Über vier Millionen Besucher*innen kommen jährlich nach Schloss Schönbrunn. Die ehemalige Sommerresidenz Maria Theresias gehört damit nicht nur zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Österreichs, sondern belegte in den vergangenen Jahren in Hinblick auf die beliebtesten Schlösser oder schönsten Bauwerke zudem weltweit so manchen Top-Ten-Platz. Doch allen touristischen Jubelmeldungen zum Trotz: Mit Disneyland Paris oder dem Disney-Themenpark in Florida (jeder für sich verzeichnet jährlich über 16 Millionen Besucher*innen) kann das Sightseeing-Highlight freilich nicht mithalten – noch nicht! Der Österreichische Größenwahn kennt bekanntlich keine Grenzen. AEIOU – „Austriae est imperare omni universo – Aller Erdkreis ist Österreich untertan“, lautete wenig bescheiden eine der Deutungen des Wahlspruchs von Kaiser Friedrichs III.
Auf der Bühne des Schubert Theaters erklingen die weltverheißenden Buchstaben über 500 Jahre nach Friedrichs Tod im Kanon aus einer Reihe von Einmachgläsern – gesungen werden sie von den gescheiterten Klonexperimenten bekannter Vertreter der Habsburger-Dynastie im zuckerlbunten Licht eines Forschungslabors. Irgendwo in Vösendorf hat man – oder besser Frau – sich aufgemacht Geschichte zu schreiben. 750 Jahre Herrschaft sind nicht genug – die Habsburger sollen nochmals ran, um die Geschicke der Welt zu lenken. Mit Hilfe einer ausgeklügelten PR-Strategie wollen Dr. Sweet (sensationell Soffi Povo) und ein zunächst noch namenloser Verwandter (Markus-Peter Gössler, der mittels Videos auf die Bühne zugespielt wird) die „Stars“ aus dem Herschergeschlecht zurück an die Spitze der Macht hieven.



Doch der Weg erweist sich als steinig – hat man die Rechnungen ohne die H-Klone gemacht. Es zählt zu den gelungenen Einfällen von Autor Stephan Lack, welche unerwartete Wendungen sich im Rahmen der geplanten Rückkehr des Adelsgeschlechts auf die politische Bühne auftun. Als Theatergast darf man sich auf treffsichere Gesellschaftskritik freuen und das so unterhaltsam und humorvoll verpackt, dass keine Minute Langeweile aufkommt. Vom reißerischen Promofilm über ein Bühnenbild, das an manche spaßige Kulthorrorkomödie denken lässt, bis hin zu den wunderbar ausgeführten Figuren samt abschließenden Body Horror – auch optisch fährt man in diesem letzten Teil der Habsburger-Trilogie beeindruckend Geschütze auf. Bei all dem Bühnenhorror haben die Theatermacher – auch wenn man es laut Titel eher mit einem „Trauerspül“ statt eines „Liebeslied’ls“ (diese wurde bereits erfolgreich im zweiten Teil thematisiert) zu tun hat – vor allem auf eines nicht vergessen: das Herz. Amors Pfeil versteht es eben auch unter den widrigsten Umständen zu treffen – selbst wenn das Genmaterial bei der Angebeteten nur zum Kopf gereicht hat (wer anderes könnte diese „Rolle“ übernehmen als Marie Antoinette). Der Schürzenjäger ist niemand geringerer als Erzherzog Maximilian Als Miniversion seines früheren Selbst versteht er es fast schon liebevolle Gefühle hervorzurufen. Wir sehen: auch ein Erzherzog hat’s nicht leicht. Selbst wenn er in Spielzeuggröße auf die tatkräftige Hilfe des spitzenhandschuhbedeckten Händchens von Zita hoffen darf. Definitiv ein Must see – nicht nur für Fans des Figurentheaters!
Habsburger III: A Trauerspül
Vorstellungen: 27. und 28. März, 11. April, 14. & 16. Juni 2025 (weitere Termine folgen)
Mit Soffi Povo, Markus-Peter Gössler und Manuela Linshalm
Regie: Simon Meusburger
Schubert Theater Wien
Währinger Straße 46
1090 Wien
https://schuberttheater.at
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