Im Dezember öffnete das mobile LKW-Kino von Max Kaufmann offiziell seine Ladeflächen. Auch für die erste Filmpremiere sorgte Kaufmann selbst. Der gemeinsam mit dem Serapions Theater entstandene Film „Sine Meta Drom“ ist eine Mischung aus Real-Film und Stop-Motion-Technik und wird vermutlich im Frühjahr erneut am Praterstern – an seinem Drehort – zu sehen sein.

Die Kulturfüchsin war bei der Premiere und hat sich mit dem künstlerischen Tausendsassa, Max Kaufmann (Obmann & künstlerische Leitung des Odeon Theaters, Regisseur Serapions Theater, Bühnenbildner und Filmemacher) unterhalten. Ein kurzes Gespräch über das Werden eines Kinos, (poetisch verpackte) menschliche Unzulänglichkeiten und zukünftige Filmprojekte.

Herr Kaufmann, Ende des Jahres ist das neue „Milieu Kino“ offiziell eröffnet worden. Ich durfte das Kino bereits in der makemake-Produktion „weiter leben“ erleben. Wie hat sich der Weg von der ersten Idee bis hin zur nun offiziellen Eröffnung des Kinos über die Jahre gestaltet?

Die Idee einen LKW zum Kino umzubauen hatte ich bereits 2008/09. Von Anfang an war klar, dass es auch fahrtüchtig sein sollte. Das war ein sehr langer Prozess. Zum einen, weil ich mich damals noch nicht wirklich gut ausgekannt habe und zum anderen, weil ich viel im Odeon Theater eingespannt war und somit wenig Zeit zum Bauen hatte. Wir haben – gemeinsam mit Freunden – immer in den Lücken, zwischen Produktionen, an dem Projekt weitergearbeitet. Im Frühjahr 2021, als alles soweit technisch fertig war, hat mich Sara Ostertag gefragt, ob es möglich wäre das Kino im Stück einzubauen. Ich fand die Idee einer Einweihung im Rahmen einer Theateraufführung sehr schön – auch weil ich vom Theater komme.

Der Eröffnungsfilm „Sine Meta Drom“ wurde mit dem Ensemble des „Serapions Theater“ am Praterstern, gedreht. War von Beginn an klar, dass Sie dort drehen wollten, wo das Kino für die Aufführungen steht?

Am Anfang stand für mich das Bedürfnis Filme zu drehen. Ich wollte dabei aber nicht den klassischen Weg gehen, diese auf Festivals zu schicken, sondern ähnlich vorgehen wie bei einer Theater-Inszenierung. Mit dem Kinobau kamen die Überlegungen, was macht man als ersten Film. Die ersten zwei Jahre war der Standplatz des LKWs in der Nähe vom Prater. Jedes Mal, wenn ich über den Praterstern gegangen bin, sind Ideen aufgetaucht. So entstand das Grundkonzept, Filme direkt an jenen Plätzen zu drehen, wo das Kino steht. Der Platz war für die Premiere für mich auch deswegen passend, weil die Kinohistorie in Wien am Prater beginnt.

Die Einsatzmöglichkeiten des Kinos sind vielseitig. Wäre historische Filme an historischen Dreh-Orten zu zeigen beispielsweise auch eine Option für Sie?

Diese Möglichkeit gibt es natürlich. Das kommt auch darauf an, wer das Kino bespielen möchte. Ich finde es für Filmemacher spannend sich zu überlegen, welchen Film möchte ich entwickeln für diesen oder jenen Ort. Ob diese Idee aufgeht oder nicht und wie sich das Kino tatsächlich weiterentwickelt, wird sich zeigen. Aber natürlich steht das Kino zum Beispiel auch im Rahmen von Festivals und der Gleichen und für wen auch immer, der es mieten möchte, zur Verfügung.

Gibt es bereits erste Interessenten und Ideen für Kooperationen?

Es gibt einige Anfrage. Vieles ist aber noch nicht spruchreif. Ich habe diesen Teil der Arbeit lange aufgeschoben, weil ich das Kino erst einmal fertig haben wollte. Was man allerdings schon sagen kann, es gibt eine Kooperation mit dem Gartenbaukino. Da trifft das größte auf das kleinste Kino Österreichs.

Spuchreif ist auch, dass es im Frühjahr im Kunstraum Spitzer eine Ausstellung mit dem Modell, das im Film „Sine Meta Drom“ vorkommt, geben wird. Das Modell ist beeindruckende fünfzehn Meter lang und fünf Meter breit. Wie lange haben die Arbeiten daran gedauert?

Von der Planung über die Umsetzung bis zum fertigen Bau ein Jahr. Für das Modell verantwortlich war meine Kollegin Eva Grün.

Wie waren die Dreharbeiten? In „Sine Meta Drom“ gibt es verschiedene (Wiener) Typen, von denen, einige ganz schön durch den Wind sind…

Die Idee des Films war innere Zustände von Menschen zu verbildlichen. Zum Beispiel, die Frau im Wind oder die Bedrängte. Wir haben das „eine poetische Revue der Unzulänglichkeiten“ genannt. Viele Figuren, die wir auf dem Platz gesehen haben, waren inspirierend für uns und wurden in den Film eingebaut. Manchmal auch noch während des Drehs.

Können Sie abschließend verraten, ob es bereits ein Projekt für einen nächsten Film gibt?

Ein Plan, der fix ist, ist einen Film in der U-Bahn zu realisieren und das Kino vor U-Bahn Eingänge zu stellen. Die Leute gehen aus der U-Bahn und können sich dann noch einmal das U-Bahnleben aus einer anderen Perspektive anschauen. Geplant ist die Umsetzung für 2024. Wir wollen auch auf jeden Fall noch einen anderen Film in dem Modell spielen lassen, weil es nur kurz vorkommt und auch weil wir die Figuren haben. Das wird aber noch eine Zeit dauern.

Milieu Kino
https://milieu-kino.net/
Eröffnungsfilm: SINE META DROM. Ein Film von Max Kaufmann.Produktion: Theaterverein Odeon + Serapions Theater. Filmdauer ca. 70 Minuten
Zum Standort

Spitzer
Taborstraße 10, Innenhof links
1020 Wien
spitzer@odeon.at

Geschrieben von Sandra Schäfer