Während es im angelsächsischen Raum eine lange Tradition des schwarzen Humors im Film gibt, ist dieser in der italienischen Filmgeschichte eher unterrepräsentiert. Große Dramen und romantische Komödien präg(t)en – abseits großartiger Genrefilme (vor allem der 60er und 70er Jahre) – lange Zeit die Filmlandschaft. Unvergessen Adriano Celentano und Ornella Muti als sich umschwänzelndes Liebespaar. Aber auch Sophia Loren und Marcello Mastroianni, Fernandel und Gino Cervi (Don Camillo und Peppone) haben sich als ungleiches Paar unterhaltsam in die Herzen der Zuschauer gespielt – um nur die bekanntesten zu nennen.
Fabio De Luigi und Miriam Leone – die bisher hauptsächlich in Dramen zu sehen war – haben es dementsprechend nicht leicht in dieser Riege der ungleichen (Liebes)Paare einen komödiantischen Hit zu landen (Der Film wurde immerhin für das Silberne Band des „Sindacato Nazionale Giornalisti Cinematografici Italiani“als beste Komödie des Jahres nominiert). Er – ein überengagierter Steuerfahnder. Sie – eine Restauratorin, der der Staat für die Restaurierung mehrerer Kunstschätze 160.000 Euro schuldet und die, um ihren Lebensunterhalt und den ihrer zwei Angestellten zu bestreiten, auf die Rente ihrer Großmutter angewiesen ist. Als die vom Einfrieren angetane ältere Dame jedoch unvermutet stirbt, wird sie kurzerhand selbst zwischen die handgemachten Tortellini auf Eis gelegt, um so die weitere Ausbezahlung sicherzustellen.
Ein Stoff, der geradezu prädestiniert dafür erscheint die Lachmuskeln zu befeuern. Zudem spielen sowohl De Luigi als auch Leone ihre Rollen souverän. Trotz allem lässt einen das Geschehen in der ersten Hälfte des Films – abgesehen von einigen slapstickartigen Einfällen, die Luigi bei der Überführung diverser Steuerbetrüger zeigen – die meiste Zeit über relativ kalt. Zu offenkundig konstruiert, jene gewisse Leichtigkeit, die der italienischen Komödie oft anheftet, missend, wird auf die Begegnung der beiden hingearbeitet. Als es soweit ist, genügt nur ein Blick für den rechtschaffenen Beamten, während die hübsche verzweifelte Restauratorin zunächst unberührt, später gar abstoßend reagiert. Der Funke springt erst über als der tollpatschige Simone der vermeintlichen Großmutter – die Angebetete in Verkleidung – sein Herz ausschüttet und dabei unerwartete Einsichten in die Persönlichkeit der von ihren Eltern als Kind Verlassenen offenbart. Claudia ist endlich aufgetaut. Von da an jagt eine Liebesszene die nächste. Dem Glück könnte nichts mehr im Wege stehen – wenn da nur nicht die tiefgefrorene Großmutter (großartig die meiste Zeit stocksteif halb vereist Barbara Bouchet) wäre – und schon ist man mitten drinnen im Tumult. Verwechslung, Verfolgung – auch das kennt man alles zur Genüge aus dem Kino. „Nonna Mia (Metti la nonna in freezer)“ bringt im zweiten Teil wenig Neues, gestaltet das Ganze aber durchaus flott und unterhaltsam.
Als Vorbilder in puncto Dynamik berufen sich die Regisseure, die sich als Kinder der 90er Jahre ihre ersten Lorbeeren mit Filmen im Internet verdienten, auf keine geringeren als Scorsese, Guy Ritchie, Edgar Wright, aber auch dezente Anklänge an Filmklassiker wie „Immer Ärger mit Harry (The Trouble with Harry)“ von Alfred Hitchcock oder „Immer Ärger mit Bernie (Weekend at Bernie’s)“ lassen sich ausfindig machen.
Dass der Film letztendlich doch noch die Lachmuskeln so manchen Besuchers zu reizen versteht, liegt nicht zuletzt vor allem aber auch an der oftmals tristen in Italien herrschenden Realität, die stark ironisiert kritisiert wird. Davon hätte man sich mehr gewünscht.
Nonna Mia – Liebe ohne Abzüge (Metti la nonna in freezer). Ein Film von Giancarlo Fontana und Giuseppe Stasi. Mit Miriam Leone, Fabio De Luigi, Barbara Bouchet. IT 2018. 100 Minuten
Kinostart: 2.8.2019
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