Kleine Bildchen aus Tusche, Collagen, Textiles oder Miniatur-Skulpturen: der „Kunstartomat“ in der Westbahnstraße bietet für jeden Geschmack das richtige Kunstwerk. Verpackt in einer Schachtel und mit Kontaktdaten und Beschreibungen zum Werdegang des Künstlers stellen die kleinen Investitionen nicht nur eine preisgünstige Möglichkeit dar an ein Originalkunstwerk zu kommen, sondern legen möglicherweise gar das Fundament für eine längerfristige Beschäftigung mit dem oder der jeweiligen Künstler/in.
Die kleinformatigen Kunstwerke – von zumeist Wiener Künstler*innen – werden regelmäßig in den Kunstartomanten nachgefüllt, eigenen sich hervorragend zum Sammeln und als ein etwas anderes Andenken aus dem Wien-Urlaub.

Herr Kanov, wie kam Ihnen die Idee Kunst im Automaten zu verkaufen?

Ich habe das Konzept des Kunstautomaten vor ein paar Jahren bei einer Berlinreise mit meiner Frau kennengelernt und war von der Idee sofort begeistert. Von dem Wunsch einen solchen Automaten auch hier in Wien aufzustellen bis hin zur tatsächlichen Inbetriebnahme, war es allerdings ein langer leidvoller Weg. Eine große Schwierigkeit bestand nicht nur darin einen geeigneten Automaten zu erstehen, sondern einen Aufstellungsort für ihn zu finden. Es gibt leider heutzutage kaum noch Hausbesitzer, die einen Automaten an der Hausfassade montieren lassen. Im Boden kann man so einen Automaten aufgrund diverser Richtlinien der für den Untergrund zuständigen Magistratsabteilung auch nicht verankern.

Sie konnten den Kunstartomat dann doch im Hausdurchgang zur Galerie Westlicht aufstellen. Wie ist die Kooperation entstanden?

Ich bin damals zu Peter Coeln (Leiter der Galerie WestLicht, Anm.d. Red.) gegangen und habe ihn einfach gefragt. Zuerst hat er abgewunken, aber seine Tochter, die damals für ihn gearbeitet hatte, ist von der Idee begeistert gewesen und so hat es sich dann doch noch ergeben. Peter Coeln hat uns in Folge sehr unterstützt. Bei dem Automaten handelt es sich um ein relativ neues Modell, das ich damals recht günstig aufgrund des in Lokalen verordneten Rauchverbotes von einem Lokalbesitzer erstehen konnte. Er funktioniert elektrisch und benötigt von daher Strom, weshalb von der Galerie ein Kabel in den Durchgang gelegt werden musste. Das Westlicht hat uns auch in anderen Dingen sehr supportet.

Der Kunstartomat funktioniert nach dem Zufallsprinzip. Das heißt, man weiß nicht, welche Arbeit von welchem Künstler, welcher Künstlerin man letztendlich ersteht? Wieso haben Sie sich für diese Variante entschieden?

Der Grund dahinter ist ganz einfach der, dass ich die etwas bekannteren Künstlerinnen und Künstler nicht den Unbekannteren vorziehen wollte. Es geht bei dem Artomaten nicht nur darum, Kunst niederschwellig unters Volk zu bringen, sondern auch eine künstlerische Plattform zu schaffen, von der die Künstler*innen profitieren können.

Wissen Sie von wem die Kunstwerke gekauft werden? Wie gestaltet sich generell die Nachfrage?

Seit wir im November 2019 mit einem großen Eröffnungsfest gestartet sind haben wir erstaunlich viele Werke an den Mann beziehungsweise an die Frau gebracht. Leider ist der Verkauf mit Beginn des ersten Lockdowns stark zurückgegangen und wir sind noch immer nicht auf dem Level, auf dem wir vor der Pandemie waren. Ich denke, das hängt auch damit zusammen, dass die Touristen weggefallen sind. Das WestLicht selbst ist auch über ein halbes Jahr geschlossen gewesen. Da profitieren wir sicherlich auch sehr von den Besucher*innen.

Welche Art der Kunst können die Besucher*innen im Automaten erstehen?

Vom Format her eigenen sich Fotografien und kleine Bildchen besonders gut. Wir haben aber auch Künstler und Künstlerinnen, die Figuren oder Reliefs zum Verkauf anbieten. Diese ungeheure Vielfalt überrascht mich eigentlich immer noch. In der ersten Charge hatten wir zum Beispiel einen jungen Künstler dabei, der 25 kleine Ölbildchen per Hand gemalt hat. Ulli Klepalski hat für den Automaten Collagen gemacht, die von der Seite über die Kante auch auf die Rückseite gehen. So etwas hatte ich davor auch noch nicht gesehen. Neu hinzu gekommen sind aktuell die Zeichnungen von Udo Hohenberger.

Mir ist aufgefallen, es gibt einen sehr starken Frauenanteil bei den Arbeiten, die im Automaten vertreten sind. Wie viele Werke von wie vielen Künstler*innen werden im Durchschnitt zum Verkauf angeboten?

Das mit dem hohen Anteil an weiblichen Kunstschaffenden ist ein Zufall und hängt stark mit meinem Freundes- und Bekanntenkreis zusammen. Ich bin selbst Künstler und organisiere jedes Jahr in der Josefstadt einen Atelierrundgang. Es gibt sehr viele Künstlerinnen, die im achten Bezirk leben und arbeiten. Zurzeit sind 12 Künstlerinnen und sieben Künstler mit 25 unterschiedlichen Arbeiten vertreten. Im Automaten haben bis zu 300 Schachteln Platz. Interessant zu erwähnen ist vielleicht auch noch, dass alle KünstlerInnen, bis auf Cornelia Caufmann, die aus Klosterneuburg stammt, aus Wien kommen.

Zur Person:
Walter Kanov wurde 1957 in Wien geboren. Er arbeitet als Architekturfotograf, Objektkünstler und Maler. Bis 2020 mit seiner Frau Libuša Organisation der Atelierrundgänge "im-achten-herum". Mitglied der Berufsvereinigung der bildenden Künstler Österreichs. 2019 hat er das Projekt des Kunstartomaten ins Leben gerufen.

Kunstartomat
Westbahnstraße 40, 1070 Wien
Kosten: 4 Euro
Nähre Infos zu den Künstlerinnen unter:
https://www.facebook.com/kunstartomat/

Geschrieben von Sandra Schäfer