Vermutlich kaum ein Spielbegeisterter, eine Spielbegeisterte in Österreich, der/die nicht im Laufe seines/ihres Lebens zumindest eine Version des von Piatnik herausgegebenen Klassikers „Das kaufmännischen Talent“ gespielt hätte. Der letzte Streich des beliebten Wiener Spieleverlags (in der Vergangenheit erschienen hier unter anderem bereits Sonderausgaben zu den Alpen oder rund um die der Wiener Hofburg) heißt „Das klimaneutrale Talent“ und ruft die Spieler*innen erstmalig dazu auf, gemeinsam in Aktion zu treten. Nicht nur, dass sich Kooperationsspiele derzeit besonderer Beliebtheit erfreuen – so sei das Weltklima schließlich auch nur gemeinsam zu retten, erklärt Dieter Strehl, Geschäftsführer von Piatnik.

Wälder pflanzen statt Hotels errichten

Die Idee, ein DKT-Spiel zu einem Umwelt-Thema auf den Markt zu bringen, sei Strehl aufgrund einer Anfrage der „Steirischen Bildungsdirektion“ beim Verlag, den Titel „Das ökologische Talent“ (angelehnt an „Das kaufmännische Talent“) für ein Schulprojekt verwenden zu dürfen, gekommen. Statt Häuser und Hotels zu erbauen, pflanzen die Spieler*innen beim klimaneutralen Talent Bäume und Wälder. Zudem gibt es die Möglichkeit beispielsweise Kohlekraftwerke in erneuerbare Energiequellen umzuwandeln. Ziel der Maßnahmen ist es, die CO2-Bilanz zu verbessern. Werden im Verlauf des Spieles nicht genug Kraftwerke umgewandelt oder kommt es (ausgelöst durch Wetterextrem-Karten) verstärkt zu Umweltkatastrophen wie beispielsweise Brände oder Überschwemmungen ist der Kampf um das Klima verloren.

17 SDGs zum Nachlesen

Eine eigene vom Verlag erzeugte Broschüre weist zudem auf die 17 von den Vereinten Nationen im Jahr 2015 verabschiedeten SDGs (Sustainable Development Goals) hin. „Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen“ zu treffen lautet die Aufforderung beispielsweise passend im SDG 13. Da die SDGs, die mittlerweile vor sieben Jahren beschlossen wurden, jedoch bis heute einem Großteil der Bevölkerung nach wie vor unbekannt sind, sei es für Strehl naheliegend gewesen, das Spiel „nicht ohne Heft“ zu machen. Man müsse etwas für deren Verbreitung tun, erklärt Strehl. „Etwas zum Durchblättern ist besser als einen Link zum Spiel dazu zu stellen. Den würden sich die Leute vermutlich nie anschauen.“ Wichtig war es zudem das Spiel aus nachhaltigen Materialien zu produzieren. „Wir haben beim Verlag noch nie auf Import aus Vietnam oder Indien, sondern immer auf Lieferanten in der Nähe gesetzt“, betont Strehl. Alle im Spiel verwendeten Komponenten – von der Folie der Spielschachtel aus einer biobasierten Zuckerrohr-Polymer-Folie bis hin zum FSC® zertifizierten Rohmaterial für Karten, Kartonplättchen und Spielplan – bestünden aus biologisch abbaubaren Materialien.

DKT – (Brett-)Spiel mit Geschichte

„Das kaufmännische Talent“ basiert auf dem von Elizabeth Magie patentierten Brettspiel „The Landlord’s Game“ – ein Vorgängerspiel des berühmten „Monopoly“. Mit dem Spiel – das nicht zuletzt auf den Theorien des Ökonomen Henry George beruht – wollte Magie auf die Gefahren des monopolistischen Landbesitzes hinweisen und das Übel der Geldvermehrung auf Kosten anderer zeigen. Ursprünglich existierten von daher zwei Spielevarianten. Die eine, deren Grundprinzipien sich bis heute gehalten haben, und eine zweite mit jener von Henry George vorgeschlagenen „single-tax“-Variante, bei der die Aufhebung des Grundeigentums thematisiert wurde. Das Spiel wurde jedoch von den Parker Brothers als zu kompliziert abgelehnt. Allerdings brachte der Brettspielehersteller in den 30er-Jahren eine vereinfachte Variante auf den Markt. Als Erfinder galt Charles Darrow, der das Spiel weiter entwickelt hatte und selbst vermarktete, bis er es schließlich nach ersten Erfolgen als Urheber an die Parker Brothers verkaufen konnte. Der Spielehersteller verschaffte sich im Lauf der Zeit beide Patentrechte, sowohl von Magie als auch von Darrow. In Österreich erschien es 1936 ursprünglich unter dem Titel „Spekulation“. Nach dem Anschluss an das Großdeutsche NS-Reich wurde es in DKT umbenannt, um der Zensur zu entgehen. Piatnik zeichnet seit 2008 für die Herausgabe des Spiels verantwortlich.

Go Goals!
Um für mehr Bekanntheit der 17 SDGs zu sorgen hat die UN unter anderem auch ein Brettspiel entwickelt. Ziel ist es die Jugend mit den 17 SDGs vertraut zu machen. Das Zubehör - Spielbrett, Würfel, Karten und Figuren - ist im Internet downzuloaden. Empfohlen ist „Go Goals!" für Kinder ab acht Jahren. Für die Spieler*innen heißt es beim erreichen bestimmter Spielfelder Fragen zu beantworten (darunter: Was ist Biodiversität? Warum ist eine gleiche Ausbildung wichtig? Wer sollte im Haus reinigen?)  - und so zu eienem besseren Verständnis unserer Situation auf der Erde zu gelangen und sich darüber bewusst zu werden, was man tun kann, um diese zu verbessern. 
https://go-goals.org/downloadable-material/
Recyceln
Materialien erkennen lernen, Abfälle trennen und recyceln: im neuen Spiel des Jumbo- Verlages lernen Kinder ab drei Jahren wie man einen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann. Das Spiel ist in der „ich-lerne-Reihe“ erschienen und besteht aus 46 Abfallplättchen und einer Drehscheibe. „Um den Planeten und Natur zu schonen“, wie es auf der Rückseite des Spielbrettes heiß, ist die Spieleanleitung via QR-Quote abrufbar.

Geschrieben von Sandra Schäfer