Ein Feuerwerk an Kreativität, unterhaltsam dargeboten, gepaart mit Urlaubsfeeling – Zutaten, die seit 2003 alle zwei Jahre das Erfolgsrezept für das von Puppenspielerin und Regisseurin Karin Schäfer gemeinsam mit Peter Hauptmann ins Leben gerufenen internationalen Figurentheaterfestivals „PannOpticum“ bilden. Auch 2020 ist es den Festivalveranstaltern und Leitern des Karin Schäfer Figuren Theater gelungen trotz Corona ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen.

Die Kulturfüchsin hat Kulturmanager und „PannOpticum“-Leiter Peter Hauptmann vor Beginn der diesjährigen Festivalausgabe zum (Telefon)-Gespräch gebeten. Ein Telefonat über ungewöhnliche Produktionen, neue und alte Programmpunkt sowie Corona bedingte Herausforderungen.

„PannOpticum wird heuer erstmals aufgrund der Corona-Krise Anfang September über die Bühne gehen. Wie waren die Arbeitsbedingungen dieses Jahr und konntet ihr das Programm so organisieren wie es ursprünglich geplant war?

Corona hat die Sache natürlich nicht einfacher gemacht. Aber es ist uns tatsächlich – bis auf einen einzigen Act – gelungen, das Programm so auf die Beine zu stellen wie es für Juli geplant war. Für die Gruppen aus Spanien und Deutschland wird es der erste Auftritt nach dem Corona-Lockdown sein – da gab es weniger Probleme mit der Organisation. Bei den Künstlern aus Tschechien war es schwieriger. Dort läuft der Kulturbetrieb im September bereits wieder verstärkt an. Ein bisschen zittern wir noch bei „TCHAÏKA“ von Natacha Belova und Tita Iacobelli – aber die Agentur, mit der wir zusammenarbeiten, meinte, es klappt auf jeden Fall. Das Team kommt sowohl aus Lateinamerika als auch aus Europa. Der Techniker wird leider aufgrund der Drittlandregelung nicht mitkommen können. Da mussten wir für Ersatz sorgen.

Die italienisch, chilenisch, belgisch, russische Koproduktion „TCHAÏKA“ war die erste Arbeit von Natacha Belova und Tita Iacobelli. Das Stück wurde international umjubelt und mit Preisen bedacht? Was erwartet die Zuseherinnen und Zuseher? Was hat euch an dieser Arbeit fasziniert?

Als Karin das Stück in Spanien gesehen hat, war sie – man kann es wirklich sagen – fasziniert. Man kann sich vorstellen, nach dreißig Jahren Bühnenerfahrung ist es schwierig, sie noch zum Staunen zu bringen. Nicht nur deshalb sind wir froh, dass es uns gelungen ist, diese außergewöhnliche Produktion nach Neusiedl am See zu holen. Wir werden es in französischer Sprache mit Übertiteln und einer Einführung zeigen. Das Stück ist allerdings sehr visuell, so dass es auch von Menschen ohne Französischkenntnisse und ohne permanentes Lesen vom Display verstanden werden kann. „TCHAÏKA“ handelt von einer Schauspielerin, die vor ihrem letzten großen Auftritt im Theater noch einmal ihr Leben Revue passieren lässt.

Ebenfalls in Spanien entdeckt habt ihr „PARIAS“ von Javier Aranda. Der Künstler wird heuer mit zwei Stücken bei euch vertreten sein …

Das Stück haben wir bei einer spätnächtlichen Vorstellung im Centro Federico Garcia Lorca in Granada entdeckt. Javier Aranda ist ein Meister des spanischen Handspiels. Er arbeitet nur mit seinen Händen und mit Masken. Es ist erstaunlich mit wie wenigen Mitteln es ihm gelingt, seinen Figuren Leben einzuhauchen. “Parias” bedeutet Ausgestoßene, diejenigen, die am Rande der Gesellschaft leben – auch jene, die sich aus eigenen Stücken dorthin begeben. Seine Gestalten sind brillante Symbole der Degradation und Marginalisierung des modernen Menschen. Mit seinem zweiten Stück, „Vida (Leben)“ – ein Stück für die ganze Familie – werden wir das Festival heuer am Sonntag ausklingen lassen.

Eine Besonderheit ist sicher auch der Auftritt der Gruppe aus Tschechien: „KAR“ von Fekete Seretlek & Studio DAMÚZA. Im Programm heißt es: eine Mischung aus Objekttheater, Kabarett und Musik. Wie kann ich mir das vorstellen?

Die Besucherinnen und Besucher erwartet eine Melange aus Musik, Rhythmus und Geräuschen mit diversen Objekten. Das Stück ist vage an Anna Karenina von Tolstoi angelegt. Die Schauspieler sind allesamt klassisch ausgebildete Musiker, die auch in anderen Gruppen erfolgreich spielen. Deshalb war es für uns – wie eingangs erwähnt – so schwierig, dass alle doch noch im September zusammen kommen konnten. Matija Solce ist zudem ausgebildeter Puppenspieler und steht auch als Komödiant auf der Bühne. Mit „Happy Bones“ gastiert er am Sonntag mit seinem Soloprojekt bei uns. Ein wunderbares Stück für Erwachsene und Kinder mit schwarzem Humor.

Kinder beziehungsweise Familien haben von Anfang an bei euch eine große Rolle als Zuseherinnen und Zuseher beim Festival gespielt. Auch dieses Jahr wird es wieder die Möglichkeit geben beim Workshop „Ozean“ von Nenè Lazaric & Verena Divjak selbst diverse Geschöpfe zu erschaffen. Wieso habt ihr euch entschieden diesen Programmpunkt erneut in den Spielplan aufzunehmen?

Zum einen ist der Workshop sehr gut angenommen worden. In diesem Umfang war es das erste Mal, dass wir so etwas gemacht haben. Die Leute haben Lust auch selbst kreativ zu werden. Zum anderen passt das Thema gut zur diesjährigen Ausstellung.

Die Ausstellung von der Du sprichst heißt „SeaMaps“ und ist die erste, die ihr von Karin Schäfer zeigt. Karin war in den vergangenen Jahren zumeist mit eigenen Figurentheaterproduktionen zu sehen? Wieso dieser Wandel ins Fach der bildenden Kunst?

Ich würde eher von einer Weiterentwicklung als einem Wandel sprechen. Karin hat sich immer schon für die bildende Kunst interessiert. Sie entwirft ihre Bühnenbilder auch selbst. Bei „Parade“ – das bei der letzten Festivalausgabe in Österreich Premiere hatte – hat sie zum ersten Mal mit diesem Material gearbeitet, welche sie für die SeaMaps verwendet hat. Zudem hat sie das Thema Reisen und Karten immer schon interessiert. In Spanien haben wir drei Jahre mit Meerblick gelebt. Das alles hat letztendlich zu den SeaMaps geführt. Beim Festival werden wir einen eigenen Ausstellungsbereich in der Neuen Mittelschule für die Präsentation haben. Es wäre allerdings nicht Karin Schäfer hätte sie nicht auch dafür einen theatralischen Zugang gewählt. Die Bilder erzählen zudem auch wunderbare Geschichten. Geschichten in denen man sich regelrecht verlieren kann.

Spannende (Film)-Geschichten erwartet das Publikum auch beim Filmbrunch. Zudem stehen heuer auch noch extra Filmvorführungen von „MappaMundi“ – diesen wunderbaren Kurzfilm von Bady Minck – auf dem Programm. Warum habt ihr euch entschlossen das Filmprogramm auszuweiten?

Das war Zufall. Kurz vor dem Lockdown hat Karin die SeaMaps erstmals in der Stadtgalerie in Wels präsentiert. Im selben Haus ist auch ein Kino untergebracht. Der Betreiber des Kinos war bei der Ausstellungseröffnung. Er musste an den Film von Bady Minck denken, der kurz zuvor bei ihm im Kino gelaufen ist. Das hat uns auf die Idee gebracht, „MappaMundi“ auch im Rahmen der Ausstellung in der Stadtgalerie zu zeigen. Das Screening ist dann aber aufgrund von Corona nicht mehr zustande gekommen. Also dachten wir uns, dann zeigen wir ihn eben beim Festival in Neusiedl.

Vielen Dank für das Gespräch!
Danke auch!

PannOpticum
Internationales Figurentheaterfestival
01. bis 06. September 2020
Neusiedl am See
PannOpticum Festivalgelände
Neue Mittelschule, Sportzentrum 3, Neusiedl am See
www.pannopticum.at
Karten unter: https://shop.eventjet.at/pannopticum

Titelbild: © Festival PannOpticum 2020 – Filmbrunch – Film: „Apfelmus“

Geschrieben von Sandra Schäfer