Gesellschaftliche Herausforderungen aufzeigen, Lebensrealitäten von Menschen rund um den Erdball thematisieren, dabei das Bewusstsein für die Probleme unserer Zeit schärfen und Impulse für einen interdisziplinären Dialog setzen: das sind einige der erklärten Ziele des Wiener Menschenrechtsfilmfestivals „This Human World“, das auch dieses Jahr wieder in fünf verschiedenen Kinos über die Leinwand flimmert. Von 1. bis 11. Dezember laden 115 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme dazu ein, es sich im Kinostuhl gemütlich zu machen und dabei doch die eigene Komfortzone zu verlassen. Die Palette des heuer zum ersten Mal unter der Leitung von Julia Sternthal und Djamila Grandits stattfindenden Festivals ist gewohnt vielfältig. Sie reicht von diversen Scherpunktthemen über Wettbewerbsschienen bis hin zu einem Panorama mit Filmen zu gesellschaftspolitischen Themen und Menschenrechten.
Letztere wurden erstmalig in 30 Artikeln in der so genannten „International Bill of Human Rights“ nach den Schrecken des Zweites Weltkrieges am 10. Dezember 1948 in Paris zusammengefasst. Alle Unterzeichner-Staaten – darunter auch Österreich – sind verpflichtet, sowohl Menschenrechte zu stärken als auch Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu fördern. Doch auch wenn die Menschenrechte mittlerweile ein weltweit anerkanntes Wertesystem sind, ist die Menschheit nach wie vor meilenweit von ihrer Einhaltung entfernt. Die Art und Weise der Verletzungen sind auch heute noch vielfältig. Sie reichen von der Nichteinhaltung durch diverse Staaten bis hin zu ihrer Negierung durch transnationale Konzerne und Einzelpersonen. An diese traurige Tatsache erinnert jedes Jahr der Tag der Menschenrechte, der am 10. Dezember weltweit mit diversen Initiativen bestritten wird. In vielen Ländern haben sich zudem Filmfestivals rund um diesen Tag gebildet, die das Thema im Bewusstsein einer breiten Bevölkerung verankern wollen.
Auch das Wiener Festivalprogramm soll es einem breiten Publikum ermöglichen, mittels Filmen, Diskussionsveranstaltungen und einem breitgefächertem Rahmenprogramm, eine Auseinandersetzung rund um das Thema Menschenrechte zu führen.
Von Krieg über Flucht bis hin zum Leben im Gefängnis
Für die Eröffnung des Festivals am 1.12. zeichnet heuer ein Film des syrisch-armenischen Regisseurs Avo Kaprealian verantwortlich. In „House Without Door“ dokumentiert er den Wandel des Stadtviertels Midan in Aleppos angesichts des herannahenden Bürgerkriegs. Der Krieg als Thema findet sich auch in vielen der anderen Schienen des Festivals. So begibt sich Emanuel Licha in seinem Dokumentarfilm „Hotel Machine“ – einer von acht Filmen, die aus 500 Einreichungen ausgewählt wurden, die im internationalem Wettbewerb zu sehen sind – in verschiedene Hotels in Krisengebieten des Planeten.
Trauma, Konflikt und Völkermord stehen auch in der Schiene „erinnern/vergessen“ im Mittelpunkt. Über das Leben von Menschen in Gefängnissen berichtet der Programmpunkt „Institutions“ mit Arbeiten wie „Do Not Resist“ von Craig Atkinson – ein Film über die militärische Aufrüstung der amerikanischen Polizei – und „Starless Dreams“ von Mehrdad Oskouei – ein Film über minderjährige Frauen in einer iranischen Korrekturanstalt. Einblicke in das Leben dreier ältere pflegebedürftiger Damen, denen eine Roboterpuppe zur Seite gestellt wurde, liefert hingegen „Alice Cares“ von Sander Burger in der Rubrik „Future Perspectives/Utopia“. Während „Working Reality“ mit sechs Filmen Einblicke in das Arbeitsleben rund um den Globus aufzeigt – vom Matrazenverkäufer, der mittels Youtube Video zum Social Media Phänomen avanciert („Mattress men“ von Colm Quinn“) bis hin zu den Arbeitern der Goldmine im peruanischen La Rinconda („Eldorado XXI“ von Salomé Lamas). Unter dem Thema „Borders“ erwarten die Zuseher eine Reihe von Werken zum Thema Grenzzäune überwinden und Leben in Grenzregionen. Darunter auch der Film des österreichischen Regieduos Julia Gutweniger und Florian Kofler„Brenner“.
Mit einer Reihe von weiteren österreichischen Produktionen und der Vergabe des österreichischen Jurypreises widmet sich das Festival erneut auch verstärkt dem heimischen Filmschaffen. Im Programm befinden sich u.a. „Those Shocking Days“ – ein Film über die mediale Vermittlung von Wirklichkeit am Beispiel des Bosnienkrieges – von Selma Doborac, der neue Dokumentarfilm “Tanz und gib ihm!“ von Tina Leisch über eine Gruppe von Wiener Jugendlichen und „Lampedusa“ von Peter Schreiner.
Ein internationaler Kurzfilm-Wettbewerb für Schülerinnen und Schüler, Diskussionsrunden, Workshops und die Nightline runden das die harten Ecken und Kanten des Lebens zeigende Programm ab.
This Human World
1. bis 11. Dezember 2016
Festivalkinos:
Gartenbaukino (Parkring 12, 1010 Wien)
Filmcasino (Margaretenstraße 78, 1050 Wien)
Top Kino (Rahlgasse 1, 1060 Wien)
Schikaneder (Margaretenstraße 22-24, 1040 Wien)
Brunnenpassage (Brunnengasse 71, 1160 Wien)
Preise: 8 Euro / ermäßigt 6,50 bis 7 Euro / 10er Block: 64 Euro
www.thishumanworld.com
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