Auch wenn Österreich heute längst keine Monarchie mehr ist und Wien nicht mehr die Hauptstadt eines Weltreiches, so sind die Spuren des ehemaligen Kaiserhauses Habsburg nach wie vor in das Wiener Stadtbild eingeschrieben. Sei es anhand ehemaliger Schlösser und Prachtbauten oder in Form von Statuen, die auch heute noch auf ihrem hohen Sockel über der Stadt „thronen“ und damit jene Personen und deren Taten rühmen, die für viele nicht rühmenswert sind.
Unsere Tour auf den Spuren der Herrscherfamilie führt vom Barock bis zum Begin der Einflussnahme durch das liberale Großbürgertum gegen Ende des 19. Jahrhunderts.
Religion und Kaisertum
Seinen Anfang nimmt alles jedoch wie so vieles früher – und zwar im antiken Rom. Denn das Denkmal mit seiner Funktion als Repräsentation politischer Macht war vor allem in der ewigen Stadt ein beliebtes Instrument. Von der Kirche des Mittelalters in diesem Sinne wenig gefördert erlebte es in Italien zur Zeit der Renaissance seine Wiedergeburt und trat von da an seinen Siegeszug über Europa an. Österreich bildet hier insofern eine Ausnahme, da die Entwicklung diesbezüglich erst relativ spät einsetzte. Während es in Frankreich und in Preußen bereits zur Zeit des Barocks üblich war, Herrscher in monumentaler Art zu verewigen, übte man sich in Wien noch in der Huldigung der heiligen Dreifaltigkeit.
Ein beeindruckendes Zeugnis einer solchen der heiligen Dreifaltigkeit gewidmeten Gedenksäule bildet die bereits mehrfach erwähnte berühmte barocke Pestsäule auf dem Wiener Graben aus dem Jahre 1693. Der Geschichte nach gelobte Kaiser Leopold I. während der Pestepidemie 1679 die Errichtung einer solchen Säule. Auch der Kaiser selbst wurde kniend mit dessen von Gott gegebenen Insignien dargestellt. Die Pestsäule setzt damit auch ein klares Statement des Habsburger-Kaisers in punkto Katholizismus.
Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
Ein gänzlich anderes Bild des Kaisers zeigen hingegen die Denkmäler des frühen 19. Jahrhunderts. Nach dem Kunsthistoriker Markus Kristan beginnt zu jener Zeit die „öffentliche Repräsentation nationaler Identität Österreichs.“ Dies geschieht mit den Statuen Joseph II. auf dem Josefsplatz der Hofburg und dem Denkmal Franz II., dem späteren (österreichischen Kaiser) Franz I.“ Beide sind im römischen Stil dargestellt. Als Vorbild für das Denkmal von Joseph II. aus dem Jahre 1807 diente die Statue des römischen Kaisers Marc Aurel, wie es auf dem Kapitol in Rom steht. Der Denkmal-Stifter Kaiser Franz II. hatte 1806 das Heiligen Römischen Reich aufgelöst, dessen letzter Kaiser er war. Jedoch tat er dies nicht ohne sich davor noch „schnell“ (1804) zum Kaiser von Österreich zu erklären. Als Franz I. wurde er ein Jahr nach seinem Tod von seinem Sohn Ferdinand I. selbst mit einem Denkmal geehrt. Das Denkmal aus dem Jahr 1846 zeigt den verblichenen Regenten ebenfalls noch in römischer Manier mit Zepter und Lorbeerkranz. Mit der Organisation zur Errichtung des Denkmals war im Übrigen niemand geringerer als Fürst Metternich beauftragt. Bei der Bevölkerung soll das Monument nicht sehr beliebt gewesen sein. So verlangten manche bereits zwei Jahre nach Errichtung – im Revolutionsjahr 1848 – seine Schleifung. Das Denkmal steht jedoch auch heute noch im Inneren Burghof der Hofburg.
Ruhmreiche Feldherren für Kaiser Franz Joseph
In unmittelbarer Nähe, auf dem Helden Platz – ehemals äußerer Burghof – befindet sich das wohl eindrucksvollste Monument politischer Repräsentanz der Habsburger, das Erzherzog Carl Denkmal. Das Denkmal ist – neben dem Denkmal Prinz Eugens (gegenüber) und dem Schwarzenberg Denkmal (auf dem Schwarzenbergplatz) – eines von drei Denkmälern, die der Initiative Kaiser Franz Josephs entsprangen und aus dessen Privat-Schatulle finanziert worden sind. Es zeigt den Erzherzog, der Bruder Franz I. und Onkel Franz Josephs, wie dieser hoch zu Ross während der Schlacht gegen Napoleon 1809 bei Aspern die Fahne des siegreichen Regiment Zachs hochhält. Als das Monument 1860 enthüllt wurde, interpretierten viele der Zeitgenossen diese Fahne als Symbol „für die Deutsche Sache“. Kein Zufall, so lautet denn auch eine der Innschriften auf dem Sockel „Dem beharrlichen Kämpfer für Deutschlands Ehre“. Diese Inschrift spielt laut Markus Kristan darauf an, dass Österreich ohne Verbündete Napoleon dessen erste Niederlage zufügte. Ein zumindest in psychologischer Hinsicht großer Erfolg für die Habsburger, schließlich kämpfte man bereits zu jener Zeit verbittert um die Vormachtstellung in Deutschland. Ein Kampf der mit der Niederlage bei Königgrätz 1866 – sechs Jahre nach der Denkmalenthüllung – allerdings endgültig für die Preußen entschieden werden sollte.
Was zu jener Zeit allerdings bereits entschieden worden war, war die Schlacht von Solferino (1859) bei der Österreich die Lombardei an Frankreich verloren hatte. Es muss bitter gewesen sein für den Kaiser nicht in die Fußstampfen seiner ruhmreichen Vorfahren treten zu können und bei der Enthüllung zudem an seine Niederlage erinnert zu werden. Abgesehen davon, dass das Denkmal auch als Statement gegen Frankreich interpretiert werden kann, war es zugleich auch ein Versuch, den neoabsolutistischen Herrschaftsgedanken Franz Josephs zum Ausdruck zu bringen. Dieser sollte sich jedoch letztendlich nicht mehr langfristig durchsetzen lassen. Zu stark waren die liberalen Kräfte im Land mittlerweile geworden und nach dem Ausgleich mit Ungarn 1867 war es mit einem möglichen von Franz Joseph vertretenen Neoabsolutismus endgültig vorbei.
Ein Denkmal für Maria Theresia
Der Kaiser selbst ist nach den erwähnten drei Denkmalprojekten nicht mehr als Stifter aufgetreten. Wenn es doch noch zu jener Unmenge an Denkmalserrichtungen gegen Ende des 19. Jahrhunderts gekommen ist, dann vor allem aufgrund von Sammelaktionen des Militärs oder mit Hilfe des Vermögens des immer stärker werden Großbürgertums, das sich in den zahlreichen Denkmälern von Wissenschaftern und Künstlern selbst zu verherrlichen begann.
Als letztes großes imperiales Denkmalprojekt kann das Monument der Kaiserin Maria Theresia angesehen werden. Finanziert wurde das Monument zum Großteil aus Geldern die „das Großbürgertum durch seine Transaktionen im Ringstraßenareal aufgebracht hatte“, so der Historiker und Denkmalexperte Gerhardt Kapner. Obwohl es sich bei dem Denkmal um eine Ehrung Kaiserin Maria Theresias handelt sind die Einflüsse des Bürgertums hier bereits deutlich spürbar. Die Kaiserin (das heißt Ehefrau des eigentlichen Kaisers der Heiligen Römischen Reiches – Franz Stephan) aus der Zeit des aufgeklärten Absolutismus wird hier umgeben von den Männern ihrer Regierung dargestellt, u.a. ihre Berater Johann Christoph Freiherr von Bartenstein, Gerard van Swieten oder Joseph von Sonnenfels. Auf dem Haupt trägt sie ein Diadem. Ein weiterer cleverer Schachzug des Bildhauers Caspar von Zumbusch (Architekt: Carl Freiherr von Hasenauer). Die Krone des Heiligen Römischen Reiches war Männer vorbehalten, die ungarische oder die böhmische Königskrone hätte nicht alle Völker der Habsburgermonrchie angesprochen. Zur zur feierlichen Denkmalenthüllung am 13. Mai 1888 waren viele Abgeordnete ungarischer Staaten in Wien erschienen. Der Festakt mit angeblichen rund 60 Familien-Mitgliedern aus dem Hause Habsburg-Lothringen und einer Tribüne für 10.000 Menschen einer der größten, den es in Wien anlässlich eines Denkmals jemals gegeben hat.
Weitere Denkmäler im Umkreis der Habsburger:
– Denkmal für Feldmarschall Radetzky am Stubenring von 1892 (1912 vom Am Hof – vor dem ehemaligen Kriegsministerium – überführt) von Caspar von Zumbusch
– Reiterstandbild für Erzherzog Albrecht auf der Albrechtsrampe in Wien (1899) von Caspar von Zumbusch
– Kaiserin Elisabeth Denkmal anlässlich derer Ermordung im Volksgarten von 1907 von Hans Bitterlich
– Denkmal für Erzherzog Maximilian am Hauptplatz von Hietzing von 1871 von Johann Meixner
– Tegetthoff-Denkmal am Praterstern von 1886 von von Carl Kundmann (Statue) und Carl von Hasenauer
– Kaiser Franz Joseph I. Denkmal von 1904 (1957 im Burggarten aufgestellt) von Hans Lauda
Link-Tipp: Mit dem Webservice der Stadt Wien „Wien Kulturgut“ lassen sich problemlos erste Informationen über Wiens Denkmäler herausfinden. Die Homepage liefert Informationen über Standort, Errichtungsjahr sowie Technische und künstlerische Daten. Zahlreiche Fotos erlauben es dem Betrachter zudem sich bequem von zuhause ein Bild zu machen.
Quellen:
Kapner, Gerhardt: Ringstraßendenkmäler. Dokumentation mit 97 Abbildungen. Franz Steiner Verlag: Wiesbaden 1973
Kristan, Markus; Denkmäler der Gründerzeit in Wien. In: Steinernes Bewusstsein. Hrsg. Stefan Riesenfellner. Böhlau: Wien 1998
Settele, Mathias: Wiener Denkmäler. Perlen Reihe: Wien 1999
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