Schon zu Keltenzeiten war die Gegend nur wenige Kilometer vor den Toren des späteren Wiens besiedelt und auch die Römer nützten bereits die hier aufgrund des vulkanischen Untergrunds reichlich vorkommenden heißen Quellen. Schon der Name der Stadt (Aquae = Wasser) geht auf die Römer zurück. Badeanstalten gab und gibt es hier freilich soweit das Auge reicht – auch wenn viele heute nur mehr in baulicher Form erhalten geblieben sind und anders als ursprünglich (etwa als Kunsträume) genützt werden. So wie das Wasser fließt auch die Zeit bekanntlich dahin und so hat auch Baden im Laufe der Jahrhunderte – vor allem nach dem großen Brand 1812 – sein Gesicht architektonisch bis zum heute dominierenden Biedermeierstil verändert. Auch blieben der Stadt kriegerische Wirren wie unter anderem durch die Türkeneinfälle und die Reformation und Gegenreformation nicht erspart.

„Kaiserstadt“

Unter dem Habsburger Kaiser Franz II./I. nahm Baden Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen für seine Entwicklung bedeutenden Aufschwung. Mit dem alljährlichen Sommeraufenthalt des Kaisers samt seinem Tross an Adeligen und Hofschranzen zog letztlich auch das aufstrebende Bürgertum verstärkt ein. Der Bombenangriff der Alliierten zu Ende des Zweiten Weltkriegs traf die Stadt jedoch ebenso wie die jahrelange Besetzung durch die Sowjetarmee – die Baden zu ihrem Hauptquartier wählte – schwer.

Baden ist reich an Kulturdenkmälern und Kunsteinrichtungen und weist eine Fülle von Sehenswürdigkeiten auf. Im Mittelpunkt der Stadt steht die Dreifaltigkeits- oder Pestsäule am Hauptplatz. Das im Barockstil zwischen 1714 bis 1718 errichtete Denkmal wurde von den Bürgern der Stadt als Dank für die überwundene Pest initiiert. An der Stelle wo die Säule situiert ist, befand sich einst der Pranger. Doch nicht nur für Architektur- und Kunst-Liebhaber hat die Stadt, allen voran mit dem Arnulf Rainer Museum – das sich ab 21.September mit der 200-jährigen Geschichte des Frauenbades, in dem es untergebracht ist, beschäftigen wird – etwas zu bieten: Baden gilt auch als kleines Mekka der Musikfreunde. So kurte unter anderem Ludwig van Beethoven regelmäßig in der einstigen „Kaiserstadt“. Seit Herbst 2014 können sich Interessierte im Museum Beethovenhaus ein Bild rund um Person und Musik des Genies machen. Im Museum finden zudem regelmäßig Veranstaltungen statt. (Noch bis 18. September sind aktuell die „Bekenntnisse der Frau Schnaps – Beethovens Haushälterin“ zu erleben.) Vor allem aber im Stadttheater stehen Operette, Musical, Oper und Konzert regelmäßig auf dem Programm. In der Anfang des 20. Jahrhunderts errichteten Kulturstätte finden aber auch Sprechtheater-Vorstellungen statt.

Vieles dreht sich um Roulette

Dass das Glück bekanntlich „ein Vogerl“ ist musste jedoch in der Vergangenheit nicht nur das bekanntermaßen besonders abergläubische Theatervolk erfahren, noch heute dreht sich an den Spieltischen im Badener Casino – übrigens das größte in der Alpenrepublik – alles um Gewinn und Verlust. Das im Stil der Neorenaissance Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Gebäude ist ebenso wie andere Objekte Blickfang und diente anfangs als neues Kurhaus. Dafür musste an dieser Stelle das alte Theresienbad weichen.

Der Spazier- und Wanderlust frönen

Wer sich nach aufregendem Spiel am Roulettetisch entspannen will, der hat in der Kurstadt mit seinen großzügigen Parkanlagen dazu ebenfalls reichlich Gelegenheit. Der Kurpark, der Gutenbrunner Park oder die Grünanlage des Schlosses Weikersdorf, benannt nach dem Adelsgeschlecht Doblhoff, und das darin befindliche, 1969 geschaffene Rosarium, bieten eine schöne Kulisse zum Promenieren und sind dementsprechend auch bei den zahlreichen Gästen der Stadt Besuchsmagneten.

Für Wanderfreudige, die sich nicht mit lockeren Park-Spaziergängen begnügen und gerne per pedes in die nähere und weitere Umgebung der Stadt schweifen wollen bietet die Region eine breite Palette an Wegen in Feld, Flur und Wald. Klassiker ist das „Kleine Wegerl im Helenental“, das den Komponisten Alexander Steinbrecher zur gleichnamigen Liedkomposition animierte. Zwar ist das Wegerl heute für „alte Paare“, wie im Liedtext ausgeführt, längst nicht mehr zu schmal, weil viel begangen, doch die Route hat nichts von ihrem landschaftlichen Reiz eingebüßt. Zwischen hochaufragenden Felsen und steilem Waldgelände schlängelt sich der Weg großteils entlang der Schwechat bis nach Heiligenkreuz. Kulinarische Stärkung entlang des Weges gibt es in der Krainerhütte, die in der Realität als Hotel und Haubenrestaurant längst dieser Namensgebung entwachsen ist, und in der Augustinerhütte. Für die Begehung vom Hotel Sacher unterhalb der Ruine Rauhenstein bis zur Augustinerhütte hin und zurück müssen flotte Wanderer knapp zweieinhalb Stunden kalkulieren. Die beiden über dem Tal links und rechts des Flusslaufes thronenden Burgruinen Rauhenstein und Rauheneck sind ebenfalls auf ausgeschilderten Wegen wie ebenso die in der Nähe von Rauheneck situierte Königshöhle zu erreichen. Die 25 Meter tiefe Königshöhle ist der namensgebende Fundplatz für die neolithische Badener Kultur in Österreich. Beliebt ist auch der Felsenweg, der im Kurpark seinen Anfang nimmt und sich entlang von markanten Felstürmen nach oben windet. Wer noch höher hinaus will und über die nötige Kondition verfügt, dem stehen Wege auf den Pfaffstättner Kogel, zum Eisernen Tor und nicht zuletzt dem Anninger zur Verfügung.
Besonders an vom Wetter verwöhnten Tagen nahezu überlaufen ist der Thermen-Weinwanderweg, der von Bad Vöslau über Baden nach Gumpoldskirchen und weiter bis nach Mödling führt. Eine Besonderheit ist die im September stattfindende Genussmeile, auf der Weinbauern bei zahlreichen liebevoll hergerichteten Ständen den Wanderer auf Sturm, Wein, Traubensaft und kulinarische Spezialitäten einladen.

Apropos Weinkultur: Auch auf diesem Gebiet brauchen sich die Badener Winzer nicht hinter der Konkurrenz aus anderen Teilen des Landes zu verstecken. In zahlreichen Heurigenlokalen, oft direkt oder in Weingärtennähe, können die Köstlichkeiten – darunter die autochthonen Sorten Rotgipfler und Zierfandler – genossen werden. Dazu ein klassisches Buschenschank-Buffet – und der Gaumen kann jubilieren. Nicht zuletzt deshalb wird Baden regelmäßig auch von Weinfreunden aufgesucht.

Festivalstadt – La Gacilly

Zum Fixpunkt in der Stadt gemausert hat sich mittlerweile auch das „La Gacilly Fotofestival“. Bereits zum vierten Mal dient Baden heuer über die Sommermonate als Bühne für Europas größtes Outdoor Fotofestival. Das diesjährige Motto lautet „Viva Latina!“ und will die biologische Vielfalt unseres Planeten feiern. Seinen Weg von der französischen Stadt Gacilly, die das Festival 2004 begründete, fand die Initiative 2018. Treibende Kraft war der Fotograf und Festival-Direktor des “La Gacilly-Baden Photo” Lois Lammerhuber, der heuer auch selbst Aufnahmen seiner Lateinamerikareise zeigt.

Mit den historischen Fotografien von Emmanuel Honorato Vázquez – dessen Arbeit 2018 wiederentdeckt und gebührend gewürdigt wurde (zu sehen im Doblhoffpark) – führt das Festival seine Besucher zudem zurück in das Ecuador der 1920 Jahre, während National-Geographic-Fotograf Pablo Corral Vega einen Einblick in das tägliche Leben der Menschen in den Anden liefert. Ebenfalls im Gutenbergpark, nur wenige Meter weiter entfernt, sind beispielsweise auch die großformatig ausgearbeiteten Werke des in Brasilien geborenen und mittlerweile mit Preisen überhäuften Fotografen Sebastião Salgado zu bestaunen.
Doch „ob sie aus Brasilien, Ecuador, Chile, Mexiko oder Argentinien stammen, alle Fotografen unseres Festivals sind fest im Alltag verwurzelt, fangen die Vielfalt der Menschen des Kontinents ein, erforschen das städtische Chaos und beklagen die Schäden, die der Natur zugefügt werden; und das alles mit einem gewissen Sinn für Poesie, Kreativität oder Humor. Vor allem aber repräsentieren sie eine Fotokunst, die vor Energie und Erfindungsreichtum strotzt“, betont Lammerhuber. Das Festival ist heuer noch bis 17. Oktober zu sehen.

https://www.tourismus.baden.at/
https://www.arnulf-rainer-museum.at/
https://www.beethovenhaus-baden.at/
https://festival-lagacilly-baden.photo/de/das-festival

Geschrieben von Sandra Schäfer und Stefan Weinbeisser