Museen, Ausstellungen und Galerien geschlossen, Konzerte, Dichterlesungen abgesagt oder im besseren Fall verschoben, Theateraufführungen gestoppt und bestenfalls ins Virtuelle übertragen – so wie die Aufführung von Hollywood-Star Christopher Waltz inszenierter Beethoven-Oper Fidelio. Auch Kunst und Kultur leiden als Patienten umfassend am Corona-Virus. Die Regierung hat ein Milliarden-Paket in erster Linie für die Wirtschaft geschnürt, Kunst und Kultur sollen zwar auch bedient werden, doch wie viel Mittel für sie vom großen Kuchen letztlich übrig bleiben werden, steht noch in den Sternen. Jedenfalls müssen es mehr als Krümel sein.

Kultur – Lebenselixier der österreichischen Seele

Kultur in seiner umfassenden und vielfältigen Ausformung ist eines der Lebenselixiere der österreichischen Seele und geistige Nahrung. Sie spiegelt nicht nur das Bewusstsein und damit das Befinden der Menschen und ihrer Lebensqualität wider, sondern ist nicht zuletzt auch ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor. Österreichs – und speziell der Wiener – Tourismus leben zu einem bedeutenden Teil vom großartigen kulturellen Erbe unseres Landes aber auch dem zeitgeistigen Kulturgeschehen; letztlich greifen beide ineinander, ergänzen sich trotz aller Unterschiedlichkeit und daraus resultierender Diskurse zu einem beeindruckenden Gesamtbild der Kulturlandschaft Österreichs.

Hochkultur und die so genannte Klein- bzw. Alltagskunst schließen also einander nicht aus, für beide besteht ein unendlicher großer Freiraum an Deutungen und Inszenierungen, die letztlich das Leben der Menschen, ihre Empfindungen – wenn auch nicht selten verschlüsselt und damit zum Nachdenkend anregend – reflektieren. Wie es jedem seinen unterschiedlichen Gedankengängen zufolge gefällt. Die Welt – frei nach William Shakespeare – letztlich eine Bühne, auf der alle Frauen und Männer bloß als Spieler agieren.

Ohne Kultur- und Kunst geistige Leere

Ohne Kunst- und Kulturentwicklung keine nacherzählbare Menschheitsgeschichte, eine unendliche geistige Leere in unser aller Köpfen. Kultur und Kunst haben sich – weil nicht selten von Freigeistern entscheidend geformt – als Überwinder des Bestehenden, des Verharrenden, des „Rückständigen“ dokumentiert und damit unentwegt zum laufenden Wandel der Gesellschaft wesentlich beigetragen. Und tun dies in der Regel auch heute noch. Der Wahlspruch der Secession: „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“ dokumentiert das auch nach mehr als hundert Jahren seit seiner Formulierung nicht nur verbal in beeindruckender Weise gegen Verbohrt- und Engstirnigkeit, gegen Vorurteile, gegen alle, die das Rad der Zeit auch im Kulturbetrieb zurückdrehen und entscheiden wollen, wie Kultur und Kunst sich gefälligst darzustellen haben.

Ein Virus hat eine zutiefst folgenschwere Zäsur in unsere aller Lebensumstände geschlagen, die nicht zuletzt auch für die Kultur und ihr bislang breitgefächertes Angebot nicht leicht zu schließen sein wird. Der „Kulturfüchsin“ sind vor allem die Off-Theaterszene und die unzähligen kreativen Köpfe, die oft ohne Subventionen auch ohne Corona täglich ums Überleben kämpfen ein besonderes Herzensanliegen. Das Off-Theater mit all seinen unzähligen Kellertheatern und freien Gruppen ist experimentierfreudig, auch und vor allem weil es dem Pulsschlag der Menschen, ihren Lebensumständen und Gewohnheiten, in der Regel besonders nahekommt. Die Zukunft vieler Bühnen und Initiativen angesichts des Jetzt nicht gerade leicht zu definieren. Was geschieht mit den zahlreichen Kleinkunstbühnen, den Kabaretts, den Dichterlesungen, den Kellerkonzerten etc. wenn sie mangels ungenügender finanzieller Ausstattung die Segel streichen müssen? Statt gesellschaftliche geistige Bereicherung unzumutbare Verarmung.

Soziales Gefüge bedroht

Corona bedroht – wenn nicht intensiv und damit nicht zuletzt finanziell entscheidend gegengesteuert wird – das Gesundheitssystem und ganzheitlich das soziale Gefüge, zu dem nicht zuletzt Kultur und Kunst wesentliche Beiträge leisten. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Deshalb hegt auch die „Kulturfüchsin“ diese, dass nämlich die Regierenden bei der konkreten Umsetzung des Rettungspakets dem Kulturbereich – und dabei auch den unzähligen kleinen Bühnen dieser Stadt – dem ihm zustehenden Stellenwert einräumen. Die „Kulturfüchsin“ und ihr Team werden sich auch im Corona-Zeitalter jedenfalls nicht in ihren Bau zurückziehen, sondern die weitere Entwicklung mit ausgeprägtem Blick beobachten und artikulieren – gerade jetzt sind auch die Medien aufgefordert die Kulturschaffenden dieses Landes zu unterstützen.

Geschrieben von Sandra Schäfer und Stefan Weinbeisser