Eine 400m2 große Halle, schmutzige Wände und ein Holzboden, der schon einmal bessere Zeiten gesehen hat. Ein kleiner Ofen, in dem ein Feuer flackert, an der Längsseite gleich beim Eingang – im Falle der Galerie „Die Schöne“ Zutaten um sich wohl zu fühlen.
Seit zwei Jahren werden in der schmucken Fabrikhalle, eine ehemalige Tapeziererei in Wien Ottakring, diverse Veranstaltungen organisiert. Einzige Voraussetzung: es muss sich dabei um ein kreatives Projekt handeln. „Firmenpartys diverser Großkonzerne ohne künstlerischen Kontext veranstalten wir hier nicht“, erzählt Florian Appelt. Der junge Grafik- und Druckgrafikstudent ist seit einem halben Jahr in der Galerie im Auftrag der Besitzer, einem Architektur- und einem Eventbüro-Betreiber, für Akquise und Kuratierung zuständig. Sein „Büro“, ein Atelier, befindet sich eine Türe weiter. Es riecht nach Teer.
Nicht der einzige Geruch, der einem an diesem Abend in die Nase steigt. In der großen Ausstellungshalle duftet es mittlerweile nach Wein und Brötchen. Langsam treffen die ersten Gäste ein. Drei Tage lang werden die Fotografien der jungen Künstlerin Maria L. Felixmüller die Wände zieren. Ihre großformatigen Arbeiten wurden an einem Seil befestigt, das den Raum durchspannt.
Eine eloquente Lösung – nicht immer nimmt sich die Raumgestaltung einfach aus. Florian Appelt sieht das aber eher als Vorteil: „Wir arbeiten sehr stark mit dem Raum, das ist etwas, das uns von normalen Galerien, die Ausstellungen im White Cube gestalten, unterscheidet“. Die Halle dient als Experimentierfläche. Die jungen Künstler, die hier arbeiten, können im professionellen Rahmen Ausstellungen gestalten und so lernen. Auf einer solchen Fläche der reinste Luxus. „400m2 Nutzugsfläche ist etwas, das du als junger Künstler sonst nicht bekommst. Bist du bei so einer Ausstellungsfläche angelangt bist, ist es dir vermutlich schon egal“, erklärt Appelt.
In den Sommermonaten soll die große Ausstellungshalle zudem zum Atelier umfunktioniert werden. Derzeit sei man damit beschäftig Künstler einzuladen. Im Anschluss sollen die Arbeiten präsentiert und verkauft werden. Wessen Arbeiten überzeugen kommt in die Sammlung des Hauses.
Zudem organisiert Appelt unter dem Motto „Kunst und Käse“ Veranstaltungen, die dem künstlerischen Austausch mit bereits erfahrenen Kollegen dienen. Das Aufbauen eines Netzwerkes ist in der Kunstwelt extrem wichtig, weiß auch Appelt: „Alleine ist ein Künstler nichts“.
Im Fabrikgelände haben die jungen Künstler die Möglichkeit für ein Jahr mietfrei zu arbeiten und sich untereinander auszutauschen. Einen Wermutstropfen bildet im Winter vor allem die Kälte – eine Fabrik ist nicht leicht zu heizen. Dafür befindet man sich durchaus auf kunstgeschichtlich interessantem Boden. Beherbergte die Tapeziererei einst auch die Werkstatt, in der Franz West seine Möbel herstellen ließ, informiert Appelt noch zum Schluss. Zeugnisse davon lassen sich noch auf dem Dachboden ausfindig machen. Doch der steht an diesem Abend nicht zur Besichtigung bereit.
Galerie „die Schöne“
Kuffnergasse 7
1160 Wien
www.dieschoene.at
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