Die U-Bahnen sind überfüllt, die Straßen verstopft und der kalte Wind peitscht den Passanten permanent ins Gesicht. Zahlreiche Menschen versuchen sich ihre Finger an klebrigen Glühweintassen zu wärmen. Kein Zweifel – Weihnachten steht vor der Türe. Für viele die stressigste Zeit des Jahres – und, zumindest für den Buchhandel, zugleich die ertragreichste. Etwas, das auch für den Verkauf von Comics und Cartoons gilt, wie Clemens Ettenauer zu berichten weiß. Der Betreiber des komischen Künste Shops mit vorgelagerter Galerie ist schon den ganzen Tag im Einsatz. Bis in den Abend empfängt er Gestresste auf der Suche nach Geschichten und Geschenken.

Sein Geschenktipp für dieses Jahr: der neu von ihm herausgebrachte Cartoon-Band „Wissenschaftliche Cartoons“. Einer der Gründe, warum auch die Kulturfüchsin den frostigen Weg hierher angetreten hat. Passend zum Buch zieren noch bis Ende Februar Zeichnungen daraus die Wände des dem Shop vorgelagerten Präsentationganges. Eine gute Gelegenheit zu erfahren, warum noch niemand etwas von Isaac Newtons älterem Bruder gehört hat, was Labormäuse so denken und was passiert, wenn Kühlschränke sich mit Katzen verbrüdern.

Lieber Wissenschafter statt Verliebte

Die Idee ein Buch mit wissenschaftlichen Cartoons zu gestalten kam Ettenauer – der die „Komische Künste“ seit mittlerweile fünf Jahren leitet – schleichend. Immer wieder waren ihm in der Vergangenheit interessante Arbeiten zu diesem Thema aufgefallen. Und er hatte Recht. Auch den Fans der „Komische Künste“ gefiel die Idee dermaßen gut, dass sie das Thema bei einer Facebook-Abstimmung gegenüber u.a. Cartoons von Verliebten favorisierten. Wer möchte etwas übers Händchenhalten lesen, wenn er sich stattdessen von einem ratlosen Gehirn in Spiritus zum Schmunzeln bringen lassen kann? Aufs Papier gebracht hat das entnommene Organ Illustratorin Martina Hillemann.

Ebenso nett wie witzig anzusehen sind die Cartoons von Oliver Ottitsch. Wer den österreichischen Cartoonisten kennt, der vermutet mittlerweile richtig; es wird unter anderem tierisch. Generell gilt, was wäre die Wissenschaft bzw. Cartoons über die Wissenschaft ohne revoltierende Versuchstiere. Bären, Mäuse und Riesenkaninchen machen es ihren Peinigern eben nicht immer leicht.

Wienerisch wird es hingegen mit dem Cartoon von Daniel Jokesch, kriminalistisch mit Katharina Greve. Die Berlinerin erhielt für ihren Beitrag den dieses Jahr erstmals vergebenen „Österreichischer Cartoonpreis“. Der Preis des Publikums ging an Uwe Krumbiegel, der wie Ottitsch gleich mit mehreren Bildern im Buch vertreten ist. Die frisch gekürten Preisträger konnten sich mit ihrer Arbeit gegen 117 weitere Zeichnungen, die in das Buch Eingang fanden, durchsetzen. Ihre Arbeiten sowie die anderen Werke können einzeln als Drucke um 50 Euro erworben werden.

Wer in der Ausstellung nicht fündig wird, der kann sich einen Gang weiter durch die Präsentation von Tom Toro quetschen. Wobei das Quetschen hier durchaus wörtlich zu nehmen ist. Zu viel sollte man für die 66cm breite Galerie nicht auf den Rippen haben. Zumindest, wenn man von den Bildern noch etwas sehen will. Allerdings ist die vermutlich engste Galerie der Welt auch ein guter Ort, um dem Weihnachtsstress zu entkommen. Was will man mehr. Vor allem, wenn man dabei noch etwas zum Lachen hat.

Wissenschaftliche Cartoons
Noch bis 28. Februar 2016
Komische Künste
MuseumsQuartier / Q21
Museumsplatz 1
1070 Wien

Öffnungszeiten: Montag – Sonntag 11:00 bis 18:00 Uhr (an jedem Tag im Jahr geöffnet, auch an allen Feiertagen! 24. Dezember bis 14 Uhr, 31. Dezember bis 17 Uhr)
Tel: +43 1 890 27 53
Internet: www.komischekuenste.com
Facebook: Komische Künste – Shop & Galerie
E-Mail: office@komischekuenste.com

Geschrieben von Sandra Schäfer