Ein lockerer Spruch auf den Lippen, stets bereit sich für die Hilflosen dieser Welt einzusetzen und böse Mitmenschen zu verdreschen. Bud Spencer und Terence Hill waren das komödiantische Erfolgsduo der 70er und 80er Jahre. Noch heute laufen ihre Filme (wenn auch leider zumeist immer die gleichen) regelmäßig im Fernsehen sämtlicher Länder. Vor allem in Mitteleuropa dürfte es kaum jemanden geben, der die beiden Italiener, die sich mit englischen Namen aufmachten den Markt in Übersee zu erobern, nicht kennt. Auch wenn es mit dem cineastischen Eroberungsfeldzug in den USA den Vorstellungen gemäß nicht geklappt hat, eine Goldgrube waren ihre Filme allemal. Noch heute, über zwei Jahrzehnte nach ihrem letzten gemeinsamen Werk, existieren rund 5.000 Fangruppen. Von der Filmkritik belächelt, hat sich das dynamische Team unbestritten einen fixen Platz im Herzen der Zuschauer erobert. Insofern ist es wenig verwunderlich, dass der aktuelle Dokumentarfilm „Sie nannten ihn Spencer“ aus einer Faninitiative heraus entstanden ist.

Mehrere Jahre hat der aus dem Waldviertel stammende Regisseur Karl-Martin Pold für sein Projekt die nötigen finanziellen Mittel aufgestellt. Von den Filmförderungen zunächst abgelehnt, konnte er die Gelder für die Realisierung schließlich mittels Crowdfunding-Kampagne „erwirtschaften“. Viele Fans haben Geld gespendet, um im Abspann gemeinsam mit Bud Spencer genannt zu werden, berichtet Pold. Bald war auch klar, dass ein Film über die kultige Pranke Bud Spencer nur in Kooperation mit den Fans entstehen konnte. Und so machte sich Pold auf, ganz in der Tradition der Filme zwei Buddies zu finden, die vor der Kamera dem Idol ihrer Kindheit näher kommen sollten. Als Roadmovie, als aberwitzigen Fan-Film bezeichnet der junge Filmemacher seine Arbeit, in der ein blinder Bankangestellter und ein Ex-Polizist, der als Jugendlicher nach einem schweren Unfall Heilung in den Filmen des Duos fand, sich auf die Suche nach der schwer aufzuspürenden „Keule Bud“ begeben. Im Zuge ihrer durch mehrere Länder Europas führenden Reise treffen die beiden Filmhelden Jorgo und Marcus auf alle möglichen Weggefährten der bekannten Schauspieler. Darunter auch jene, die am Phänomen Spencer/Hill maßgeblich beteiligt waren. Vom Musiker Franco Micalizzi, der u.a. die Filmmusik für die erfolgreiche Western-Parodie „Die linke und die rechte Hand des Teufels“ schrieb (noch heute existieren zahlreiche Handy-Klingeltöne seiner Lieder), über Nachkommen des Regisseurs Enzo Barboni (dem Erneuerer des Genres) und dem verantwortlichen Stunt-Koordinator Ottaviano Dell’Acqua bis hin zum für die deutsche Synchronfassung zuständigen Rainer Brandt.

Mit „Schnodder-Deutsch“ zum Erfolg geprügelt

Brandt war an dem Erfolg der Filme im deutschsprachigen Raum – in den 70er Jahren brachen die Filme des Duos Rekorde an den Kinokassen – immerhin nicht unbeteiligt. Als Synchronsprecher von amerikanischen Filmen über Halbstarke hatte er sich bereits mit der Übersetzung einer angemessenen Sprache einen Namen gemacht und war mit seinen Arbeiten zu Serien wie „die Zwei“ zum Erfinder des so genannten „Schnodder-Deutsch“ geworden. Bei den Spencer/Hill-Filmen war Brandt verantwortlich für die flotten Sprüche. Dass dabei vieles – kaum waren die Lippen der Schauspieler nicht zu sehen – erfunden wurde, ist mittlerweile ausreichend bekannt.

Was allerdings weniger Menschen wissen, ist, dass sowohl Spencer, der im richtigen Leben eigentlich Carlo Pedersoli hieß, als auch der als Terence Hill bekannte Mario Girotto in der italienischen und englischen Version der Filme nicht mit ihrer Original-Stimme zu hören waren. Die Filme wurden zwar in englischer Sprache gedreht, wurden aber aufgrund des Akzents der Schauspieler nachsynchronisiert. Und auch die italienische Version wurde im Nachhinein von anderen Schauspielern eingesprochen. Im deutschen Sprachraum zeichnete seit den frühen 70er Jahren Thomas Danneberg für die Stimme von Hill verantwortlich. Danneberg konnte von Pold als Sprecher für die Doku gewonnen werden.

Der Text, den er spricht, ist angelehnt an die Spencer/Hill-Filme, locker gehalten. Auch die beiden Helden der Doku Jorgo und Marcus pflegen einen lockeren, Sprüche klopfenden Umgangston miteinander. Viele ihrer Dialoge sind den Dialogen ihrer Vorbilder nachempfunden – das kann mit der Zeit allerdings ermüdend wirken. Obwohl das Schicksaal der beiden berührt und ihre Motivation einmal ihrem Idol gegenüber zu stehen mitunter verständlich wirkt, zählen die übertrieben in Szene gesetzten Häckeleien des Fan-Duo zu den eher weniger gelungenen Momenten der Films. Interessant sind vor allem die Interviews – u.a. konnte für die Doku auch Terence Hill für ein Gespräch gewonnen werden – sowie die Hintergrundinformationen. Vor allem das abenteuerliche Leben von Multitalent Carlo Pedersoli, der sich sowohl als Schwimmprofi, Wasserballspieler, Erfinder und Geschäftsmann durchs Leben schlug, dürfte auch für Nicht-Fans des beherzten Duos mit den kräftigen Fäusten von Interesse sein. Letztendlich bleibt „Sie nannten ihn Spencer“ aber ein Film von Fans für Fans – und das sind mehr als man denkt.

Für alle, die mehr über das Spencer/Hill-Universum wissen wollen, empfiehlt sich ein Blick 
in Christian Hegers wissenschaftliche Publikation „Die rechte und die linke Hand der 
Parodie“. Heger, der auch in „Sie nannten ihn Spencer“ des Öfteren zu Wort kommt, versteht 
es die Erfolgsgeschichte von Bud Spencer und Terence Hill gut leserlich aber doch in 
wissenschaftlicher Manier in das italienische Filmgeschehen der Zeit eingebettet seinen 
Lesern näher zu bringen.

Heger, Christian: Die rechte und die linke Hand der Parodie“. Schüren Verlag GmbH. 
Marburg 2009. 218 Seiten. ISBN 973-3-89472-664-5.

Sie nannten ihn Spencer. Ein Film von Karl-Martin Pold. Mit Marcus Zölch, Jorgo Papasoglou. Österreich/Deutschland. 122 Minuten.

Kinostart: 27. Juli 2017

Fotos © www.budspencermovie.com / Thimfilm und © Epofilm / Buddy Lane Productions / Thimfilm

Geschrieben von Sandra Schäfer