Das von der Bertha von Suttner Friedens-Akademie organisierte Symposium „One Week Peace“ möchte an das Vermächtnis der Schriftstellerin, Friedensforscherin und Pazifistin Bertha von Suttner anknüpfen. Thematisiert wird das Thema Friede auf künstlerisch-sinnliche Weise. Die Workshops werden je nach Wetterlage im Kurpark im Schubertpark oder im working space 4.0 abgehalten. Bereits am 13. August 2022 befindet sich „Study of Resistance“ auf dem Programm – eine wissenschaftliche Vortragsreihe, die unter anderem das Thema der unausweichlichen Konflikte behandelt.

Robert Fischer hat sich das Programm im Vorfeld angesehen und Mag. Magdalena Pfeifer, Gründerin der Bertha von Suttner Friedens-Akademie und Initiatorin von „One Week of Peace“ zum Interview getroffen.

Frau Pfeifer, Bertha von Suttner hat Alfred Nobel für die Stiftung eines Friedensnobelpreises inspiriert und ihn selbst später auch erhalten. Sie hat beispielsweise in ihrem Buch „Die Waffen nieder“ immer wieder auf die Gefahren eines Weltkrieges hingewiesen. Welche Botschaft aus dem Werk von Bertha von Suttner wirkt bis heute nach beziehungsweise hat erneut an trauriger Aktualität erfahren?

Bertha von Suttner spricht sich ganz klar gegen das Wettrüsten aus. In der Jetzt-Zeit setzen viele Staaten auf hochtechnologische Waffen. Wenn diese zum Einsatz kommen, besteht eine größere Schlagkraft in der Vernichtung des Feindes. Diese kann gut zur Durchsetzung eigener Interessen dienen. Im ersten Weltkrieg wurden diplomatisch nicht einhaltbare Ultimaten gestellt, mit dem gewollten Ergebnis der Kriegstreiber, in einen Schlagabtausch zu gehen.
Heutzutage sind viele Parallelen der Motivationen aus der Vergangenheit zu beobachten, dabei werden die Strategien unüberschaubarer, die Formulierungen subtiler in ihrer Legitimation für den Krieg. Dies wiederum schürt große Ängste in der Zivilbevölkerung. Diese Ängste können gut instrumentalisiert werden. Es ist zu erkennen, dass vielerorts leider keine Beabsichtigung beziehungsweise kein Interesse der beteiligten Parteien herrscht, Lösungsansätze für ein Konfliktmanagement einzuleiten. Es werden Stärken in Form von Machtgefüge aufgebaut, die der Durchsetzung eigener Interessen dienen sollten.

Die wissenschaftliche Vortragsreihe „Study of Resistance“ ist ein Programm mit anschließenden Diskussionen. Am 17. August beginnt dann das Workshopangebot. Wer ist eingeladen mitzumachen? Welche Ziele verfolgt „One Week Peace“ – nicht zuletzt angesichts des Krieges in Europa?

One Week Peace ist eine Initiative über den künstlerischen Weg, mit Künstler*innen, Menschen für dieses wichtige Thema zu erreichen. Dabei werden alle Sinne der Menschen berührt. In Europa wurden Kriege über einen längeren Zeitraum gut kultiviert, um eigenen Interessensfragen nachzugehen. Gepaart mit nicht gelöstem Konfliktpotenzial aus der Vergangenheit, verhaftet mit Begleiterscheinungen großer Vernichtung, stehen wir heute in Europa vor großen Herausforderungen. Der Frieden ist ein ständiger Prozess im Wandel. Die künstlerischen Workshops sollen ein Stück zur Erinnerung an diese Werte beitragen, und den Friedensgedanken fördern, da er uns alle persönlich betrifft: im privaten Umfeld, regional, national, international, global. Ein guter Rahmen zur Umsetzung dieser Initiative, bietet ein Symposium, bei dem ein die Generationen übergreifender Austausch zwischen Menschen mit verschiedenen Hintergründen stattfindet. Es sind alle Menschen recht herzlich eingeladen teil zu nehmen!

Mit dem Vortrag von Nika Zach wird auch eine Atem- und Gesangspädagogin zu Wort kommen. Wie passt das zum Thema Frieden? Welche Vorträge erwarten uns noch?

Die Stimme ist das zentrale, persönliche, unverfälschte Mittel sich auszudrücken. Durch sie schaffen wir unseren persönlichen Ausdruck, vom Ich zum Du, in Verbindung zu unserer Umwelt, in Form von Kommunikation und Beziehung zum Außen. Das ist ein wichtiger Schritt, um bei Konflikten in einen Dialog gehen zu können.

Des Weiteren wird Univ.-Prof. Dr. Hannes Tretter über „Demokratie und Menschenrechte“ sprechen. Der Experte für Global Governance am Institut für Rechtswissenschaftliche Grundlagen an der Karl-Franzens-Universität Graz, Dr. Lakitsch, hält einen Vortrag zum Thema „Über die Möglichkeit von Widerstand und Frieden angesichts von Unterdrückung“.

Das klingt interessant. Können Sie das etwas näher erläutern?

Der Vortrag verfolgt Fragestellungen wie: Wie viel Sinn macht ein Reden von Frieden für große Teile der Bevölkerung Afghanistans oder Syriens angesichts einer stark bewaffneten und organisierten politischen Führung, die das eigene Überdauern vor das Wohl der einfachen Bevölkerung stellt? Wie realistisch ist Friede für Unterdrückte? Das Thema wird im Rahmen eines posthumanistischen Weltbildes, in welchem sich der Mensch als ein gleichwertiger Akteur in einem komplexen Geflecht mit der nicht-menschlichen belebten und unbelebten Welt wiederfindet, betrachtet. Dementsprechend ist Macht niemals im Besitz eines oder mehrerer Menschen, sondern verteilt sich in weitläufigen und kaum kontrollierbaren Beziehungen zwischen Menschen, Tieren, Ozeanen, Stürmen, Meeresströmungen, Gletschern oder Wäldern. Im Rahmen des Referates werden Ansätze vorgestellt, wie Friede als realistische Option angesichts von Unterdrückung aus posthumanistischer Perspektive gedacht werden kann.

Vielen Dank für das Gespräch.
Danke auch.

Zur Person:
Magdalena Pfeifer studierte Bildende Kunst/Malerei an der Universität für angewandte Kunst Wien. 2019 hat sie gemeinsam mit Engelbert Reis den "Bertha von Suttner Verein zur Ausübung und Förderung friedenserhaltender und friedensfördernder Projekte" ins Leben gerufen. Ziel des Vereins ist es den Wert des Friedens vermehrt im öffentlichen Raum, grenzüberschreitend mit unterschiedlichen künstlerischen Veranstaltungen, zu thematisieren und Menschen für den Friedensgedanken zu mobilisieren, um weiterhin friedensstiftend zu wirken.

Zu Bertha von Suttner:
Bertha von Suttner wurde 1843 als Gräfin Kinsky von Wchinitz und Tettau in Prag geboren. 1873 nahm sie eine Stelle als Gouvernante bei dem Industriellen Karl Freiherr von Suttner in Wien an und verliebte sich in den um sieben Jahre jüngeren Arthur Gundaccar von Suttner, den jüngsten Sohn der Familie. Gemeinsam mit Arthur Gundaccar von Suttner verbrachte sie, nachdem sie aus dem Kaukasus zurückgekehrt waren, längere Zeit auch im niederösterreichischen Schloss Harmannsdorf. Hier vertrieben sie sich die Zeit mit Theaterspielen und hier entstand auch ihr erfolgreichstes Buch „Die Waffen nieder“, das weltweit eine breite Rezeption erfahren sollte und ihr den Titel „Primadonna des Friedens“ einbrachte. Gekrönt wurde Suttners lebenslanger Kampf für den Frieden schließlich mit der Ehrung des Friedensnobelpreises.

Bertha von Suttner 2010 © ÖNB

Erste weibliche Friedensnobelpreisträgerin

Obwohl Bertha von Suttner es war, die Alfred Nobel zur Stiftung des Friedensnobelpreises inspiriert haben soll, wurde ihr die Ehrung eines solchen erst im fünften Jahr zu Teil. Eine Sache, die sie sehr geärgert haben soll. Nicht zuletzt da Nobel bei der Einführung des Preises sogleich an Bertha von Suttner gedacht haben soll. Doch Frauen waren im Jahr 1905 massiven Diskriminierungen (siehe: 100 Jahre Frauenwahlrecht) ausgesetzt. So zählte Suttner 1904 auch zu den Teilnehmerinnen der „Internationalen Frauenkonferenz“ in Berlin, die mit einer Friedensdemonstration endete. Im selben Jahr bereiste sie Amerika um zahlreiche Vorträge zu halten. Schon früh wies sie immer wieder auf die drohende Gefahr des Ersten Weltkrieges hin, der jedoch allen Warnungen zum Trotz eine Woche nach ihrem Tod 1914 ausbrach. Zwei Weltkriege und beinahe 100 Jahre später haben Bertha von Suttners Schriften immer noch nichts an Brisanz verloren, obwohl mittlerweile einige ihrer Forderungen in die Tat umgesetzt wurden. Unter anderem war sie 1899 an den Vorbereitungen zur ersten Haager Friedenskonferenz beteiligt, bei der die Einrichtung eines internationalen Schiedsgerichtes gefordert wurde.

One Week Peace
17. – 21. August 2022
Gars am Kamp
Workshops (Gesang, Theater, Radiokunst), Konzerte, Vorträge schon am 13.8.22
www.oneweekpeace.at
www.youtube.com/watch?v=jjxkNdYHSx4

Geschrieben von Robert Fischer