In jedem Mann steckt bekanntlich ein Kind. Das Sprichwort bestätigen einmal mehr die leuchtenden Augen erwachsener Eisenbahnfans während des Besuchs im kürzlich eröffneten „Königreich der Eisenbahnen“ im Wiener Prater.
En miniature – ein kleines Wort, für viele aber ein ganz großes Erlebnis. Eisenbahn-Modellanlagen sind mehr denn je en vogue und in vielen Haushalten fixer Bestandteil des Spielangebots für den Nachwuchs – und den väterlichen Familienteil. Wer es sich quadratmetermäßig leisten kann, reserviert für sein Hobby gleich ein Zimmer oder einen Teil des Gartens, wer enger domiliziert, muss sich mit dem täglichen Auf- und Abbau des Schienennetzes herumschlagen oder in günstigerem Fall die Anlage auf einer mehr oder weniger transportablen großen Resopalplatte installieren. Für jene, die nicht die Möglichkeit haben, in den eigenen vier Wänden die Funktion des Zugs- und Lokführers sowie Stellwerksmeisters in einer Person auszuüben, dem steht die Welt der zahlreichen Modellbahnklubs oder öffentlich zugänglicher Ausstellungen offen. Sowie jenes kürzlich im Wiener Prater eröffnete Modellbahnparadies „Königreich der Eisenbahnen“, das – obwohl mit seinen 25 bis 20 Euro überteuert ausfallenden Eintritts – die Herzen der Fans der Welt der „ferrovia“, der Eisenwege und die auf ihr verkehrenden Fahrzeuge, höher schlagen lässt.
Das zweistöckige Ausstellungsgebäude befindet sich in der Nähe vom Schweizerhaus und der U2-Station Messe Prater. Erst kürzlich eröffnet, gibt es nun auf 270 Quadratmetern Fläche ganz groß im Kleinen Wien zu sehen – mit mehr als 70 Wahrzeichen, zahlreichen Gebäuden, Straßen mit fahrenden Bussen, Schienenfahrzeugen (Straßenbahn, U-Bahnen, Zügen), parkenden Autos und Tausenden von Figuren.

Größte Modelleisenbahnlage Österreichs

Noch befindet sich die Anlage „in progress“. Mit einer geplanten Fläche von 1.000 Quadratmetern soll sie nach ihrer Fertigstellung die größte Modelleisenbahnanlage Österreichs und die zweitgrößte der Welt werden. In den nächsten Jahren wird sie um alle anderen Bundesländer, samt ihrer berühmten Wahrzeichen und Landschaften, erweitert, so zumindest der Plan der Betreiber. Die Anlage wird in der Größe H0, das ist ein Maßstab von 1:87, gebaut.

Um den freien Platz bis dahin anderweitig zu nutzen, können die Besucherinnen und Besucher Rennen mit ferngesteuerten Modellautos abhalten oder kleine Baufahrzeuge über eine Fernsteuerung bedienen. In weiteren Bereichen der Ausstellung können sich die Jüngsten als Schaffner oder Lokführer fotografieren lassen und im Kinderbereich mit Holzspielzeug weitere Eisenbahnwelten entdecken.

13 Mio. Euro investiert

Die Ausstellung will außerdem einer breiten Öffentlichkeit die Themen Modellbau, Eisenbahntechnik und Verkehrserziehung näherbringen. Dafür soll es auch eigene Führungen und Workshops geben. Insgesamt wurden in das Projekt über 13 Millionen Euro investiert – von privaten Geldgebern, aus Eigenmitteln und Krediten.

Die Initiatoren haben jedenfalls keine Kosten, Mühen und Ideen gescheut, um sich ihren Kindheitstraum zu erfüllen. Neben den bis ins kleinste Detail nachgebauten Lokomotiv- bzw. Waggonmodellen bilden die städtebaulichen Objekte wie u.a. Wohnhäuser, der „Steffl“ und die Urania einen optischen Blickfang. Sogar der neue Wiener Hauptbahnhof wurde maßstabgetreu 1:87 errichtet, er bildet so wie in natura das Zentrum der Schienenwege. Und wer bereut, dass er nicht über die Absperrung klettern darf – im Erdgeschoß erhalten Besucher die Möglichkeit mittels VR-Brille in das Eisenbahnmodell einzutauchen. Wünschenswert für die Zukunft wäre allerdings für weniger große Zugenthusiasten gerade in der Kinderspielecke eine etwas gemütliche Atmosphäre.

„Königreich der Eisenbahnen“
Wiener Prater – Parzelle 119 (Sichtweite Schweizer Haus)
1020 Wien
Öffnungszeiten: täglich von 9.00 bis 21.00 Uhr.
Eintritt: Für Erwachsene kostet der Eintritt 25 Euro, für Senioren, Familien,
Studenten und beeinträchtigte Personen 19 Euro. Eine Ermäßigung
bekommt man etwa durch eine ÖBB-Vorteilscard und die Jahreskarte der
Wiener Linien
Königreich der Eisebahnen

Geschrieben von Stefan Weinbeisser