Noch nie war es so einfach sich einen guten Überblick über eine Stadt zu verschaffen. Musste man im Mittelalter noch das höchste Gebäude oder einen nahen Hügel erklimmen um einen Eindruck von den Ausmaßen und der Anordnung der städtischen Infrastruktur zu bekommen, so helfen heute unzählige Karten und detaillierte Pläne sich zurecht zu finden. Ganz abgesehen von Google Earth, das ermöglicht ohne einen Fuß vor die Tür zu setzen virtuell zu reisen. Doch von allen technischen Errungenschaften und genausten Kartografierungen einmal abgesehen, ist es noch immer eine Besonderheit jene Straßen, durch die man gerade noch gewandert ist plötzlich von oben zu betrachten. Auch Wien bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten das urbane Gefüge aus der Vogelperspektive kennenzulernen.
Zu den bekanntesten und meist frequentierten Aussichtspunkten zählt bis heute der Stephansdom. Von dem 68 Meter hohen – unvollendeten – Nordturm oder von der 72 Meter hoch gelegenen Türmerstube des 137 Meter hohen Südturms hat vermutlich jeder Wiener – und sei es nur einmal als Volksschulkind – bereits die Stadt unter seinen Füßen liegen sehen. Und das seit Generationen. Immerhin geht die Grundsteinlegung des hohen Südturms auf das Jahr 1359 zurück. Hier befand sich besagte Türmerstube, in der die Türmer ab 1534 bis 1955 ihren Dienst versahen. So war es zu Beginn des 16. Jahrhunderts der Türmer zu St. Stephan, der im Brandfall Alarm schlug. Mittels einer roten Fahne bei Tag und einer Laterne bei Nacht zeigte er den am Boden befindlichen Truppen die Brandherde an.
Ebenfalls zu besichtigen ist der sagenumwobene Nordturm von Meister Puchsbaum, dessen Fertigstellung angeblich der Teufel verhindert haben soll. In der Regierungszeit von Kaiser Friedrich III wurde dieser Turmtorso errichtet. Heute ist hier die Pummerin untergebracht. Mit 21.383 kg Österreichs schwerste Glocke, die traditionell zu Silvester den Jahreswechsel einläutet.
Gleichfalls hoch hinaus kann man sich auf der Aussichtsplattform des Donauturms begeben. Mit 252 Metern überragt die 1964 anlässlich der Wiener Internationalen Gartenschau errichtete „Gebäudenadel“ nicht nur den Stephansdom um etliche Höhenmeter, sondern ist auch noch bei Bungee-Jumpern beliebt. Von 152 Metern kann man sich hier in die Tiefe fallen lassen. Für Begleitpersonen oder Menschen mit weniger ausgeprägtem Abenteuersinn steht in luftiger Höhe ein Drehrestaurant, das einen Rundumblick über die Stadt ermöglicht, zur Verfügung.
Über den Dächern speisen
Generell lässt sich in Wien oftmals gutes Essen mit guter Aussicht verbinden. Neben dem „Sofitel“ mit seinem schicken Restaurant und der Cocktailbar über den Dächern von Wien, bietet auch das Haus des Meeres mit der „Ocean’sky Bar“ Gaumenfreuden Über den Dächern von Wien. Besonders am Wochenende beliebt, ist der Dachboden des „25hours Hotels“. Exklusiv sitzt man auch in der „Sky Bar“ im Kaufhaus Steffl mit direktem Blick auf das Dach des Staphansdoms. Wer mit kleinerem Geldbörsel unterwegs ist und asiatische Küche mag, kann auf der Terrasse der asiatischen Restaurant-Kette „Akakiko“ im Kaufhaus Gerngross die Aussicht genießen. Ein Geheimtipp ist die Kantine am Dach des Justizgebäudes. Nach einem kleinen Sicherheitscheck kann dem Essen mit der „crème de la crème“ des österreichischen Justizwesens nichts mehr im Wege stehen.
Romantik pur verspricht hingegen ein Ausflug zum Schloss Wilhelminenberg im 16. Wiener Gemeindebezirk. Von der Terrasse des Hotels erschließt sich ein guter Blick über die Stadt. An ausgesuchten Sonntagen wartet das Hotel zudem mit speziellen Sonntags- oder Jazz Brunchs auf. Wenige Busstationen davor lockt die verträumte Villa Aurora zum Picknick im Grünen mit Sicht auf Wien.
Ebenfalls in Ottakring gelegen ist das Erholungsgebiet Steinhof. Eine Besonderheit bietet das Gelände vor allem wegen der von Otto Wagner entworfenen Kirche am Steinhof. Wer nach einem Besuch des sakralen Jugendstilgebäudes die Johann-Staud-Straße bergauf wandert, gelangt zur Vogeltennwiese mit der Jubiläumswarte. Hat man die 183 Stufen der Warte erst einmal erklommen wartet eine grandiose Aussicht über Wien auf alle Erschöpften. Wer im Anschluss die Johann-Staud-Straße weiter hinunter geht wird mit der 1884 erbauten Kuffner Sternwarte nicht nur ein weiteres historisches Gebäude entdecken, sondern kann dabei erneut in die Ferne blicken. Einen herrlichen Ausblick erhält man auch von den Anhöhen des Lainzer Tiergartens. Erst einmal den Anstieg geschafft, entfaltet sich beim so genannten „Wiener Blick“ ein herrliches Stadtpanorama vor den Augen der Spaziergänger.
Unterwegs in Döbling
Wer seinen Ausflug ins Grüne mit guter Aussicht verbinden will, wird auch im 19. Bezirk fündig. Auf dem 484 Meter hohen Kahlenberg wurde zudem Geschichte geschrieben. Im Zuge der zweiten Türkenbelagerung kam es hier zur entscheidenden Schlacht um die Befreiung Wiens, als die Truppen des Polenkaisers Jan Sobieski über die Wienerwaldhöhe kommend in den Rücken der türkischen Belagerer fielen. Die Sobieski-Kapelle mit der schwarzen Madonna erinnert noch heute an den so genannten „Befreier von Wien“. Noch höher als der Kahlenberg ist der Hermannskogel – mit 542 Meter der höchste Punkt von Wien.
Gerade im Sommer bietet der Bezirk mit seinen Weingärten ein beliebtes Ausflugsziel. Manchmal herrscht in den Weingärten an den Flanken des Leopolds- und des Nussberges ein reges Treiben. Gerne genehmigen sich die Wiener bei ihren Ausflügen ein Glas Rebensaft – am Besten gleich bei einer Buschenschank mitten in den Weinbergen.
Auf den Spuren der Kelten wandeln kann man mit dem keltischen Baumhoroskop am so genannten „Himmel“. Hier erfährt man nicht nur Wissenswertes über seinen Lebensbaum, sondern kann auch die renovierte Sisi-Kapelle besuchen. Erreichbar ist das elf Hektar große Himmel-Areal über die sich quer durch den Wienerwald schlängelnde Höhenstraße – mit 14,986 Kilometern ist dies die längste Straße in Wien. Beim Ausläufer des Wienerwaldes befindet sich eine weitere Besonderheit des Bezirks, die Hohe Warte mit dem „Naturstadium Hohe Warte“ und der „Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik“. Letztere ist für die Erforschung des Klimawandels sowie für den täglichen Wetterbericht Österreichs zuständig.
Wem das intensive Wandern jedoch zu anstrengend ist, der begibt sich am Bestens ins Wien Museum, wo zwei große historische Stadtmodelle Zeugnis von Wien liefern wie es einst gewesen ist. Noch bis Mitte September 2017 ist hier zudem die Ausstellung „Wien von oben“ zu sehen, die sich mit der Geschichte der Panoramen, Vogelschauen und Plänen beschäftigt.
Ausstellungstipp:
Wien von oben. . Die Stadt auf einen Blick
Noch bis 17. September 2017
Wien Museum Karlsplatz
Karlsplatz 8
1040 Wien,
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag & Feiertag, 10 bis 18 Uhr
www.wienmuseum.at
Info:
Stephansdom
Stephansplatz, 1010 Wien
Südturm
Öffnungszeiten: ganzjährig, täglich Montag-Sonntag 9:00 – 17:30 Uhr
Nordturm mit Aufzug zur Pummerin
Öffnungszeiten: ganzjährig, täglich 09:00 – 17:30 Uhr
http://www.stephansdom.at/
Donauturm
Donauturmstraße 4, 1220 Wien
Tel.: +43 (1) 263 35 72
www.donauturm.at
Sofitel
Praterstrasse 1
1020 Vienna
http://www.sofitel.com/de/hotel-6599-sofitel-vienna-stephansdom
Haus des Meeres
6; Fritz-Grünbaum-Platz 1, 1060 Wien
Tel +43 1 587 14 17
www.haus-des-meeres.at
25 hours hotel
Lerchenfelder Straße 1-3
1070 Wien
Tel: +43 1 521 51 0
https://www.25hours-hotels.com/
Sky Bar
Steffl Department Store
Kärntner Straße 19, 1010 Wien
T +43 1 5131712
https://www.steffl-vienna.at/de/skybar/
Akakiko
Mariahilferstrasse 42-48, Kaufhaus Gerngross, 5. Stock, 1070 Wien
Tel.: +43 1 057 333 150
www.akakiko.at
Kantine im Justizpalast
Schmerlingplatz 10, 1080 Wien
www.justizcafe.at
Austria Trend Hotel Schloss Wilhelminenberg
Savoyenstraße 2, 1160 Wien
Tel.: +43 (1) 485 85 03
www.austria-trend.at
Villa Aurora
Wilhelminenstraße 237, 1160 Wien
© Fotos: shutterstock, Hans Köppen, Sandra Schäfer, Wisocast, Wien Museum
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