Rund 7.000 Uhren (an die 700 sind in der Ausstellung zu bewundern) vom schicken Fingerhut-Design bis hin zum mächtigen Turmuhrwerk machen das dem Wien Museum angeschlossene Uhrenmuseum zu einer der bedeutendsten Sammlungen Europas. Höchste Zeit also für die Kulturfüchsin der umfangreiche Sammlung historischer und extravaganter Zeitmesser zum Jubiläum einen erneuten Besuch abzustatten.

Ein Blick in die Vergangenheit

Eröffnet wurde das im historischen Wiener Innenstadt-Gebäude befindliche Museum bereits im Juni vor 100 Jahren. Als Initialzündung diente der Stadt unter anderem die Sammlung des Mittelschullehrers Rudolf Kaftan – ein leidenschaftlicher Sammler, dem das Museum auch sein ältestes Ausstellungsstück verdankt: ein rund 550 Jahre altes Uhrwerk mit Wecker, der den Turmherren an das Schlagen der Glocke erinnern sollte. Ebenfalls im selben Raum befindet sich das zweifelsohne größte Uhrwerk des Hauses. Das eiserne Turmuhrwerk von St. Stephan. Gebaut wurde es von dem Uhrenmacher Joachim Oberkirchner, der 1699 mit dem Bau beauftragt wurde. Er war damit der dritte Uhrmacher, dem die ehrenvolle Aufgabe zuteil wurde das heute wohl wichtigste Wahrzeichen Wiens, den Stephansdom, für die Zukunft zu rüsten. Generell lässt sich sagen, dass Wien relativ spät eine so genannte Räderuhr erhielt. Während man in Mailand bereits 1336 über solch ein mechanisches Wunder verfügte, zog die moderne Zeit in der Donaumetropole erst im Jahre 1415 ein.

Uhrenkunst aus Meisterhand

Einen Namen auf dem Gebiet der Uhrenkunst begann man sich hierzulande zwar spät, dafür dann aber richtig mit der so genannten „Laterndluhren“ zu machen. Diese speziellen Wanduhren in einem verglasten Gehäuse aus Holz gelten auch heute noch als Zeugen der Wiener Uhrmacherkunst zur Zeit des Biedermeiers. Das Museum verfügt über einige dieser kostbaren Stücke. Besonders kostbar für die Sammlung ist auch die vielseitig verglaste astronomische Kunstuhr des David a Sancto Cajetano aus dem 18. Jahrhundert. Die über zweieinhalb Meter hohe Standuhr verfügt über Anzeigen zur Messung von Mondalter und Mondphasen, jahreszeitlich verschiedenen Tag und Nacht Längen, der Erdnähe und Erdferne des Mondes sowie über die korrekte Zeit an 83 Orten. Während manch Uhrmacher davon träumen mag in seinem Leben auch einmal ein solches Meisterwerk zu konstruieren, wäre so mancher Laie hingegen schon glücklich diese Uhr überhaupt lesen zu können.

Einfacher gestaltet sich da die Zeiterkennung bei den zahlreichen anderen Wand-, Taschen- und Stehuhren des Museums, die sich wie das Kunstwerk Cajetanos noch in Betrieb befinden. Vorausgesetzt man findet die Zeiger. Was sich bei den so genannten Bilduhren (eine kleine in ein Ölgemälde eingebettete Uhr) auf den ersten Blick gar nicht als so leicht erweist. Als heißer Tipp gilt: immer nach dem Kirchturm Ausschau halten.

Ein Herz für Taschenuhren

Eine weitere Besonderheit des Museums bildet die Sammlung wertvoller Taschenuhren der österreichischen Schriftstellerin Marie Ebner von Eschenbach, der ein eigener Raum des ganze drei Stöcke umfassenden Museum gewidmet ist. Die Schriftstellerin war eine passionierte Sammlerin und Bewunderin des Uhrmachergewerbes, dem sie nicht zuletzt auch mit ihrem Roman „Lotti, die Uhrmacherin“ ein „zeitloses“ Denkmal setzte. Doch auch viele der anderen Exponate im Museum haben spannende Geschichten zu erzählen. Darunter die Standuhr Katharina Schratts, der Geliebten Kaiser Franz Josefs, oder die astronomische Kunstuhr des Wieners Franz Zajicek, die dieser für die Wiener Weltausstellung von 1873 vor knapp 150 Jahren konstruiert hat – tempus fugit, das gilt auch in Wien.

Info:
Wien Museum
Uhrenmuseum
Schulhof 1, 1010 Wien
Tel.: +43 1 533 22 65
www.wienmuseum.at
Das Uhrenmuseum ist ab 10. Juni 2021 nach mehr als einjähriger Covid-Pause wieder geöffnet!
Öffnungszeiten: Di. bis So. und Feiertag: 10.00 bis 18.00 Uhr
Eintritt: 7 Euro/ermäßigt 5 Euro/ Sonntags freier Eintrit

Geschrieben von Sandra Schäfer