Es war ein großes Staunen, das damals nach der Öffnung Japans durch Europa ging. Über zwei Jahrhunderte hatte sich das Land der aufgehenden Sonne bedeckt gehalten. Bis der junge Tenno Mutsuhito unter der Regierungsdevise „Meiji“ (strahlende Herrschaft) das Machtzepter in Japan übernahm und eine Öffnung gen Westen vollzog. Die Folge: Eine Welle der Japanbegeisterung (der so genannte Japonismus) schwappte über Europa, die auch vor dem österreichischen Kaiserreich nicht Halt machte. Bald war man auch im Land des Doppeladlers mächtig angetan von den Errungenschaften der japanischen Kultur – die vor allem durch die Wiener Weltausstellung von 1873 große Bekanntheit erlangte. Japan präsentierte sich mit einer Vielzahl an Kunstwerken erstmals der westlichen Öffentlichkeit. Ein Großereignis, das bis heute vielfältige Spuren in der Stadt hinterlassen hat. Wie groß der Einfluss der japanischen Kunst auf die österreichischen Künstler war, davon zeugt unter anderem der Entwurf von Gustav Klimts Fries für die Brüsseler Villa Stoclet. Zu sehen ist er im Wiener Museum für angewandte Kunst (MAK).

Das Museum besitzt zudem viele der Stücke, die damals bei der Weltausstellung präsentiert wurden. Mit 25.000 Exponaten gilt die Schausammlung „Asien“ als eine der umfangreichsten und bedeutendsten europäischen Sammlungen für Kunst und Kunstgewerbe aus dem asiatischen Raum. In den vergangenen zwei Jahren hat die Schausammlung eine Neukonzeption durch den renommierten japanischen Künstler Tadashi Kawamata erfahren. In raumhohen Vitrinen aus ungehobeltem Holz werden sowohl wertvolle Lackarbeiten als auch Malereien und Keramiken präsentiert. Im Zentrum des Raumes befinden sich wertvolle Objekte der chinesischen Ming- und Quing-Periode.

Asiensammlungen im Weltmuseum

Eine reiche Auswahl an Schaustücken aus dem asiatischen Raum findet sich auch im Weltmuseum in der Neuen Burg. Das Museum beherbergt ebenfalls Objekte von der Weltausstellung. Andere Kostbarkeiten wurden von österreichischen Gelehrten und Adeligen auf ihren ausgedehnten Forschungsreisen erworben und dem Haus geschenkt. Darunter beispielsweise zwei seltene japanischen Giaku-Masken aus dem 9./10. Jahrhundert. Objekte, die Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich von seiner Japanreise mitbrachte. Zum Besitz des Museum zählen aber auch Ausstellungsstücke aus dem japanischen Alltagsleben wie eine Zahnbürste zum Schwarzfärben der Zähne, eine Praxis, die als Schönheitsideal der Edo-Zeit galt. Aber auch für neumodische Stücke wie eine Palette an „Plastic Food“ schlägt das museale Sammlerherz. Mit über 30.000 Objekten alleine aus Süd- und Südostasien beherbergt das Haus zudem u.a. Figuren des vietnamesischen Wasserpuppentheaters, Statuen der Khmer, taoistische Malereien, Buddhastatuen aus Thailand sowie Kopfjagdtrophäen der Naga. Ausstellungsstücke aus Malaysia, Brunei, Singapur, Indonesien, Timor Leste und den Philippinen ergänzen die Sammlung des Weltmuseum, das sich ab Herbst 2017 im neuen Gewande präsentieren wird.

Kulinarisches

Wer nach so viel fernöstlicher Geschichte und Kultur Lust auf die eine oder andere asiatische Köstlichkeit bekommen hat, ist in der österreichischen Donaumetropole gut aufgehoben. Auch wenn es in Wien kein „Cina Town“ gibt, so verfügt die Stadt doch über eine stattliche Anzahl asiatischer Lokale, die von Sushi über Tempura bis hin zur Peking Ente alles zubereiten, was die asiatische Küche zu bieten hat. Wer beispielsweise japanisches Essen liebt, sollte unbedingt dem kleinen, immer gut besuchten „Mochi“ einen Besuch abstatten. Für Liebhaberinnen und Liebhaber  chinesischer Küche ist vor allem das „On“ oder das „Kiang Wine and Dine“ einen Besuch wert. Vietnamesisch ist man am Besten im „Vietthao“, „Nguyen’s Pho House“ oder im „Good Morning Vietnam“. Immer beliebter in den letzten Jahren wird auch hierzulande die koreanische Küche. Köstliches Essen und freundliche Bedienung erwarten die Gäste im „Yori“.

Wer sich hingegen lediglich eine Tasse Tee genehmigen möchte, findet im Teehaus „Artee“ eine reiche Auswahl. Zum Verkauf stehen sowohl Grüntees und chinesische Kräutertees als auch authentisches Teezubehör für die chinesische oder japanische Teezeremonie. Bereits seit 1862 verwöhnt das älteste Teefachgeschäft Wiens, „Jäger Tee“, seine Kunden mit einer exquisiten Auswahl. Eine Besonderheit bildet die reiche Auswahl an Buddha-Statuen und Produkte rund um Ingwer. Die beliebte Wurzel aus Asien ist – neben ihrem erfrischenden und wohltuenden Geschmack – übrigens auch ein beliebtes Heilmittel bei Kater. Wer auf chinesische Medizin schwört, wird in Wien übrigens ebenfalls gut umsorgt. Eine Vielzahl an Apotheken (u. a. die „Apotheke am Stephansplatz“) versteht sich mittlerweile auf das Mischen chinesischer Kräuter, zudem finden sich auch Akupunkturpraxen flächendeckend in der Stadt.

Kuscheln und Meditieren

Weniger Ingwer und medizinische Kräuter als vielmehr Katzengras findet sich hingegen seit Mai 2012 auf der Speisekarte im Café „Neko“. Das Besondere an diesem Kaffeehaus: hier werden nicht nur japanischer Tee, brasilianischer Café und selbstgemachter Kuchen gereicht – wer Glück hat, bekommt auch eine Portion Zuneigung in Form einer von mehreren im Kaffeehaus beheimateten, schnurrenden Katzen serviert. Ein Trend, den Takako Ishimitsu aus Japan nach Wien brachte.

Bereits seit 1992 in Wien angesiedelt ist auch eine Auswahl japanischer Flora im Setagayapark. Der Park entstand aus einem Freundschafts- und Kulturabkommen des Wiener Bezirks Döbling mit dem Setagaya-Bezirk in Tokio. Die Grünoase lädt in der warmen Jahreszeit dazu ein, auf 4.000 Quadratmeter dem Großstadttreiben den Rücken zu kehren und die Seele baumeln zu lassen.
Wer spirituellen Beistand braucht um zur Ruhe zu kommen, dem bietet das 2011 in Wien eröffnete Shaolin-Tempel-Kulturzentrum Unterstützung. Neben buddhistischer Seelsorge und authentischen Shaolin-Zeremonien werden auch Kurse in buddhistischer Meditation, Qi Gong, Tai Chi, und Kung Fu angeboten.

Dem Austausch der Kulturen bzw. dem gegenseitigen Verständnis verschrieben hat sich das „Chinazentrum für Sprache und Kultur“. Wer nach der Absolvierung eines oder mehrerer chinesischer Sprachkurse die richtige Lektüre sucht ist in der chinesischen Buchhandlung „China Books“ in der Kettenbrückengasse gut aufgehoben.
Für Freunde japanischer Mangas empfiehlt sich hingegen ein Ausflug in einen von Wiens zahlreichen Comic-Läden (http://kulturfuechsin.at/comic-in-wien/) oder nach Schwechat. Jeden Sommer können Fans der modernen japanischen Kultur bei der jährlichen „AniNite“ im Multiversum ihrer Leidenschaft frönen. Was 2001 mit 70 Eingeweihten im Wiener Kulturzentrum WUK seinen Anfang nahm ist über die Jahre zu einer Veranstaltung mit über 15.000 Besucherinnen und Besuchern angewachsen. Auch heuer heißt es wieder „Konnichiwa“ in Wien.

MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst
Schausammlung Asien
Stubenring 5, 1010 Wien
Tel. (+43-1) 711 36-0
Öffnungszeiten: Di (MAK NITE©) 10.00–24.00 Uhr, Mi–So 10.00–18.00 Uhr, Mo geschlossen
Eintritt: 9,90 Euro/ ermäßigt 7,90 – 5,50 Euro
www.mak.at

Weltmuseum
Neue Burg
Heldenplatz, 1010 Wien
www.weltmuseumwien.at

Teehaus Artee – Fachgeschäft für hochwertigen Grüntee
Siebensterngasse 4, 1070 Wien
www.artee.at

Cafè Neko
Blumenstockgasse 5/Ecke Ballgasse
1010 Wien
Öffnungszeiten: täglich 10:00-20:00 Uhr
www.cafeneko.at

Shaolin Kulturverein
Bacherplatz 10/3, 1050 Wien
www.shaolinkultur.at

Setagayapark
Eingang Hohe Warte 9
www.wien.gv.at/umwelt/parks/anlagen/setagayapark.html

China Books
Kettenbrückengasse 22
1040 Wien
Tel.: 01/581-05-25

AniNite
Multiversum Wien Schwechat
Möhringgasse 2-4, 2320 Schwechat
www.aninite.at

Geschrieben von Sandra Schäfer