Autor Alexander Buschenreiter hat sich jahrelang intensiv mit der Mythologie, Religion und Kunst der indigenen Völker der USA und speziell mit der Botschaft der Hopi-Indianer an die Welt beschäftigt und darüber mehrere Bücher geschrieben sowie Radio-Sendungen gestaltet. In seinem aktuellen Buch „Menschen sind wie Bäume – Indigenes Wissen – ein Weg aus der Krise“ greift er dieses Thema erneut auf. Ein Thema, dass in Zeiten von Klimawandel und weltweiten Naturkatastrophen aktueller denn je scheint. 

Herr Buschenreiter, Sie haben schon mehrere Bücher über die Botschaft der Hopi-Indianer, die in Reservaten im Südwesten der USA leben, verfasst. Worum geht es in Ihrem Buch „Menschen sind wie Bäume“?

Insgesamt ist es mein viertes Buch. Bisher habe ich drei über die Hopi geschrieben und „Menschen sind wie Bäume“ ist eine völlig überarbeitete, stark erweiterte und aktualisierte Neuausgabe eines früheren Buches. Der neue Titel ergänzt und vervollständigt meine früheren Aussagen zu dem Thema durch vertiefende Aussagen des Sprechers der Hopi und bedeutender „Hopi-Elders“ zur Situation von Mensch und Erde. Dazu kommen die legendäre Urenkelin, Janet McCloud, von Chief Seattle (bekannter indianischer Anführer und bedeutender Redner, Anm.) zu Wort, sowie der Indianische Jugend- und Ältestenrat, die Onondaga-Clanmütter und Vertreter der Irokesenkonföderation. Einen Höhepunkt bilden die Botschaften der sieben indigenen Delegationen aus Nord- und Mittelamerika, die sie im Rahmen der UN-Konferenz „Cry Of The Earth“ 1993 mit Hilfe der Hopi in New York an die Weltöffentlichkeit gerichtet haben.

Sie haben auch Hörfunk-Serien für die RAI und den ORF über die Botschaften der Hopi gestaltet. Wie lange beschäftigten Sie sich schon mit diesem Thema und wie sind Sie damit in Kontakt gekommen?

Im Sommer 1980 wurde ich durch eine Freundin auf die Indigenen Nordamerikas aufmerksam. Die Schilderungen meiner Freundin hatten mich so beeindruckt, dass ich begann, Literatur über die Indianer Nordamerikas aufzuarbeiten. Dabei stieß ich auf einen Bericht über die Hopi in Arizona. Das hat mich total berührt und neugierig gemacht, ob es die Hopi noch gibt und wie sie in der Gegenwart leben, wie es ihnen geht und ob sie eine Botschaft für uns haben. Daraufhin habe ich im Frühjahr 1981 den deutschen Journalisten und Indianer-Experten Claus Biegert zur ORF-Hörfunksendung „Von Tag zu Tag“ und zu einem Diavortrag nach Wien eingeladen, wonach es zur Gründung der „Arbeitsgruppe Indianer heute“ kam.

Im August 1981 reiste ich dann zum ersten Mal in die USA, um dort die Mohawks im Bundesstaat New York, den Künstler und Publizisten Richard Erdoes in Santa Fe und schließlich die Hopi in Arizona zu besuchen. Nach einer Woche Aufenthalt gelang es mir, das Eis zu brechen und ich konnte nicht nur fotografieren, sondern durfte auch Interviews mit Vertretern der Hopi, darunter Thomas Banyacya Sr, deren Sprecher seit 1948, durchführen.

Können Sie uns etwas mehr über die Persönlichkeiten erzählen, die im Buch zu Wort kommen?

Thomas Banyacya Sr., der Sprecher der Hopi-Elders seit 1948, also der traditionell lebenden Hopi, hat uns anlässlich seiner Vortragsreisen, die wir in Österreich in den 1980ern und 1991 organisiert haben, mehrmals besucht. Seine Persönlichkeit hat uns sehr beeindruckt: seine Sanftmut, sein Wissen und seine Ausdauer – er war ja in seinen jungen Jahren Marathonläufer, aber auch bis zu sieben Jahre wegen Wehrdienstverweigerung zur Zwangsarbeit verurteilt.
Der Elder Martin Gashweseoma hat 1991, kurz vor dem ersten Irakkrieg, die Steintafeln seines Feuerclans in Santa Fe präsentiert, verbunden mit der Warnung vor einem drohenden dritten Weltkrieg. Diese Steintafeln repräsentieren den Landrechtsanspruch der Hopi in ihrer Heimat. Martin hat auch 1993 im Rahmen von „Cry Of The Earth“ die dafür bestimmte Botschaft überbracht, die Banyacya Sr. sofort ins Englische übersetzte.
Radford Quamahongnewa ist der Leiter der berühmten Schlangenzeremonie der Hopi – ihn habe ich dazu befragt, aber auch, um noch mehr über die Welt der Hopi erfahren.

Zu den Themen indigene Rechte und indigenes Wissen über die Erde gibt es in der letzten Zeit vermehrt Publikationen sowie Filme und Dokumentationen. Warum ist die Botschaft der Hopi-Indianer gerade in der heutigen Zeit wieder hochaktuell?

Die Botschaft der Hopi ist jetzt aktueller denn je, weil wir mitten in den sogenannten „Prophezeiungen“ sind, wie der Irokesensprecher Oren Lyons 2021 in meinem Buch „Menschen sind wie Bäume“ eindringlich formuliert. Gemeint sind die sogenannten ursprünglichen Anweisungen der Hopi, wie sie teils auch andere indigene Nationen haben. Sie beziehen sich auf die Auswirkungen, die Folgen unserer Handlungen und darauf, wie wir die Unordnung, die wir verursacht haben, wieder ins Lot bringen können. Zugleich betonen die Hopi und Irokesen, dass die Erde eine lebendige Person ist, die sich entwickelt und ihre Kinder unsanft daran erinnert, wenn sie die natürliche Ordnung aus dem Gleichgewicht bringen.

Kann man die wichtigsten Inhalte der Botschaft der Hopi-Indianer an die Welt in ein paar Sätzen zusammenfassen?

Die Botschaft der Hopi und die vertiefenden Aussagen in „Menschen sind wie Bäume“ warnen uns zum Beispiel vor „Feuer, das überall ausbricht“, vor zunehmenden Erdbeben, heftigen Stürmen, Dürre und Überschwemmungen, vor dem Zerfall der Familien und der Werte – also einem Leben aus dem Gleichgewicht, wie sie es nennen. Und davor, dass wir auf Kosten anderer leben und uns schlussendlich selber vernichten. Zugleich geben sie Hinweise, wie wir wieder Frieden in uns selber und mit der Erde sowie ihren Bewohnern finden, wie wir das natürliche Gleichgewicht wieder herstellen und unseren selbstmörderischen Kurs korrigieren können. Denn von unseren Handlungen hängt es ab, wie die Erde mit ihren Kräften und Wesenheiten reagiert.

Aktuell ist der Klimawandel weltweit ein großes Thema. Welche Meinung vertreten die Hopi-Indianer dazu?

Die „Elders“ beziehen sich nicht direkt auf den von uns geprägten Begriff „Klimawandel“, sondern warnend auf die umfassenden Veränderungen unter den Menschen und im natürlichen Gleichgewicht des Lebens, die wir herbeigeführt haben. Sie sprechen daher vom letzten Stadium vor dem sogenannten „Tag der Reinigung“, der Mensch und Erde mit all ihren Bewohnern betrifft. Seine Intensität hängt von der Größe der Zerstörung des natürlichen Lebens, seiner Lebensräume und davon ab, wie weit wir von den ursprünglichen Anweisungen, die jede Nation seinerzeit erhalten hat, abgewichen sind. Es liegt also in unserer Hand, was auf uns zukommt – und es gibt kein Entrinnen.

Wo können interessierte Leserinnen beziehungsweise Leser noch mehr zu den Hopi und ihrer Botschaft an die Welt erfahren?

In „Unser Ende ist euer Untergang – Die Botschaft der Hopi an die Welt“ gibt es eine umfangreiche Literaturliste dazu, eine weitere im Buch „Menschen sind wie Bäume“, dazu Angaben zu Webseiten und Kontaktadressen. Last but not least steht unsere eigene Website Impuls-aussee.at mit weiteren, aktuellen Informationen, Links und Downloads zur Verfügung.

Wie lauten Ihre Zukunftspläne?

Ich bin Mitglied des Ensembles „die butterlosen brote – mehr als theater“, für das meine Frau Angela mit „Als der Krieg ins Dorf kam – Aufbruch und Heimkehr“ bereits ein viertes Bühnenstück geschrieben hat. Am 2. März 2024 halte ich im Rahmen der „Kulturhauptstadt Bad Ischl – Salzkammergut 2024“ im Woferlstall, Bad Mitterndorf einen Vortrag über das Weltbild und die Mythen der Hopi und anderer American Natives, wobei mich unsere Tochter RONJA* mit Gesang und Musik unterstützen wird. Ansonsten bemühe ich mich, meine Bücher unter die Leute zu bringen, sei es mithilfe unserer Website oder durch Interviews wie dieses oder Lesungen – wobei es momentan keine neuen Termine gibt. Gerne würde ich zum achten Mal in die USA fliegen, um unsere Freunde bei den Hopi und den Mohawk Elder Tom Porter im Bundesstaat New York zu besuchen, den wir 2019 zu einem Vortrag im CCW Stainach und einem Aufenthalt bei uns eingeladen hatten. Auch ihn konnte ich für mein neues Buch interviewen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Danke für das Gespräch!

Alexander Buschenreiter: „Menschen sind wie Bäume – Indigenes Wissen – ein Weg aus der Krise“. Authal Verlag, 2023. 296 Seiten. ISBN: 978-3-9504211-9-4. 21 Euro.

Alexander Buschenreiter, 1945 in Wien geboren. Er lebt als freier Publizist im Steirischen Salzkammergut. 1981 besuchte er erstmals die Reservationen der Hopi, Navajo und Mohawks sowie den Sioux-Vertrauten Richard Erdoes in den USA. Er ist unter anderem Autor von zwei ORF- und RAI-Hörfunkserien zum Thema und der Bücher „Mit der Erde – für das Leben. Der Hopi-Weg der Hoffnung” und „Spuren des Großen Geistes – Indianische Weisheit der Gegenwart”.

Links:
https://www.authalverlag.com/
https://www.facebook.com/alexander.buschenreiter
https://www.eike-forum.at/
Ronja: http://www.ronja-music.com/
https://impuls-aussee.at/

Geschrieben von Robert Fischer