Bis Ostern müssen die Theater, Kinos, Opernhäuser und Kleinkunstbühnen auf ihren Spielbetrieb verzichten. Was danach kommt, steht in den Sternen. Der in Summe überlange Lockdown ist für die Kulturschaffenden zermürbend. Selbst Silberstreifen am Horizont sind derzeit nicht wirklich sichtbar zu erkennen, Konzepte der politisch für das Kulturgeschehen Verantwortlichen erscheinen vage, Informationen fließen spärlich, Entscheidungen werden aufgeschoben, der Lockdown für Theater und Kinos – und damit die angekündigten Termine für Premieren und Festivals – immer weiter nach hinten verlagert. Das alles macht eine Programmplanung schwierig. Es scheint so, als würde die Kultur und mit ihr das Kunstschaffen insgesamt als nebensächliche Sache ins Corona-Abseits gedrängt.
Dabei sind Kultur und Kunst wesentliche Reflexionen des vielschichtigen menschlichen Lebens, Spiegel des Verhaltens – sowohl des Einzelnen als auch der Gesellschaft. Für die Kunstschaffenden nicht nur Broterwerb, sondern auch und vor allem Teil geistiger und letztlich real umgesetzter, erlebbarer Assoziationen. Und für die Kulturkonsumenten nicht selten Balsam für das Wohlbefinden der Seele; das Erkennen seiner selbst und der daraus zu schließenden Folgerungen. Ohne Kunst und Kultur kein Menschsein im humanistischen Sinn. Die Frage: „Quo vadis“ Kultur in einem Land, das sich selbstverliebt oft genug als der Kulturnabel der Welt definiert, ist daher mehr als berechtigt.
Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit. Der Wahlspruch der Wiener Secession hat nichts von seiner Gültigkeit eingebüßt. Corona hat diese Freiheit schwer beeinträchtigt und zudem tiefe negative wirtschaftliche Einschnitte für die Kunstschaffenden und Kulturanbieter geschaffen. Die da und dort angetretene Flucht in die digitale Welt kann nur ein Zwischenspiel sein, lebt doch die Kunst in weiten Bereichen von der unmittelbaren Kommunikation mit ihrer Klientel. Für Theater, Oper, Kleinkunst, Kabarett etc. ist das auf Dauer der unverzichtbare Sauerstoff ihrer Existenz.
Es steht außer Frage – die Gesundheitsmaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie müssen Vorrang haben. Dennoch darf die Frage erlaubt sein, inwieweit und wie lange dem Kulturgeschehen den Blutfluss abbindende Fesseln angelegt werden und es mit fehlenden Konzepten auf die lange Bank geschoben wird. Während uns täglich Bilder von Menschenschlangen u.a. vor geöffneten Baumärkten und Möbelgeschäften via Medien frei ins Haus geliefert werden, herrscht in Kultureinrichtungen wie Theatern und Kinos gähnende Leere.
Dabei bemühen sich deren Betreiber nach allen Regeln taugliche Konzepte zu entwickeln, um die Gesundheitsauflagen penibel zu erfüllen. Es geht um nicht mehr und weniger als ums Überleben. Doch die Hilferufe scheinen bislang weithin zu verhallen und von den regierenden Politikern nicht in notwendig ausreichendem Maß wahrgenommen zu werden. Das ist bedauerlich, sollten doch Kunst und Kultur in ihren vielschichtigen Facetten nicht bloß als Anhängsel, sondern als existentiell für unsere Gesellschaft auch und gerade in den derzeit so schwierigen Zeiten betrachtet werden.
Titelbild: Kinositz mit Popcorn in einem verlassenen Filmtheater © shutterstock / Cory Seamer
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