Wenn eine Band „Ghost“ im Namen trägt, sind schon rein sprachlich der „Zauber“ und in Folge der Begriff „Zaubermusik“ nicht weit entfernt. Eine wahre Zaubermusik machen und spielen „The Ghost and the  Machine“ ganz zweifelsohne.

Gestartet 2013 von Gitarrist und Sänger/Songwriter Andi Lechner, der mit seinen Sechssaitern of choice – Resonator-Gitarren – von Anfang an einen unverkennbaren Sound pflegte, agieren „The Ghost and the Machine“ mittlerweile als Trio. Heidi Fial (Kontrabass, Perkussion, Stimme) stieg 2014 ein, 2016 folgten die Aufnahmen für das Debüt-Album „The Ghost And The Machine“ und im Frühling erste Konzerte mit Schlagzeuger Matthias Macht aus Dresden. So dynamisch diese Entwicklung ist, so beharrlich verweigern sie sich einer möglichen Erwartungshaltung. „Wir leisten keinen Beitrag zum westlichen Entertainment“ sagt Andi Lechner, gelassen und bestimmt.

Was andererseits nicht bedeutet, dass ihr Debütalbum oder ihre Konzerte nicht höchst unterhaltsam sind, auf ihre ganz eigene, faszinierende Art. „Wie erreicht ein Song einen Menschen?“ „Was würde ich selber gerne hören?“ Fragen, die sich „The Ghost and the  Machine“ zu ihrer Musik stellen und die sie, bei aller intellektueller Reflexion und künstlerischer Genauigkeit, nein, Entschlossenheit, die vom Spielen auf ausgewählten, alten Instrumenten bis zum liebevoll gestalteten Artwork von Album und (Internet-)Präsenz reicht, nicht wirklich paradoxerweise mit einer gehörigen Portion Intuition beantworten. Mit der Haltung Musik aus Momenten zu schöpfen, schöpfen zu können, deren unmittelbaren Energien. Wir reden (auch) vom Zauber von First Takes, von Raum und Zeit für Musik, für Sound sich zu entfalten und zu atmen, die „The Ghost And The Machine“ den zwölf Songs ihres Debüts geben und lassen. Raum und Zeit, die sich Lechner, Fial und Macht im Sinne ihrer Musik mit nahezu traumwandlerischer Sicherheit teilen. Nicht zuletzt hat sich das „Risiko Drummer“ („weil laut“), durch Machts dialogfähige Spielweise mehr als gelohnt, er bringt ein weiteres reiches Element in das ohnehin schon möglichkeitshältige Klang-Gefüge des in Wien lebenden und arbeitenden Duos Lechner – Fial.

„Blues For Napoleon“ heißt einer der prägnantesten Songs des im Helicopter Studio in Dresden mit Edgar M. Roethig in wunderbarem Sound aufgenommenen Albums, verweist in Text und Titel auf den legendären europäischen Feldherren – Cannot find a way to get a long, Blues for Napoleon“ – klingt dabei, wie diese Musik generell, „amerikanisch“. Im Sinne eines zeitlosen Amerikas, einer Idee, oder mehreren Ideen davon, die mit der tatsächlichen USA des Jahres 2016 wenig zu tun haben. Schon drängen sich Begriffe wie Americana, Blues oder (Dark) Folk auf, um „The Ghost And The Machine“ stilistisch zu schubladisieren.

Soll so sein und ja, diese Stile, diese musikalischen Dialekte spricht das Trio fließend und mit ganz eigenem Zungenschlag, ganz eigener Sprachfärbung. Einer, in der nicht zuletzt Jazz als Haltung und musikalisches Grundübereinkommen maximaler spielerischer Freiheit (auch wenig zu spielen …) mitklingt. „Ein Bild von Van Gogh hat mehr Blues als das neue Eric Clapton Album“ sagen „The Ghost and the  Machine“ und werfen damit ein verbales Schlaglicht auf die komplexe, aber klare Grundgrammatik ihrer Musik. Einer Musik, die sich auf ihrem ersten Album, dessen Veröffentlichung in Eigenregie durch Crowdfunding ermöglicht wurde, von Opener „Ordinary Things“ über „Love Takes Time“ bis zu „Purple Renegade“ und „Piles“ in seltener atmosphärischer Dichte und Stimmigkeit entfaltet. Wie ein Geschenk, wie ein Abenteuer für Menschen, die solche Geschenke annehmen und solche Abenteuer suchen.

THE GHOST AND THE MACHINE
20. Dezember 2016, 20 Uhr im Rahmen des musikalischen Adventkalenders
Vindobona
Wallensteinplatz 6, 1200 Wien

Andi Lechner – Resonatorgitarren, Vocals
Heidi Fial – Kontrabass, Percussion, Vocals
Matthias Macht – Schlagzeug

Infos
www.the-ghost-and-the-machine.com
https://www.facebook.com/theghostandthemachine
http://theghostandthemachine.bandcamp.com/
https://www.youtube.com/channel/UCmIpNWXgE4lQ-b4wF5hu3Hw

© Fotos: Mario Lang

Geschrieben von Rainer Krispel