürze. Heutzutage ist es ein Kriegsgrund“
„Ein Politiker ist ein Mensch, der mit der Zeit gehen muss – sonst muss er mit der Zeit gehen“
„Sie sind so engstirnig, sie können mit beiden Augen durch ein Schlüsselloch schauen“
„Beim Denken ans Vermögen leidet oft das Denkvermögen“
Titelbild: Karl Farkas mit Mitspielern in einem Programm des Kabaretts Simpl in Wien 1952. Blick auf die Bühne © ÖNB
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