Seit 2001 hat „Tricky Women“ – das einzige Filmfestival weltweit, das ausschließlich dem Trickfilmschaffen von Frauen gewidmet ist – rund um den Frauentag seinen fixen Platz im Wiener Festivalkalender. Die Palette der jedes Jahr rund 160 gezeigten Filme reicht von humorvoll bis ernst; von den Problemen des Erwachsenwerdens über Migration bis hin zu Krieg und globalen Katastrophen. Themen, die viele im ersten Moment nicht unbedingt mit Trickfilm assoziieren würden. Es kann jedoch gar nicht oft genug darauf hingewiesen werden, dass Trickfilm so viel mehr ist als Mickey Mouse & Co. Neben der Förderung von Frauen in der Filmbranche geht es vor allem auch darum mit Hilfe der Filme „Sichtweisen und Bilder von Frauen weiter zu vermitteln“, betont Festivalleiterin Waltraud Grausgruber.
Dass dabei auch der eine oder andere Tabubruch in einer Welt voller Regeln im Programm zu finden ist, darf nicht verwundern. Einen solchen begeht heuer beispielsweise der schwedische Kurzfilm „Moms on Fire“, der sich jenseits von guten Geschmack und Political Correctness dem Thema sexuelle Lust in der Schwangerschaft annimmt. Die Knet-Animation läuft im internationalen Wettbewerb, der auch dieses Jahr wieder das Herzstück des Festivals bildet. Gezeigt werden „die stärksten Arbeiten aus den vergangenen zwei Jahren“ wie es im Programm heißt. Darunter: „Schwarze Welle“ – eine Arbeit von Mariola Brillowska, in der anhand eines Schiffbruchs die Absurdität der gegenwärtigen Flüchtlingspolitk verhandelt wird – sowie „Du Plomb Dans La Tete“, ein Film von Aurore Peuffier über einen Wolf, dem eine Kugel im Kopf einen ungewöhnlichen psychedelischen Trip beschert.
Japan Schwerpunkt
Eine psychedelische Animationserfahrung bietet auch die Arbeit der japanischen Trickfilmkünstlerin Sawako Kabuki „Master Blaster“ über ein Mädchen, das sich im Anus ihres Liebsten versteckt um für immer mit ihm zusammen zu sein. Die knapp vier Minuten lange Abschlussarbeit wird in der Schiene „Japan Shorts“ zu sehen sein. Gemeinsam mit zwei Langfilmprojektionen (darunter „Tamako Love Story“ von Naoko Yamada), einem vom „Japan Media Arts Festival“ kuratierten Abend und zwei Ausstellungen bilden die japanischen Kurzfilme Teil des diesjährigen Japan-Schwerpunkts. Die Besucherinnen erhalten zudem die Möglichkeit bei einem Artist Talk mehr über die Arbeitsweise der bekannten japanische Mangazeichnerin Fumiyo Kouno zu erfahren. Der auf ihren Arbeiten basierende Film „In This Corner oft he World“ (ein Langfilm über die Folgen von Hiroshima, erzählt anhand einer persönlichen Geschichte) wird im Rahmen des Festivals erstmals in Österreich über die Leinwand flimmern. Eine Auswahl an Original-Zeichnungen kann zudem in der Galerie „Bildraum 07“ besichtigt werden. Ebenfalls hier zu erleben ist die mehrtägige Life Performance der Malerin Akino Kondoh.
Den Einfluss japanischer Mangazeichnerinnen auf österreichische Künstlerinnen untersucht hingegen ab 18. März die Ausstellung in der „Kro Art Contemporary“. Zu sehen sind Arbeiten von Maya Yonesho, MADOKA, Sookyung Yoo, Tara Starnegg und Melanie Schober.
Neuer Trickfilm aus Österreich
Wer sich über das aktuelle weibliche österreichische Trickfilmschaffen ein Bild machen möchte hat dazu vor allem im Rahmen des Österreich-Panoramas Gelegenheit. Gezeigt werden heuer unter anderen Arbeiten von Veronika Schubert, Mirjam Baker und Niki Schuster. Letztere zeigt zum Beispiel was passiert, wenn kleine Wesen aus Müll zum Leben erwachen.
Ebenfalls einen festen Platz im Festivalgeschehen hat mittlerweile auch die Schiene „Animated Documentaries“, die mit Filmen zum Thema Flucht ( u. a. „We will Arrive Tomorrow“ von Maria Galliani Dyrvik und „Mazier“ von Anja Großwig), Leben in einer Diktatur („Through The Forest“ von Alma Gastrein) und Liebe im Gefängnis („Love, Our Prison“ von Carolina Corral) aufwartet.
Wer sich hingegen für den Arbeitsalltag eines Müllmanns interessiert (Evgenia Gostrers „Frankfurter Str. 99a“) oder wissen will, warum Künstlerinnen es in der Kunstwelt noch immer schwerer haben als Männer („Merkür“ von Ege Okal) der ist bei „Work Affairs“ gut aufgehoben. Das Programm wird von der Arbeiterkammer unterstützt und setzt sich mit aktuellen Arbeitswelten auseinander. Und last but not least widmet sich ein Special den „Sehnsüchten und Realitäten. Of Life And Love“.
Tricky Women 2017
Internationales Animationsfilmfestival
15. bis 18. März 2017
METRO Kinokulturhaus (Johannesgasse 4, 1010 Wien)
Ticket-Hotline: +43 1 512 18 03 (ab 15 Uhr /Sonntags ab 10.00 Uhr)
Einzelticket € 9,-, 10-er Block zu € 65,-
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