Sie war (zumindest laut Max Reinhardt) die schönste Frau der Welt. Heute wird sie von den meisten zumeist mit der Technik des Bluetooth, als dessen Vordenkerin sie gilt, in Verbindung gebracht. Weniger bekannt ist, dass Hedy Lamarr sich als eine der ersten Frauen mit einer eigenen Filmproduktionsfirma versuchte – und scheiterte. Auch in Sachen Liebe war ihr (mit sechs Ehemännern) wenig Glück beschert. So soll sie einmal auf die Frage, wann sie am glücklichsten gewesen war, „zwischen den Ehen“ geantwortet und zu einem Scheidungsprozess gar einmal eine Schauspielerin in Vertretung geschickt haben – und das, obwohl sie ihre erfolgreichsten Auftritte laut eigener Aussage „vor Gericht“ absolvierte. Ein interessantes Statement, wenn man bedenkt, dass Hedy Lamarrs schauspielerisches Talent im Gegensatz zu ihrer Schönheit regelmäßig Anlass zu Diskussionen bot. Derweil braucht(e) es für Lamarr nicht viel, um glamourös zu wirken. „Jedes junge Mädchen kann glamourös sein. Es muß nur stillstehen und dumm schauen“, lautete ein weiteres bekanntes Bonmot der Diva. Letzteres fand auch Eingang auf der Bühne des Schubert Theaters.

Von resolut bis verwirrt – Puppen sind auch nur Menschen

In „die Gesichter der Hedy Lamarr“ ließen Regisseurin Kai Anne Schuhmacher und Schauspielerin Soffi Povo die Hollywood-Diva im Schubert Theater als Puppe einen Blick in die Vergangenheit werfen. In der aktuellen Produktion „Spaziergang für die Figur“ haucht Povo der in Wien als Hedwig Kiesler geborenen Ikone erneut Leben ein. Und das so wunderbar, dass man gerne noch länger lauschen würde. Doch schon nach wenigen Minuten heißt es für die Besucher:innen erneut hinaus ins Tageslicht zu treten und die Figur (passend für eine in die Jahre gekommene und am Ende ihres Lebens, ob unzähliger Schönheitsoperationen, zu einer Karikatur ihrer selbst gewordenen Hollywoodikone) im Zuschauerraum zurückzulassen. Puppenspielerin Soffi Pavo brilliert allerdings erneut eine Park- und Theaterhofrunde weiter in der Rolle der Anna Demel.
Als ehemalige legendäre Chefin der berühmten k. & k. Konditorei liefert die Geschäftsfrau mit Händchen fürs Marketing (sie führte unter anderem Konfektschachteln im Stil der Wiener Werkstätten ein) im Rahmen einer inszenierten Interviewsituation dem Publikum den einen oder anderen Schwank aus ihrem Leben. Auf bestimmte Fragen schweigt die resolute Dame jedoch – so einiges aus dem Leben der Unternehmerin dürfte noch mehr Aufarbeitung benötigen. Eine Biografie zu Anna Demel gibt es bis dato keine, die Quellen erwiesen sich laut Simon Meusburger (gemeinsam mit Lisa Zingerle Text und Regie) als spärlich.

Anders sieht die Lage bei Nikola Tesla aus. Der berühmte Elektro-Ingenieur hat der Nachwelt seine eigene Autobiografie hinterlassen. Auch in dieser Szene überzeugen sowohl Puppe sowie Angelo Konzett als Schauspieler. Der in Kroatien geborene Physiker und Erfinder zeigt sich im Arne-Karlson-Park von seiner empfindsamen und skurrilen Seite. Die Szene dient zugleich als Vorschau auf die erste Premiere der kommenden Saison. „Gegenlicht – oder Tesla 369“ wird am 18. September 2023 zum ersten Mal zu sehen sein, während „Blade Runner – Das Märchen Mensch“ im September im Schweizer Theater Ticino über die Bühne gehen wird. Noch bis Ende Juni ist der Androide Buddy aus Blade Runner im Hof des Schubert Theaters zu erleben und berichtet mit wechselnder Stimme (Soffi Povo und Angelo Konzett) von einer Zeit als im Bezirk Alsergrund noch die U5 fuhr. Einen Blick in die Zukunft können die Besucher auch in der Szene werfen, die dem Programmierer Aaron Swartz gewidmet ist. Schwarz feiert seinen Auftritt im Stück als Projektion mittels AR-Technologie. Sein Manifest für einen freien Zugang von Information im Netz wird von den Schauspielern gesprochen und ist auf der Homepage des Theaters auch online abrufbar.

Der Zeit voraus. Spaziergang für die Figur
Termine: 10. und 11., 17. und 18. sowie am 24. und 25. Juni. Am Samstag immer um 16:00, Sonntag um 11:00 und 15:00 Uhr.
Mit Soffi Povo, Markus-Peter Gössler, Angelo Konzett
Schubert Theater
Währinger Str. 46
1090 Wien
www.schuberttheater.at

Geschrieben von Sandra Schäfer