Kleine Wesen, die sich von Socken ernähren, Mäuse auf Abenteuer, Geschichten von historischen Fabelwesen oder Bücher zum Selberfalten: Die tschechische Kinder- und Jugendliteratur ist (künstlerisch) vielfältig. Eine Auswahl aus dem Schaffen von zwölf Buchillustratorinnen und Buchillustratoren steht derzeit im „Tschechischen Zentrum“ bereit. Auch wer der tschechischen Sprache nicht kundig ist, kann sich – bei freiem Eintritt – einen kleinen Überblick verschaffen. Zu sehen sind die Arbeiten von Autorinnen und Autoren der jüngeren beziehungsweise mittleren Generation. Die Palette reicht von einfachen farblich minimalistischen Zeichnungen – wie man sie in den Werken von Anna Neborová (entzückend die Geschichten rund um das kleine Männchen „Cerveny panácek“) findet bis hin zu den detailreichen Werken von Pavel Čech. Die Bilder des gelernten Schlossers und Feuerwehrmanns strotzen nur so vor Kreativität und laden Kinder wie Erwachsene gleichermaßen zu fantasievollen Erkundigungen durch beispielsweise verwinkelte Gassen und verlassene Häuser ein.

Zum Entdecken animieren (wenn auch auf gänzlich andere Weise) die Bücher von Petr Nikl. Die Illustrationen des künstlerischen Tausendsassas (Nikl tritt neben seiner Tätigkeit als Künstler und Autor sowohl als Musiker und Theatermacher in Erscheinung) reichen häufig über die Textseiten hinaus und lassen sich – wie beispielsweise in seinem preisgekröntem Buch „Preshádky“ – durch Falten und Umlegen der Blätter zu neuen Bildern arrangieren.

Durch einen ungewohnten künstlerischen Zugang zur Kinderbuchliteratur stechen auch die Bücher von Nikls Weggefährten Frantisek Skála hervor. Der Künstler gestaltete eine Buchserie unter anderem mit Fotografien. Seine Protagonisten vor der Linse fertigte er aus natürlichen Materialien und Stoffresten. Nicht selten kommen auch comicartige Elemente zum Einsatz. Ein Kunstgenre, in dem die Prager Zeichnerin Lucie Lomová tätig ist. Ihre 1990 bis 2000 in einer Zeitschrift erschienene Comicserie über zwei kleine Mäuse ist mittlerweile auch in Buchform erhältlich.

Mit verschwundenen Socken zum Bestseller

Eine große Fangemeinde konnten sich auch die Bücher von Pavel Šrut und Galina Miklínová in den letzten Jahren erobern. Das Künstlerteam (Šrut ist für die Texte, Miklanová für die Illustrationen verantwortlich) arbeitete bereits für mehrere Buchprojekte zusammen. Für ihrem Roman „Lichožrouti“ erhielten sie den renommierten „Magnesia Litera“ Preis. Die Geschichte rund um eine Gruppe von seltsamen kleinen Wesen, die unbemerkt zusammen mit den Menschen leben und sich von deren Socken ernähren, hat mittlerweile bereits zwei Fortsetzungen sowie den Sprung ins Kino geschafft. Auch im deutschen Sprachraum wird mit Erscheinen der Übersetzung des ersten Teils („Die Sockenfresser“ ist ab März vom Fischer Verlag herausgegeben im Handel erhältlich) nun endlich das Geheimnis gelüftet, warum immer nur eine Socke eines Paares verschwindet. Die Leser erwartet eine gleichsam entzückende wie humorvolle Geschichte rund um die Themen Familie und Freundschaft.

Übersetzungen der meisten anderen Autoren lassen leider noch auf sich warten. Bis dahin heißt es für des Tschechischen nicht kundige Leser auf Übersetzungen in andere Sprachen zurückzugreifen oder sich die Bilder anschauen und sich seine eigene Geschichte erfinden.

12 Welten
Noch bis 30. März 2018
Tschechisches Zentrum Wien
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Tel.: +43-1-535 23 60
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© Titelbild: Petr-Foltýn

Geschrieben von Sandra Schäfer