„Something unknown“ ist eine abwechslungsreiche Melange aus im Jazz, Pop und Soul verwurzelten Eigenkompositionen und wurde von Bibiane Zimba auch im Alleingang produziert. Robert Fischer traf die Künstlerin nach dem CD-Release-Konzert im Theater am Spittelberg Ende September zum Interview.


Bibiane, musikalisch scheinst du stark im Jazz, Soul und Pop verwurzelt, bist aber beispielsweise auch als Sängerin bei der Wiener Dialektgruppe „Martin Spengler & die foischn Wiener*innen“ aktiv. Hast du musikalische Vorbilder?

Mein Musikgeschmack ist tatsächlich sehr vielfältig. Jazz, Soul und Pop sind vermutlich wirklich jene Richtungen, die man am ehesten heraushört, aber auch die Neue Musik ist zum Beispiel etwas, mit dem ich gerne mehr Berührungspunkte hätte. Während meines Studiums habe ich eine klassische Gesangsausbildung genossen. Auch wenn ich mich nicht auf den Opernbühnen dieser Welt sehe, habe ich aber nach wie vor große Freude daran auch klassische Literatur zu singen. Bei Martin Spengler als foische Wienerin fühle ich mich einfach daheim. Das Singen in dieser Band ist eine große Freude und Balsam für die Seele. Ich könnte nicht sagen, dass ich mich musikalisch bewusst an irgendwelchen Vorbildern orientiert habe.

In welchem Zeitraum sind die Aufnahmen zu „Something unknown“ entstanden? Wie war die Arbeit im Studio?

Ich habe 2021 ein Crowdfunding gestartet, um das Album zu finanzieren. Ursprünglich waren „nur“ Schallplatten geplant. Da die Produktion von Vinyl mittlerweile sehr lange dauert, wollte ich auch CDs machen. Im Jänner dieses Jahr sind meine Mitmusiker*innen und ich dann ins Studio gegangen. Bis alles fertig eingespielt, gesungen und gemischt war, hat es bis ungefähr Ende April gedauert. Beim Einspielen (Klavier) und Singen ging es mir sehr gut, auch weil ich mich im Studio von Andi Lettner auf Anhieb sehr wohl gefühlt habe. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, so tolle Menschen gefunden zu haben, die sich bereit erklärten, für mein Album einzuspielen beziehungsweise zu singen.
Die Vorbereitung und die Planung waren eher die Aspekte, die mich gestresst haben. Als Solokünstlerin war ich für alles verantwortlich und musste viele Entscheidungen treffen. Das kann schon mal eine Herausforderung darstellen und für viel Unsicherheit sorgen. Zum einen fand ich es super, die Kontrolle über alles zu haben, gleichzeitig hatte ich aber Angst, etwas zu überhören oder „betriebsblind“ zu sein. Das hat viel (Selbst-)Vertrauen erfordert, abzuschätzen, wann ich auf die Meinung anderer höre und wann ich meiner Intuition folge.

Du hast beim Konzert im Theater am Spittelberg erzählt, dass du oft und spontan Lieder schreibst. Kannst du das näher beschreiben?

Spontan ist vielleicht das falsche Wort dafür. Ich schreibe oft nachts, wenn ich nicht schlafen kann, aber es gibt ganz viele Etappen in meinem Schreibprozess. Manchmal setze ich mich zum Klavier und klimpere nur vor mich hin. Ich nehme ein paar Takte auf und höre mir diese Monate lang nicht mehr an. Meine Textideen schreibe ich in mein Notizbuch, ohne das ich nie außer Haus gehe, und auch da entsteht lange Zeit oft nichts daraus. Ganz plötzlich habe ich dann Phasen, wo sich ein Lied wie von selbst schreibt, wo ich auf vor Monaten aufgenommen Melodie-Fetzen zurückgreife und dann passt plötzlich auch ein Text aus meinem Notizbuch perfekt dazu. Es fühlt sich dadurch manchmal so an, als wäre das ein spontaner Prozess, in dem ich schnell ein Lied schreibe, aber eigentlich ist das ein kontinuierliches Aufschreiben und Sammeln von Ideen, welche schlussendlich zu einem Song werden.

Wann hast du begonnen deinen ersten eigenen Song zu schreiben?

Den ersten Song habe ich mit 16 Jahren für meinen damals besten Freund geschrieben und er hat „Even then“ geheißen. Das war vor 16 Jahren. Wie das oft so ist, hatten wir über die Jahre den Kontakt etwas verloren. Als ich vor vier Jahren das erste Mal ein Konzert mit meiner Musik gespielt hatte, stand dieser Freund plötzlich da und war jetzt auch bei meiner Albumpräsentation. Ich denke, es ist selbsterklärend, wie sehr mich das berührt.

Hat das Album „Something unknown“ ein übergeordnetes Thema?

Im Großen und Ganzen nicht. Was mir allerdings später auffiel, dass in allen Songs eine gewisse Sehnsucht nach etwas da ist. Sehnsucht nach einem bestimmten Menschen, Sehnsucht nach Schlaf und Ruhe, die Sehnsucht nach sich selbst, sich (wieder) zu finden, die Sehnsucht endlich wo anzukommen, die Sehnsucht nach dem Unbekannten.

Inwieweit hat deine Band an der Musik mitgearbeitet?

Die Kompositionen stammen alle von mir. Meist sind die Ideen fürs Arrangement auch schon recht klar, bevor ich mit einem neuen Song in die Probe komme. Das hat aber mehr mit Stimmung und Aufbau zu tun. Ich lasse meinen Mitmusiker*innen den Freiraum Ideen einzubringen, was sie spielen wollen, oder frage nach Feedback, ob das, wie ich es mir vorstelle, auch zu dem passt, mit dem sie sich auf ihrem Instrument wohlfühlen. Bei den Texten hole ich mir gelegentlich Hilfe von einem befreundeten Sänger, der mir sehr hilft, meine Ideen und Worte in Songtexte zu verpacken.

Seit wann bist du mit deiner Band als Gruppe aktiv?

Seit Frühjahr 2021 arbeite ich mit Gidi Kalchhauser (Bass) zusammen und wir haben die ersten Konzerte zu zweit bestritten. Letztes Jahr im Herbst ist dann Margit Gruber (Geige) dazu gekommen und für das Release Konzert habe ich mir noch Michael Naphegyi (Schlagzeug) mit ins Boot geholt. Was ich besonders an meinen Mitmusiker*innen schätze, ist ihre Musikalität und Kreativität. Das heißt, diese Menschen beherrschen nicht nur ihr Instrument, sondern hören auch zu, agieren und reagieren. Ich glaube, stimmungsvolle Musik entsteht nur dann, wenn die Beteiligten sich auf die Musik einlassen. So passiert es mit etwas Glück, dass man magische Momente in der Probe oder im Optimalfall auf der Bühne erlebt. Momente, in denen man zwar voll konzentriert ist, aber alles um sich herum vergisst und komplett in der Musik versinkt. Und ganz obendrauf, sind es wahnsinnig liebe Menschen, mit denen es Spaß macht, Musik zu machen!

Gibt es für dich auf „Something unknown“ ein besonderes Lied und warum?

Gute Frage (schmunzelt)! Das verändert sich laufend. Je nachdem wie meine persönliche Stimmung gerade ist und in welcher Jahreszeit wir uns befinden. Im Moment ist „Lost In You“ mein Lieblingssong. Ich liebe die Melancholie, Dynamik und Schwere dieses Liedes. Gleichzeitig transportiert Martin Eberle auf der Trompete eine Leichtigkeit und Sehnsucht, die wunderschön zum Herbst und bevorstehenden Winter passt.

Du singst fast alle Lieder auf deinem Debüt in Englisch, aber ein Stück („Beton + Sterne“) ist in Deutsch verfasst. Wie kam es dazu?

Das passiert, wenn mir ein Text zuerst auf Deutsch einfällt – dann wird der Song (meist) auch Deutsch. In diesem konkreten Fall hatte das aber vor allem auch damit zu tun, weil das Lied für mich einen starken Wien-Bezug hat. Ob ich in Zukunft mehr auf Deutsch schreiben werde, weiß ich noch nicht. Ich denke, das möchte ich mir offen lassen.

Zu dem Song „Saltwater“ gibt es ein sehr schönes Video. Mit wem hast du dafür kooperiert?

„Saltwater“ ist wie schon mein Song „Kopfkino“ und wie alle folgenden Videos für das Album gemeinsam mit der Fotografin Ines Futterknecht entstanden. Meist habe ich Grundideen und Ines macht daraus ein Moodboard und dann wird bei einigen Tassen Kaffee darüber geredet, wie wir das mit kleinem Budget umsetzen können. Bei „Saltwater“ war für mich klar, dass ich Küsten und Meer dafür brauche. Wir sind dann außerhalb der Saison nach Mallorca geflogen, haben uns dort ein Auto gemietet und sind immer früh morgens aufgestanden um das perfekte Licht zu erwischen. Ich hab mir im Vorfeld mit „Google Maps“ alle Buchten Richtung Osten angeschaut, um passende Locations zu finden und um eine Unterkunft zu finden, von der wir in der Früh nicht allzu weit zu den ausgesuchten Orten fahren mussten. Es gibt auch noch die ein oder andere Videoidee, wozu es noch gar keine Musik dazu gibt.

Abschließend möchte ich dich noch fragen, welche Hobbys hast du abseits der Musik? Ich weiß, du bist beispielsweise auch als Schauspielerin aktiv?

Ich stolpere zwar immer wieder mal in die ein oder andere kleine Rolle hinein und habe auch in Geri Schullers Jazzoper „Hochgeschätztes Tiefparterre“ gespielt (und natürlich gesungen). Als Schauspielerin sehe ich mich aber eigentlich nicht (schmunzelt), sondern empfinde mich ganz klar als Musikerin. Ich wollte immer etwas Eigenes kreieren und das habe ich mit meinem ersten Album nun auch geschafft. Diesen Weg möchte ich fortführen, möchte aber auch einmal ein Instrumentalwerk schreiben. Um genau zu sein, habe ich sogar schon etwas angefangen, aber das eilt noch nicht und darf noch etwas reifen. Ansonsten wird es aber sicher noch ein zweites und drittes Album geben. Ich tanze und lese sehr gerne, bin aber auch gerne in der Natur draußen. Ich liebe gutes Essen und guten Wein und kann mich immer wieder für Neues begeistern. Auch das variiert immer wieder.

Die Wiener Sängerin und Pianistin Bibiane Zimba vereint in ihrer Musik Elemente aus Jazz, Soul und RnB. Ihre unverwechselbare Stimme und die gefühlvollen und facettenreichen Kompositionen erzählen Geschichten vom Stadtleben, zwischenmenschlichen Beziehungen und schlaflosen Nächten. 2017 wirkte Bibiane Zimba als Sängerin und Schauspielerin bei der Jazzoper „Hochgeschätztes Tiefparterre“ von Geri Schuller mit. Seit 2021 ist die Sängerin Mitglied der Wiener Dialektband „Martin Spengler & die foischn Wiener*innen“ und regelmäßig bei Live-Auftritten zu hören. Im September 2022 veröffentlicht Bibiane Zimba ihr Debütalbum „Something unknown“.

Bibiane Zimba – „Something unknown“ (Eigenverlag 2022)
Link: https://www.facebook.com/bibiane.zimba

Konzert-Tipp:
Martin Spengler & Die Foischen Wiener*Innen
16. Dezember 2022 um 19.30 Uhr
Im Rahmen des „Musikalischen Adventkalenders“
Weinhaus Sittl, Lerchenfelder Gürtel 51, 1160 Wien

Titelbild: Bibiane Zumba © Laura Melone

Geschrieben von Robert Fischer